Ein Leben lang ist «Monsieur Xamax» gelaufen und gerannt. Für die Familie, für die Firma, für den Fussball. Heute ist Gilbert Facchinetti 80. Doch gefeiert wird nicht. «Facch» ist nach vielen Schicksalsschlägen müde. Hat grosse Schmerzen. Besonders beim Laufen. Aber noch einen Wunsch: «Noch einpaar Jahre mit meiner geliebten Vally!»
Vor 57 Jahren hatte er diesen Goldschatz geheiratet. Vally, «la Blonde». Stets Turm in der Schlacht des Facchinetti-Clans. Jahrelang beherbergte und verköstigte sie in der Villa in St-Blaise die Xamax-Fussballer. Stielike, Hermann, Egli, Don Givens... Neben ihren Familienpflichten.
Doch dann schlug das Schicksal grausam zu: Drei Töchter mussten Vally und Gilbert zu Grabe tragen. Pamela, Tanja, Sandra. Zurück blieben die beiden Söhne Caryl und Rodrigue. Und sechs Enkel. Ein Mädchen und fünf Buben. Gilbert: «Nur aus Mickaël wurde ein Fussballer. Die andern haben andere Interessen.»
53 Jahre lang arbeitete Gilbert Facchinetti für Xamax, den Klub seines Herzens. Von 1979 bis 2005 als Präsident. Unvergessen die zahlreichen Europacup-Abende auf der Neuenburger Maladière. Unvergessen auch die beiden Meistertitel 1987 und 1988.
Vor vier Jahren dann ein weiterer Schock. Lizenzentzug! Innerhalb weniger Monate hatte der tschetschenische Investor und Hochstapler Bulat Tschagajew Facchinettis Lebenswerk zerstört. Der Klub war Pleite - 30 Millionen Schulden. Relegation in die 2. Liga.
Kein Wunder haben diese Schläge Facchinettis Gesundheit schwer getroffen. Der Mann, der einst ein grosses Baugeschäft dirigierte, mit Xamax eine ganze Region in eine Fussballeuphorie versetzte.
«Was für ein Reichtum eine Familie zu haben», sagte er einmal. «Aber man muss sich auch um seine Kinder kümmern.» Jetzt kümmern sich seine Söhne, Enkel und seine Vally um ihn, den einst rastlosen Xamax-Ehrenpräsidenten:»Dafür bin ich allen dankbar. Besonders meiner Vally. Trotz aller Schicksalsschläge hat sie ihren goldenen Humor nicht verloren.»