Nati-Captain Lia Wälti wird 30
«Sie lässt sich für nichts verbiegen»

Vorzeigeprofi. Integrationsfigur. Aushängeschild. Lia Wälti ist mehr als nur eine sehr gute Fussballerin. Der Nati-Captain feiert heute Mittwoch seinen 30. Geburtstag.
Publiziert: 19.04.2023 um 10:48 Uhr
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Aktualisiert: 19.04.2023 um 10:50 Uhr
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Lia Wälti bestritt bisher 108 Länderspiele für die Schweiz.
Foto: TOTO MARTI
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Christian FinkbeinerStv. Fussballchef

«Offen, ehrlich, transparent.» Mit diesen Worten beschreibt Marion Daube, Frauenfussball-Chefin im SFV, Lia Wälti. Auch wenn man mit anderen Wegbegleitern über den Nati-Captain spricht, tönt es ähnlich. «Lia ist überlegt, intelligent und steht zu ihren Werten. Und sie lässt sich für nichts verbiegen», sagt Christian Schwab (30).

Der Berner kennt die 108-fach Nati-Spielerin seit seiner Jugend und arbeitet heute in der Berateragentur, die Wältis Anliegen vertritt. Die Rückmeldungen von Klubs, Verband und Sponsoren seien ausschliesslich positiv. «Lia ist sehr zuverlässig und eine Frohnatur.»

Über den Grund ihrer kleinen Auszeit hat Wälti kein Geheimnis gemacht. «Die letzten Wochen und Monate waren aus persönlichen Gründen schwierig und mental sowie psychisch anstrengend», liess sie nach ihrer vorzeitigen Abreise aus dem Nati-Camp auf Instagram verlauten. Eine Offenheit, die im Spitzensport ungewöhnlich ist, den Charakter Wältis aber zeigt.

Eine klare Haltung

«Was als Schwäche ausgelegt werden könnte, ist ihre Stärke. Sie ist ehrlich und authentisch», sagt Veronica Maglia (33). Die heutige Schweizer U17-Nationaltrainerin spielte einst bei YB an der Seite der defensiven Mittelfeldspielerin. Als Person sei Wälti bis heute die gleiche geblieben. «Sie hat ihre Bodenständigkeit bewahrt.»

Wälti weiss, woher sie kommt. Und sie ist eine, die über den grünen Rasen hinausschaut. Als es 2020 während der Corona-Pandemie um die Fortsetzung des Profibetriebs in England ging, plädierte sie für einen Abbruch der Saison, anstatt «Tausende von Pfund, Euro oder Franken auszugeben für Tests, die andere Leute brauchen könnten».

Auch über das Fussball-Business äussert sie sich immer wieder differenziert. «Ich fordere mehr Fortschritte für uns Frauen in gewissen Bereichen; mehr Zuschauer, mehr finanziellen Support. Aber diese Aufmerksamkeit, welche die Männer haben, ihr Geld und diesen Druck möchte ich nicht», sagte sie 2019 in einem Interview.

Anfänge bei YB

Ihren Wechsel in den Spitzenfussball vollzieht Wälti 2009, als sie zu YB stösst, wo sie die erste Saison dank einer Sonderbewilligung noch bei den U16-Junioren spielen darf. Ihre damaligen Teamkollegen heissen David von Ballmoos, Leonardo Bertone oder Michi Frey.

«Die Giele haben zu ihr geschaut, aber sie auch zu den Gielen», sagt der damalige Trainer Philipp Huber (51). «Sie war ein sehr aufgestelltes, anständiges, sympathisches Mädchen.» Bereits damals offenbarte sie die fussballerischen Qualitäten, die sie heute noch auszeichnen. «Sie hat offensiv wie defensiv das Spiel sehr gut gelesen», erinnert sich Huber.

