Nach Enthüllungen: 30 Spiele in Holland abgesagt
Krebsfalle Kunstrasen?

Die künstlichen Fussballplätze werden immer populärer. Aber sind sie auch sicher? Die Politik will jetzt Antworten.
Publiziert: 11.10.2016 um 23:56 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 23:01 Uhr
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Granulat-Spritzer: Rodriguez lässt in Andorra das hochwertige Granulat fliegen: Billiges Granulat kann hingegen krebserregend sein.
Foto: Keystone
Sandro Inguscio

Können Mütter ihre Kinder nicht mehr unbesorgt zum Fussball schicken? Sind die Kunst­rasenplätze eine Krebsfalle?

Grosse Aufregung in der Fussballszene: Laut eines TV-Berichts sind in Holland 90 Prozent der 3000 Kunstrasenplätze mit einem Gummi-Granulat ausgestattet, welches für erhebliche Gesundheitsprobleme sorgen kann. Dieses Granulat wird aus alten Autopneus hergestellt, die Weichmacher-Öle enthalten.

Und diese Öle enthalten so genannte polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), von denen einige krebserregend sein sollen. Vor allem kleinere Gemeinden greifen für ihre Kunstrasenplätze aus Kostengründen auf die billigste Variante des Granulats zurück, welches die schädigenden Stoffe enthalten kann. Die gefährlichen Stoffe können dabei entweder über die Atemwege oder über die Haut, vor allem bei einer Schürfwunde, aufgenommen werden.

In Holland wurden deshalb bereits 30 Spiele im Amateurfussball abgesagt! Die holländische Regierung und der Fussballverband haben jetzt das Gesundheitsministerium mit einer Analyse beauftragt.

Und in der Schweiz? Auch bei uns fordert die Politik jetzt Antworten. «Man muss wissen, ob die Schweiz und die Verantwortlichen der Fussballklubs über dieses Problem Bescheid wissen und genügend sensibilisiert sind. Ich werde mich noch mehr mit dem Thema beschäftigen und würde bei Bedarf eine Interpellation beim Bundesrat deponieren», sagt SP-Nationalrätin Silvia Schenker. Und auch ihr Parteikollege Eric Nussbaumer fordert: «Wenn eine Schädigung der Gesundheit im Raum steht, muss eine gross angelegte Untersuchung durchgeführt werden. Das ist eine politische Pflicht.»

SFV nimmt Problem ernst

Eine Studie des Schweizer Bundesamts für Umwelt aus dem Jahr 2006 bestätigte zwar, dass schädliche Stoffe in den Granulaten zu finden seien. Diese aber kein spezielles Gesundheitsrisiko darstellen, weil die Menge, die ein Spieler während seiner Aktivität auf einem Kunstrasenplatz aufnehme, deutlich unter den Maximalwerten liege. Diese Werte gibt die Welt-Gesundheits-Organisation vor.

Trotzdem nimmt man die neuesten Enthüllungen beim Fussballverband ernst. Sprecher Marco von Ah: «Wir haben den Fall zur Kenntnis genommen und nehmen das Problem sehr ernst. Bis jetzt haben wir aber keine Anzeichen, dass es mögliche Gefährdungen in der Schweiz gibt. Wir werden das Thema weiterverfolgen und an der nächsten Sitzung der medizinischen Kommission aufnehmen.»

Keine Sorgen müssen sich die Super-League-Spieler machen, wenn sie gegen Thun und YB antreten. Laut des deutschen Herstellers «Polytan» sei der Kunstrasen in Thun mit einem geschützten, ummantelten Granulat ausgestattet. Das Granulat im Stade de Suisse bestehe sogar aus dem teureren und unbedenklichen EPDM-Gummi.

Doch was ist mit den Müttern, die ihre Kinder auf dem Kunstrasen ihrer Gemeinde mit dem billigsten Granulat spielen lassen sollen?

Welche Sorte Granulat?

Kunstrasen – Wie so oft ist Sicherheit teuer. Gefährlich kann das schwarze Granulat sein, welches aus alten Autoreifen hergestellt wird und Weichmacher-Öle enthält. Diese Öle können krebserregende Stoffe enthalten. Aus Kostengründen wird bei Gemeinden oft dieses gewählt. Unbedenklich ist EPDM-Granulat aus sauberem Gummi. Topstadien verwenden diese teure Variante. Auch Kork wäre eine Möglichkeit. Ist aber teuer und kann bei Regen weggeschwemmt werden.

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