Wenn ein Name Symbol ist, dann dieser: Ottmar. Wie Ottmar Hitzfeld, der heute 70 Jahre alt wird.
Ot soll im Altfränkischen «Besitz, Erbe» bedeuten. «Mari» Märchen. Wenn jemand in seinem Leben den Fussball besessen hat, ein Märchen daraus machte, dann Ottmar Hitzfeld. Den Schweizer Fussball, den deutschen Fussball, den Weltfussball. Schlicht den Fussball.
Jene, die sich eine Zeit im Fussball pachten, kommen auf zwei, drei Titel. Werden damit Bestandteil der Geschichte. Ottmar Hitzfeld, das sind 25 Titel in 30 Jahren. Darunter zweimal die Champions League mit Dortmund und den Bayern. Zweifach geadelt als Welttrainer des Jahres.
Tatsächlich ot-mari des Fussballs.
Zwecklos, hier alle 25 Titel aufzuzählen. Eine Statistik kann Hitzfeld niemals gerecht werden. Superlative auch nicht. Was soll das – einer der zehn besten Trainer der Weltgeschichte?
Nein. Ottmar Hitzfeld ist einmalig. Seine Geschichte ebenfalls.
Kein Platz hier, sie ganz zu erzählen. Begnügen wir uns damit, zu versuchen, ein bisschen Licht in seine fantastische Geschichte zu bringen. Was machte ihn zu diesem Genie? Welche Stärken erlaubten ihm, den Fussball 30 Jahre lang in Besitz zu nehmen? Gibt es das Hitzfeld-System, das ihn durch die Jahrzehnte trug? Wer, wie, was ist Ottmar Hitzfeld?
Seine Karriere begann mit Constantins Vorbild
Diese Frage ist schnell beantwortet. Er ist sich selber. Er liess sich von niemandem in der ganzen Zeit so genau in die Karten seines Lebens schauen. Aber: Ottmar Hitzfeld hatte immer Freunde. Und so benutzen wir den ältesten Trick der Weltgeschichte. Sag mir, wer deine Freunde sind. Und ich sage dir, wer du bist.
Ottmars Trainergeschichte begann in Zug, bei einem «verrückten» Präsidenten, Werner «Höfi» Hofstetter, eigentliches Vorbild von Christian Constantin. Raubein in Person, erfolgreich auch.
Zwei Freunde aus dieser harten Lehrzeit trugen Ottmar nicht nur mit Zug in die Nationalliga A weiter, sie trugen ihn über Aarau, GC im Eiltempo zu Borussia Dortmund, dann zu den Bayern und an die Weltspitze des Fussballs. Diese zwei Freunde hiessen Paul Wolfisberg und Miklos Szvircsev.
Paul Wolfisberg war der Fussballtrainer mit der grössten menschlichen Kompetenz, den ich jemals kennengelernt habe, ein Phänomen. Und Miklos Szvircsev? Ein aus Ungarn stammender Boheme, klug, schlau, sogar, mit einem messerscharfen Verstand gesegnet, der aber das Leben liebte, unglaublich viel von Ottmar Hitzfeld, dem Trainer, hielt, damals mein Mitarbeiter beim BLICK war.
Netzer wollte Gress statt Hitzfeld
So kam es zu diesem Abend, ich glaube in Uitikon-Waldegg im Frühjahr 1991 in der Wohnung von Ottmar und Beatrix Hitzfeld und einem kleinen Nachtessen. Zwischen Vorspeise und Hauptgang klingelte mein klobiges Handy. Es war Günter Netzer. Und er wollte die Telefonnummer von Gilbert Gress.
Netzer, zu dem ich eine hervorragende Beziehung hatte, vertraute mir auch den Grund für seine Anfrage an, er wolle Gress zu Borussia Dortmund bringen ... Vielleicht jetzt zur Erklärung ein paar Zwischensätze. Gress war damals ein ausserordentlicher Trainer. Möglicherweise sogar der Erfinder des Ballbesitzfussballs. Ein grosser Fussballlehrer, der nicht viel von mir hielt. Denn mir gefiel sein queres Spiel nicht, das oft aussah, als wären die Tore an der Längsseite des Platzes. Ich hatte den Verdacht, Gress würde Günter nur darum so besonders imponieren, weil beide eine ähnliche Frisur verband.
«Lieber Günter», sagte ich, ohne mir der schwerwiegenden Konsequenzen bewusst zu sein, «was willst du mit dem grässlichen Fussball. Nimm doch Hitzfeld.»
Ich gab Ottmar mein Telefon. Er verliess das Zimmer ein paar Minuten. Ein paar Wochen später wurde er in Dortmund vorgestellt. Um auch hier ganz klar zu sein. Mit mir hat Ottmars grandiose Karriere nichts, aber auch gar nichts zu tun. Ich war bloss ein Zufall auf seinem Weg. Mit den grossartigen Fussballfachleuten Paul Wolfisberg, Miklos Szvircsev und dann Günter Netzer hatten seine Erfolge schon zu tun. Sag mir, wer deine Freunde sind.
