Mutter von St. Gallens Linksverteidiger ist Kunstmalerin
Dieser echte Muheim ist unverkäuflich!

Der Marktwert von St. Gallens Verteidiger Miro Muheim (22) liegt bei einer knappen Million. Und ein Muheim-Porträt auf Öl gemalt? Kostet eigentlich 3500 Fr. «Doch dieses Bild ist unverkäuflich», sagt die Kunstmalerin. Es ist Muheims Mutter Andrea.
Publiziert: 12.05.2020 um 09:30 Uhr
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Andrea Muheim besitzt ein eigenes Atelier.
Foto: TOTO MARTI
Max Kern (Text) und Toto Marti (Fotos)

Peter Zeidler, der Trainer von Leader St. Gallen, und seine Frau staunen nicht schlecht, als sie an einer Kunstausstellung in St. Gallen den damals 21-jährigen Spieler Miro Muheim treffen. «Was machst denn du hier?», fragt der Deutsche den Nachwuchsspieler. «Meine Mutter stellt hier aus», antwortet Muheim.

Die Mutter: Andrea Muheim (51), Kunstmalerin und Objekt-Künstlerin mit eigenem Atelier im Zürcher Kreis 4.

Gegen 100 Bilder vom St. Galler Kicker

SonntagsBlick besucht Miros Mutter bei der Arbeit. «Dank» Corona kann sich Andrea Muheim vor Aufträgen kaum mehr retten. Seit bekannt wurde, dass sie ihre Sammler auch via Skype porträtiert, läufts mit dem Pinsel wie geschmiert. Das Ölbild auf Leinwand hat sie mit dem Laptop neben sich in rund 90 Minuten fertig. Preis: 350 Franken. «Dies ist eine einmalige Corona-Aktion und ermöglicht, trotz dem Lockdown etwas an Kunst ins Haus zu bringen.»

Ausserhalb dieser Aktion liegen Muheims Werke in einem anderen Preis­segment. Das Porträt ihres Sohnes, vor drei Jahren in 20 Stunden auf eine 50 x 50 cm grosse Leinwand gemalt, würde 3500 Franken kosten. Würde. «Dieses Bild ist unverkäuflich, es hängt normalerweise in meiner Wohnung.» Ihren Stil nennt sie «figurativ, man erkennt, was es ist, im Gegenteil zu ab­strakt».

Gegen 100 Ölbilder und Aquarelle gibts mit dem St. Galler Kicker als Thema. Ein echter Muheim, mit Muheim drauf. Das erste ist ein Selbstporträt der Mutter mit Babybauch Anfang 1998. Später: Miro als Kleinkind, Miro in der Badewanne, Miro schlafend mit seiner Lieblingspuppe «Joggeli».

«Damit ich dich immer zu Hause habe»

Unter Andrea Muheims Favoriten ist ein Porträt, für das der damalige FC-Zürich-Junior daheim vor dem Fenster stillstehen musste. Andrea: «Das war, bevor er zu Chelsea wechselte. Ich sagte zu ihm: Setz dich hin, damit ich dich nachher immer zu Hause habe.»

Als 16-Jähriger schliesst sich das Einzelkind der Organisation von Chelsea an. 2017 transferiert sich auch die Künstlerin auf die Insel. «Wir wohnten zusammen. Und nur fünf Minuten von unserer Wohnung entfernt fand ich ein Atelier.» Im Januar 2018 platzt der Traum von der Premier League. Vorerst. Die Muheims kommen in die Schweiz zurück. Miro ver­misste unter anderem auch seine Freundin Maria.

Alain Sutter, der Miro in FCZ-Zeiten als Personal Coach in Life Kinetik (Gehirntraining mit Bewegung) unterrichtet, ist jetzt Sportchef des FC St. Gallen. Muheim darf beim FCSG ins Probetraining. Er überzeugt, gibt Anfang Februar 2018 bei einem 0:2 gegen YB sein Super-League-Debüt. Doch kurz darauf reisst sich Muheim in einem U21-Spiel das vordere Kreuzband im linken Knie.

In den Stadien anfeuern

Andrea Muheim («Ich bin ein unglaublicher Fan von Miro, wir beide haben eine mega Leidenschaft») bleibt auch in der tristen Stunde Optimistin, obwohl ihr Sohn vor dem Wechsel nach England die Hochbauzeichner-Lehre abgebrochen hat und ihm jetzt das Karriereende als Fussballer droht.

Nach elf Monaten ist Muheim ­zurück. Stärker als zuvor. Kurz vor dem Lockdown hat er Anfang ­Februar die besten Statistikwerte aller Verteidiger in der Super League! 35 erfolgreiche Tacklings, dazu 35 abgefangene Bälle.

Jetzt brennt die Mutter darauf, dass sie Miro bald wieder in den Stadien anfeuern kann. «Nur in Genf, Sion und Lugano bin ich jeweils nicht vor Ort. Ich hoffe, die Spieler können bald wieder trainieren. Und ich hoffe für sie, dass sie bald wieder vor Zuschauern spielen dürfen. Ohne ist es wirklich nicht lässig. Wenn ich alleine im Atelier bin, ist es nicht so tragisch.»

Übrigens. Muheims Vorname hat nichts mit dem weltberühmten spanischen Künstler Joan Miró (1893–1983) zu tun. Andrea Muheim: «Der Vater wollte ihn Max taufen.» Der Kompromiss heisst Miro Max Maria.

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