Am Mittwoch beginnt für die Schweizer Fussball-Nati der Countdown. Die «Mission Viertelfinal» läuft an. Bei einem ganz speziellen Turnier. Verteilt auf ganz Europa. Mal mit wenig, mal mit viel Zuschauern. In einigen Ländern muss man vor einem Stadionbesuch in Quarantäne. Auf der anderen Seite der Skala: In England geht man davon aus, dass beim Finalspiel 90 000 Zuschauer im Wembley-Stadion sein werden.
Es gibt derzeit aber noch ganz viele Fragezeichen. Wie entwickelt sich die pandemische Lage? Gibt es Corona-Fälle bei einzelnen Teams und damit Spielverschiebungen oder Spielabsagen? Klar ist schon jetzt, dass von allen Beteiligten grosse Flexibilität gefragt ist.
Alle in der Blase
An der Basis einer erfolgreichen Mission steht eine Top-Vorbereitung ohne Lagerkoller. Das ist in diesem Jahr eine noch grössere Herausforderung als sonst. Weil alle Teams in einer Blase leben müssen, sind Kontakte nach aussen und jegliche Besuche in den Teamhotels nicht möglich.
Darum ist es wohl gut, dass sich die Nati für die zehntägige Vorbereitung mit den zwei Testspielen gegen die USA (30.5.) und gegen Liechtenstein (3.6., beide Spiele in St. Gallen) ein ganz feines Haus ausgesucht hat. Das Grand Hotel Quellenhof in Bad Ragaz.
Eine Nobelherberge mit 248 Zimmern und 740 Angestellten. Ein Haus, das keine Wünsche offenlässt. Und mit Trainingsmöglichkeiten, die beispielsweise Borussia Dortmund jedes Jahr für seine Saisonvorbereitung nutzt. Bitter: Die Natistars werden nicht die ganze Infrastruktur nutzen können und dürfen sich nur in abgesperrten Bereichen aufhalten.
Tennis-Königin Martina Hingis führt SonntagsBlick durch das Hotel. Die 25-fache Grand-Slam-Siegerin stammt aus der Region. Sie hat im Quellenhof geheiratet, besitzt in der Nähe einen grossen Pferdestall und ist immer wieder Gast im Haus.
Hingis als Fussballerin
«Willkommen in Bad Ragaz», sagt Hingis. Und versucht sich schon mal im Jonglieren mit einem Fussball. Danach geht es ins «Helena-Bad». Bereits 1242 entdeckten Mönche in der Tamina-Schlucht die Quelle mit dem 36 Grad warmen Wasser, mit der die Badelandschaft noch heute gespiesen wird. «Das ist mein Lieblingsplatz», lacht Hingis aus dem Whirlpool.
Es geht weiter ins Fitnesscenter, dann in die mondänen Zimmer. Vorbei am medizinischen Zentrum, wo sich die Natistars allenfalls krumme Nasen richten lassen können. Eine Botox-Behandlung brauchen sie ja noch nicht.
Dauerwelle für Shaqiri
Dann geht es zum Coiffeur. Hier könnte Xherdan Shaqiri seine implantierten Haare mit einer Dauerwelle aufmöbeln. Hingis führt mit Begeisterung durchs Haus, in dem es acht verschiedenen Restaurants gibt. Alle hoch dekoriert mit Gault-Millau-Punkten und Michelin-Sternen. Der Rundgang endet wieder in er Empfangshalle. Ein Feuer brennt. «Die Fussball-Begeisterung im Land muss jetzt entfacht werden», sagt Hingis.
Diese EM soll für diese so talentierte Generation an Schweizer Fussballern zum Spiel ohne Grenzen werden. Nimmt man den Ort der Vorbereitung zum Massstab, dann ist die Erkenntnis klar: Die Nati logiert in den nächsten zehn Tagen wie ein kommender Europameister. Und auch wenn zu den Kosten Stillschweigen herrscht: Der Fussballverband greift tief in die Tasche, um dem Team auch unter erschwerten Bedingungen ein perfektes Umfeld zu garantieren.
Und eine, die sicher mitfiebert, ist Martina Hingis.