Zum Hitzfeld-Fussball, der die Welt eroberte. Hitzfeld ist ein Fussball-Pragmatiker, kein System-Freak. Hitzfeld berechnet den Fussball immer. Er ist ein unfassbar guter Beobachter von Menschen, er hat seine geheime Formel über die Stärken und Schwächen der Spieler, das brachte ihn am Pokertisch weit. Im Fussball war das die Grundlage seiner Taktik. Und Hitzfeld kann mit Menschen umgehen. Mit Präsidenten. Mit Spielern. Mit Schiedsrichtern. Selbst mit Journalisten. Sein Rezept ist Respekt.
Vielleicht hätte Hitzfeld am Spieltisch Milliardär werden können, wenn ihm nicht dazu etwas völlig gefehlt hätte: der Hang zum Risiko.
Seine Motivation war die Angst
Hitzfelds grösste Motivation als Trainer war immer die Angst vor der Niederlage, diese Angst hat sich im Laufe der Jahre in seinem Gesicht eingegraben. Er kann einfach nicht verlieren. Sein Drang zur Perfektion, seine Manie, Fehler zu vermeiden – das war der Herzschlag seines Fussballs. Und diesbezüglich habe ich ihn einmal beleidigt. Zum Schluss seiner Karriere war er Schweizer Nationalcoach.
Bei der WM in Südafrika gelang ihm der sensationelle 1:0-Sieg gegen Spanien im Startspiel. Es war ein Spiel der Angst. Ein Sieg über die Angst aber auch. Leider verpasste sein Team nach der Niederlage gegen Chile und einem schwachen Unentschieden gegen Honduras die Zwischenrunde. Ich schrieb über das Team der Angst.
Mein Team der Angst war eine Verkürzung der Wahrheit. Der konsequente Ottmar spricht nicht mehr mit mir. Ich akzeptiere das mit dem allergrössten Respekt vor einem der besten Trainer der Geschichte. Und wünsche ihm noch gute Jahre ohne Angst.
Als Trainer
2x Weltklubtrainer des Jahres
00/01 Bayern München
96/97 Borussia Dortmund
2x Champions-League-Sieger
00/01 Bayern München
96/97 Borussia Dortmund
7x Deutscher Meister
07/08 Bayern München
02/03 Bayern München
00/01 Bayern München
99/00 Bayern München
98/99 Bayern München
95/96 Borussia Dortmund
94/95 Borussia Dortmund
1x Schweizer Supercupsieger
88/89 GC
3x Schweizer Cupsieger
89/90 GC
88/89 GC
84/85 Aarau
2x Schweizer Meister
90/91 GC
89/90 GC
2x WM-Teilnehmer
2014 Weltmeisterschaft Achtelfinals
2010 Weltmeisterschaft Gruppenphase
1x Weltpokalsieger
2001 Bayern München
2x Schweizer Trainer des Jahres
13/14 Nati
84/85 Aarau
1x Uefa-Trainer des Jahres
00/01 Bayern München
3x Deutscher Pokalsieger
07/08 Bayern München
02/03 Bayern München
99/00 Bayern München
4x Deutscher Ligapokalsieger
2007 Bayern München
2000 Bayern München
1999 Bayern München
1998 Bayern München
2x Deutscher Superpokalsieger
1996 Borussia Dortmund
1995 Borussia Dortmund
Als Spieler
2x Schweizer Meister
1971/72 und 1972/73 Basel
1x Schweizer Cupsieger
1974/75 Basel
1x Schweizer Torschützenkönig
1972/73 Basel (18 Tore)
Deutscher Rekord
1976/77: Hitzfeld trifft beim 8:0 von Stuttgart gegen SSV Jahn Regensburg gleich sechs Mal.
Als Trainer
2x Weltklubtrainer des Jahres
00/01 Bayern München
96/97 Borussia Dortmund
2x Champions-League-Sieger
00/01 Bayern München
96/97 Borussia Dortmund
7x Deutscher Meister
07/08 Bayern München
02/03 Bayern München
00/01 Bayern München
99/00 Bayern München
98/99 Bayern München
95/96 Borussia Dortmund
94/95 Borussia Dortmund
1x Schweizer Supercupsieger
88/89 GC
3x Schweizer Cupsieger
89/90 GC
88/89 GC
84/85 Aarau
2x Schweizer Meister
90/91 GC
89/90 GC
2x WM-Teilnehmer
2014 Weltmeisterschaft Achtelfinals
2010 Weltmeisterschaft Gruppenphase
1x Weltpokalsieger
2001 Bayern München
2x Schweizer Trainer des Jahres
13/14 Nati
84/85 Aarau
1x Uefa-Trainer des Jahres
00/01 Bayern München
3x Deutscher Pokalsieger
07/08 Bayern München
02/03 Bayern München
99/00 Bayern München
4x Deutscher Ligapokalsieger
2007 Bayern München
2000 Bayern München
1999 Bayern München
1998 Bayern München
2x Deutscher Superpokalsieger
1996 Borussia Dortmund
1995 Borussia Dortmund
Als Spieler
2x Schweizer Meister
1971/72 und 1972/73 Basel
1x Schweizer Cupsieger
1974/75 Basel
1x Schweizer Torschützenkönig
1972/73 Basel (18 Tore)
Deutscher Rekord
1976/77: Hitzfeld trifft beim 8:0 von Stuttgart gegen SSV Jahn Regensburg gleich sechs Mal.