Für Nicholas McGeehan ist klar: «Solange Salman keine Antworten liefert, darf er nicht Fifa-Präsident werden.» McGeehan ist Experte für den Nahen Osten, untersucht für Human Rights Watch Länder wie Bahrain. Aus dem Königreich am Golf stammt Scheich Salman bin Ibrahim al-Khalifa (50). Der Cousin des Königs möchte Sepp Blatter (79) an der Fifa-Spitze beerben. Antworten will McGeehan auf Vorfälle aus dem Jahr 2011. Salman stand damals dem Fussballverband von Bahrain vor. Mit grösster Brutalität schlug die Polizei den Arabischen Frühling im Königreich nieder. Zwei Fussball-Nationalspieler – A’ala Hubail (33) und Bruder Mohamed Hubail (34) – äusserten sich auch kritisch. Just bildete der Staat eine Kommission, die regimekritische Sportler ausfindig machen und ans Messer liefern sollte.
Insgesamt 150 Athleten, Trainer und Schiedsrichter wurden verhaftet, einige gefoltert. Laut McGeehan präsidierte Salman die erste Sitzung der Kommission. Der Schluss liegt nahe, dass der Scheich von Menschenrechtsverletzungen gewusst hatte. «Es gibt keine Belege, dass Salman foltern liess», betont McGeehan. «Aber es gibt Beweise, dass er der Kommission vorstand, die Regimekritiker gesucht hatte und verhaften liess.» Er beruft sich auf Verlautbarungen in den staatlichen Medien. Salman bestreitet die Vorwürfe.
Bahrain habe «mit einer Demokratie nichts gemein», sagt McGeehan. «Es ist ein Land, in dem gefoltert wird, Menschen willkürlich ins Gefängnis kommen und zu langen Strafen verurteilt werden.» Es wäre «tragisch, wenn die reformwillige Fifa künftig von einem Mitglied der Königsfamilie von Bahrain geführt» würde. Die Hubail-Brüder unterstützen übrigens Salmans Kandidatur. McGeehan: «Wahrscheinlich wurden sie vom Regime eingeschüchtert.»