Arsenals Wochen der Wahrheit

Wie die Männer in der Premier League stecken auch Arsenals Frauen mitten im Titelrennen. Heute Mittwoch treffen die «Gunners» auswärts auf Leader Manchester United. Nach Verlustpunkten liegt Chelsea, der Meister der letzten drei Saisons, in Front. Danach geht es für Arsenal Schlag auf Schlag. Nach den beiden Halbfinal-Spielen in der Champions League gegen Wolfsburg folgen im Mai die letzten Liga-Spiele, unter anderen auch das Direktduell gegen Chelsea. Der Champions-League-Final findet am 3. Juni in Eindhoven statt. Ab dem 13. Juni beginnt dann die Vorbereitung der Schweizer Nati auf die WM in Australien und Neuseeland (ab 20. Juli).

Wie die Männer in der Premier League stecken auch Arsenals Frauen mitten im Titelrennen. Heute Mittwoch treffen die «Gunners» auswärts auf Leader Manchester United. Nach Verlustpunkten liegt Chelsea, der Meister der letzten drei Saisons, in Front. Danach geht es für Arsenal Schlag auf Schlag. Nach den beiden Halbfinal-Spielen in der Champions League gegen Wolfsburg folgen im Mai die letzten Liga-Spiele, unter anderen auch das Direktduell gegen Chelsea. Der Champions-League-Final findet am 3. Juni in Eindhoven statt. Ab dem 13. Juni beginnt dann die Vorbereitung der Schweizer Nati auf die WM in Australien und Neuseeland (ab 20. Juli).

Danach folgt der Wechsel zu den YB-Frauen, bei denen Wälti – erst 17-jährig – sogleich Stammspielerin wird. «Ihre Ruhe am Ball hat mir schon damals imponiert», sagt Maglia. «Sie wusste bereits damals, was sie wann machen muss, und traf fast immer die richtigen Entscheide.»

Auch bei einer privaten Reise nach Berlin ist Wälti mittendrin und wird trotz Minderjährigkeit in das Berliner Nachtleben geschleust. «Sie war sehr schnell in der Mannschaft integriert und wurde dadurch auch sehr schnell erwachsen», sagt Maglia. Später wird Wälti in der Nähe Berlins auch fussballerisch erwachsen, spielt sie doch von 2013 bis 2018 für den Traditionsklub Turbine Potsdam.

(Fast) keine Laster

Von der breiten Öffentlichkeit wird Wälti erstmals 2015 wahrgenommen, als sie mit der Nati an der WM in Kanada teilnimmt. Die 22-Jährige spielt zwar als Innenverteidigerin, Nati-Trainerin Voss-Tecklenburg attestiert ihr aber bereits da Weltklasse. «Ich weiss nicht, ob man dieses Erlebnis jemals toppen kann», sagt Wälti einige Jahre später. «Die ersten Minuten gegen den Titelverteidiger Japan, das Wissen, an einer WM zu sein, in einem solchen Stadion, das war Gänsehaut pur.»

In die Weltklasse steigt Wälti 2018 auf, als sie aus der Bundesliga nach England wechselt. In der ersten Saison wird sie mit Arsenal Meister und ins Team der Saison gewählt, obwohl sie die Rückrunde wegen einer Verletzung verpasst. Nun ist sie endgültig an der Spitze angekommen.

Alles super? Alles wunderbar? Es sei tatsächlich schwierig, etwas Negatives über Wälti zu finden, sagt Marion Daube. Denn sowohl als Mensch als auch als Sportlerin sei diese ein grosses Vorbild.

Zumindest als Kind hatte die im Emmental aufgewachsene Wälti die eine oder andere Flause im Kopf, wie sie 2022 im Interview mit den «Tamedia»-Zeitungen erzählt. Als Kind habe sie einmal geklaut und sei dabei erwischt worden. «Ich war nie diejenige, die Regeln bricht, bin immer korrekt – die Leute können mir das deshalb kaum glauben», so Wälti. «Ich musste sogar vors Jugendgericht und eine Woche Sozialstunden abarbeiten. Das war eine gute Lektion, danach habe ich das nie wieder getan.»

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