Arat Hosseini ist sechs Jahre alt. Ein kleiner iranischer Junge, der mit seinem Papa in England lebt, während Mama und die Schwester in der Heimat wohnen. Eine Familiengeschichte, wie man sie so oder so ähnlich wohl des Öfteren finden mag.
Das Spezielle am kleinen Arat? Er ist ein Instagram-Star. Mit seinen fussballerischen Tricks und Show-Einlagen begeistert er mittlerweile drei Millionen Follower, darunter Ex-ManUnited-Star Rio Ferdinand oder Boxer Anthony Joshua.
Auch Lionel Messi ist auf den Insta-Knirps aufmerksam geworden und kommentiert unter einem Video des Sechsjährigen: «Danke, Arat. Ich sehe viel Klasse bei dir. Beeindruckend! Lass dich umarmen!»
Ein Antwort-Post lässt nicht lange auf sich warten: «Arat sagt, er würde gerne eines Tages für Barcelona spielen. Er träumt jede Nacht davon. Und er vergleicht sich selbst mit Messi. Er sagt, er werde wie er sein, wenn er gross ist.»
Ein Phänomen, das es so nur in Zeiten sozialer Medien geben kann.
Trainingscamps bei PSG und Galatasaray
Ein Schulknirps ist zum Produkt geworden. Auf seinem Instagram-Profil veranstaltet Arat bereits Wettbewerbe, bei denen man Geld gewinnen kann. Die Texte zu den jeweiligen Posts sind professionell verfasst. Dahinter steckt Vater Mohammad.
Schon 2016 schickt der Papa seinen damals dreijährigen Sprössling in eine chinesische TV-Talentshow, wo Arat beeindruckende Kraft- und Gymnastik-Elemente zeigt. Im Türkei-Urlaub nimmt der Bub an einem Trainingscamp von Paris Saint-Germain und Galatasaray Istanbul teil. Organisiert durch den Vater.
Zweifelsohne ist Arat ein sportliches Ausnahmetalent. Der Fussball liegt ihm. Von seinem Sixpack träumen vielleicht viele bedeutend ältere männliche Bewunderer. Jedoch wirft das Vorgehen des Vaters Fragen auf. Denn das ganze Leben des kleinen Jungen ist inszeniert. Videobotschaften aus der Schule an die Follower, Foto-Shootings mit «Men's Health» oder einfache Ausschnitte beim Frühstück. Für Arat gibts bereits mit sechs Jahren kein Privatleben mehr, weil Papa die Kamera draufhält.
Zum Wunderkind verdammt
Mohammad setzt alles daran, dass aus seinem Sohn der nächste Lionel Messi wird. Des Papas Traum: Arat soll eines Tages den Iran an den Olympischen Spielen vertreten.
Auf Teufel komm raus zum Wunderkind verdammt – Arats Leben bzw. Mohammads Vorgehen brockt dem Papa auch Kritik ein: «Manchmal sagen mir die Leute, dass ich des Missbrauchs bezichtigt werden könnte. Und andere sagen, ich würde meinen Sohn benutzen, um mit ihm Geld zu verdienen.»
Er selbst sieht sich allerdings mehr als Philanthropen. «Ich teile diese Videos, damit andere arme Familien lernen, ohne grosse finanzielle Ausgaben erfolgreich zu sein. Man muss es nur probieren», so Mohammad Hosseini auf Instagram.
In Zeiten der Social-Media-Phänomene scheinen die Fragen nach Ethik und nach dem Willen eines kleinen sechsjährigen Jungen aber nur eine Randnotiz. Irgendwann wird Arat sein eigenes Leben führen. Ob als Fussball-Star oder als iranischer Max Mustermann … (leo)