Martin Schmidt bricht nach dem Rücktritt sein Schweigen
War es ein Fehler, in Wolfsburg zu unterschreiben?

Ehrlich gesteht Martin Schmidt (50) nach seinem Wolfsburg-Rücktritt Fehler ein: «Ich hätte manches früher ansprechen sollen.»
Publiziert: 01.03.2018 um 23:48 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 02:20 Uhr
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Martin Schmidt spricht erstmals über die Hintergründe seines Rücktritts bei Wolfsburg.
Foto: imago/Sportfoto Rudel
Andreas Böni

Auf der Belalp im Wallis liegen zweieinhalb Meter Schnee, die Temperaturen fallen in der Nacht auf bis zu minus 23 Grad. Es ist frostig in der Heimat von Martin Schmidt (50), dem Ex-Trainer des VfL Wolfsburg. Nach seinem 100. Bundesliga-Spiel als Coach (81 mit Mainz, 19 mit dem VfL Wolfsburg), einem 1:2 gegen die Bayern, ist er zurückgetreten. Seitdem herrscht Funkstille. Schmidt hatte auch noch keine Gelegenheit, sich von der Mannschaft zu verabschieden, will das aber bald nachholen. Gegenüber BLICK spricht er nun erstmals über seine Beweggründe für den Weggang.

BLICK: Martin Schmidt, seit Ihrem Rücktritt sind 10 Tage vergangen. Wie haben Sie die Zeit genutzt?
Martin Schmidt: Ich bin in die Heimat gefahren und habe dort erst einmal alles sacken lassen. Es waren intensive Monate, und die galt es zu verarbeiten. Jetzt mit etwas Abstand – auch räumlich – muss ich feststellen, dass meine Entscheidung absolut richtig war. Ich freue mich für das Team, dass es in Mainz zumindest einen Teilerfolg gab. Das Spiel am Freitagabend konnte ich leider nicht sehen, aber ich habe den Liveticker verfolgt.

Warum sind Sie denn überhaupt zurückgetreten, das kam für viele ja überraschend?
Aus meiner Sicht zeichnet sich eine Führungspersönlichkeit auch dadurch aus, dass sie weiss, wann sie den Weg frei machen muss. Es zählt eben auch zu meiner Verantwortung als Trainer, die Hand zu heben, wenn ich das Gefühl habe, das Team folgt meiner Linie nicht mehr zu 100 Prozent. In der Rückschau muss ich sagen, dass ich manche Dinge früher hätte ansprechen sollen, das habe ich versäumt. Aber im Abstiegskampf geht es nicht um Einzelschicksale, sondern um den Klub. Es war keine leichte Entscheidung, immerhin sind wir hier mit der Idee angetreten, auf längere Zeit etwas aufzubauen.

Aber Zeit und Fussball haben keine Schnittmenge ...
Genau! Ich wusste zudem, dass sich vor dem Mainz-Spiel alles auf mich fokussieren würde, und diesen Rucksack wollte ich der Mannschaft abnehmen. Ich denke immer: Man muss sein Ego unter die Sache stellen.

War es im Nachhinein ein Fehler, den Vertrag in Wolfsburg zu unterschreiben?
Auf keinen Fall! Es war eine sehr spannende Erfahrung, und ich danke dem Klub und auch Olaf Rebbe, dass man mir die Chance gegeben hat. Aber genau aus dieser Dankbarkeit heraus denke ich, dass es wichtig war, dass das Team einen neuen Impuls bekommen hat.

Stimmt es, dass die Vereinsführung noch versucht hat, Sie um­zustimmen?
Ich möchte nicht über Details sprechen, aber ich hatte mit den Verantwortlichen ein sehr gutes und im positiven Sinne emotionales Gespräch unter Männern.

Wie sieht jetzt Ihre Zukunft aus?
Darüber mache ich mir im Moment noch keine Gedanken, dazu ist es zu früh. Aber ein Abschied ist auch immer die Tür zur Zukunft. Ich habe schon in Mainz gesagt, das war ein aufregendes Kapitel, jetzt kam ein weiteres dazu. Und natürlich wünsche ich dem VfL, dass so schnell wie möglich die Punkte für den Klassenerhalt eingefahren werden.

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