Für einmal ist es ruhig um Knut Anders Fostervold. Nicht, weil er es so will. Sondern weil er dazu gezwungen wird. «Ich habe meinen Knöchel gebrochen», erzählt der 45-Jährige. «Jetzt muss ich erst einmal wieder fit werden.» Einen «stillgelegten» Fostervold? Das ist eine Seltenheit. Doch nicht nur das. Fostervold selber ist eine Seltenheit – man kann gar sagen, dass er einzigartig ist! Warum? Er ist nach wie vor der einzige Mann weltweit, der in der Champions League kickte und an einer Strassenrad-WM startete. Wie kam es dazu?
Rückblick. Wir schreiben die Fussballsaison 1999/2000. Der kleine norwegische Klub Molde FK ist in der Qualifikation zur Champions League drauf und dran, mit einer No-Name-Truppe das Unmögliche möglich zu machen. Den RCD Mallorca ist bereits ausgeschaltet. Nun wartet ZSKA Moskau. Ein übermächtiger Gegner – eigentlich. Aber dank eines 4:0 im Hinspiel und einem 0:2 in Moskau erleben 25'000 Einwohner des kleinen norwegischen Städtchens ein Sportwunder. Königsklasse! Das gab es weder vorher noch danach je wieder.
Mitverantwortlich für den Exploit: Ein 1.89 m grosser Abwehrhüne, der die Defensive Moldes zusammenhält. Sein Name: Knut Anders Fostervold. Genau so wie sein Name tönt, spielt der 28-Jährige auch – hart, ohne Firlefanz, technisch beschränkt aber mit vollem Einsatz. In der Gruppenphase der Champions League reichen diese Eigenschaften dann nicht mehr aus – Real Madrid, Olympiakos Piräus und Porto sind zu stark.
Fan von Cancellara
Gut sechs Jahre später steht Fostervold erneut im Rampenlicht. Allerdings nicht mehr, weil er in der Königsklasse spielt. Nein, der Blondschopf steht am Start des Einzelzeitfahrens bei der Strassenrad-WM in Salzburg. «Ich wollte eigentlich noch lange Fussball spielen. Aber ein multipler Knieschaden verunmöglichte dies. Darum suchte ich etwas Neues», erzählt Fostervold.
Dank einer seit jeher bärenstarken Kondition, Willen und Offenheit für Neues wird er Norwegens bester Radfahrer – zumindest im Kampf gegen die Uhr. Dass Fostervold (Platz 43 +6:29 Minuten) dem neuen Weltmeister Fabian Cancellara nicht das Wasser reichen kann, ist für den Velo-Spätstarter keine Schande. «Fabian war der grosse Favorit, unglaublich schnell. Ich war damals ein Fan von ihm und bin es bis heute immer geblieben.»
Konkurrenz für Feuz?
Heute arbeitet der Familienvater in der Heimat als Mental- und Athletiktrainer. Gleichzeitig hegt er noch andere Pläne. «Ich mache seit einigen Jahren Triathlon. Das will ich weiterhin tun», räumt er ein. Doch da ist noch ein Sport, der ihn reizt: «Skifahren! Mal schauen, wie weit ich es da bringe.» Man merkt: Fostervold kann es wohl nie sein lassen – auch als Amateursportler nicht.