Lügenvorwurf! Schuldzuweisungen! Schwarze Kasse!
Fussball-Krieg in Deutschland!

Die Schlammschlacht unter den deutschen Fussball-Funktionären spitzt sich zu. Mittendrin: Franz Beckenbauer.
Publiziert: 23.10.2015 um 20:11 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 23:32 Uhr
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Schmallippig: Der angeschuldigte Franz Beckenbauer meidet derzeit die Öffentlichkeit.
Foto: Getty Images
Von Peter Hossli

Er ist eine Lichtgestalt, hat Deutschland nach dem Krieg geprägt wie Kohl oder der alte Adenauer.

Als Libero holte Franz Beckenbauer für das geteilte Land 1974 den Weltmeistertitel. Wie 1990, kurz nach dem Mauerfall, als Bundestrainer. Und 16 Jahre später, 2006, schenkte er dem vereinigten Deutschland das Sommermärchen – eine wunderbare WM.

Kaiser nennen sie ihn. Und jetzt steht der Kaiser fast ohne Kleider da. Beckenbauer ist tief verstrickt in ungeheuerliche Vorwürfe. So enthüllte «Der Spiegel», es habe für die Vergabe der WM 2006 eine schwarze Kasse gegeben. Über diese hätte das deutsche OK im Jahr 2000 Stimmen von vier asiatischen Fifa-Funktionären gekauft. OK-Präsident Beckenbauer soll es gewusst haben.

Seither zerfleischen sich deutsche Fussball-Funktionäre im Minutentakt. Der aktuelle DFB-Präsident Wolfgang Niersbach weist den Vorwurf der Bestechung «absolut und kategorisch» zurück. Eine dubiose Zahlung im Jahr 2005 von 6,7 Millionen Euro über Fifa-Konten an den Unternehmer Robert Louis-Dreyfus († 2009) habe nichts mit Stimmenkauf zu tun. Er erklärt sie mit geheimen Abmachungen zwischen Beckenbauer und Fifa-Präsident Sepp Blatter (79). Was Blatter dementiert.

Schmallippig gibt sich der Kaiser. Er schweigt, meidet öffentliche Auftritte wie gestern die Eröffnung des Deutschen Fussball-Museums in Dortmund. Er fürchtet einen Makel an seiner weissen Weste. Zumal er bald vor Fifa-Gericht muss.

Am lautesten poltert Ex-DFB-Präsident Theo Zwanziger: «So wie ich das sehe, lügt Niersbach», sagt er zum «Spiegel». «Es ist eindeutig, dass es eine schwarze Kasse gab», zitiert ihn der «Spiegel» in der jüngsten Ausgabe. Klar sei, «dass der heutige DFB-Präsident davon nicht erst seit ein paar Wochen weiss, wie er behauptet, sondern schon seit mindestens 2005». Zwanziger gab in jenem Jahr die 6,7-Millionen-Zahlung an Louis-Dreyfus frei. Juristisch liess er abklären, ob er sich dabei strafbar machte. Das Gutachten belastet Beckenbauer. Der Kaiser habe Louis-Dreyfus einen Schuldschein «auf sich persönlich ausgestellt». Und zwar in Beckenbauers «Tätigkeit im Rahmen der Bewerbung für die WM 2006» – ein scharfer Widerspruch zu Niersbachs Äusserungen. Und doch stützt Bundestrainer Joachim Löw (55) den DFB-Präsidenten: «Ich stehe hundertprozentig zu Wolfgang Niersbach.»

Beckenbauer fehlt derzeit ein solcher Fürsprecher.

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