«Logisch habe ich mir das Spiel zwischen Chelsea und Manchester City angeschaut, um zu wissen, wann es soweit ist. Aber die Spannung hielt sich in Grenzen, da es ja seit längerem nur noch um den Zeitpunkt ging. Die einzige Befürchtung war, dass die Saison wie in Frankreich abgebrochen werden könnte.
Dass es nun im dreissigsten Anlauf geklappt hat, ist einem Namen zu verdanken: Jürgen Klopp! Er ist der beste Trainer der Welt! Und das ohne Diskussion. Er hat die Mannschaft zusammengestellt. Hat Spieler geholt von Southampton. Der Roma. Von Hull City. Aus Hoffenheim. Dazu viele Junge aus der eigenen Academy. Die waren nicht Weltklasse, als sie zu Liverpool kamen. Zu Beginn wars ein Kader, das gut war für Platz vier oder fünf. Doch Klopp hat die Jungs besser gemacht. Viel besser. Jedes Jahr. Und weil er auch das Kollektiv stark gemacht hat, ist daraus eine Kampfmaschine geworden, die ihresgleichen sucht.
Wenn Rio Ferdinand im englischen TV Klopp als God, als Gott, bezeichnet, dann hat er… Recht!
Klopps Meisterstück war der Transfer von Virgil Van Dijk. Der Holländer ist wichtiger als der Sturm-Dreizack, der natürlich auch phänomenal ist, und auch als Allison Becker, der ein unglaublicher Goalie ist. Aber ohne Van Dijk hätte Liverpool nichts gewonnen. Auf dem Platz ist er der wichtigste Spieler in der Premier League.
Es gibt andere Trainer, die auch viel gewonnen haben. Aber auf diesem Niveau geht es meistens darum, erstens Weltstars einzukaufen, und zweitens diese dann bei Laune zu halten. Und nicht ein Team zu formen wie Klopp.
Ich habe ihm das von Beginn weg zugetraut. Denn wenn ich sehe, was er beim BVB geleistet hat - das war schon phänomenal. Mit Dortmund den Champions-League-Final zu erreichen, ist fantastisch. Und Bayern München in der Bundesliga hinter sich zu lassen ebenso.
Kommt hinzu, dass Dortmund und Liverpool ganz ähnliche Städte sind. In beiden ist die Passion für den Fussball enorm. Der Klub ist der ganz Stolz von Regionen, die nicht sexy sind, nicht glamourös, wo die Leute noch malochen.
Diese Leidenschaft hat auch Klopp. Wenn die Fans an der Linie stünden - sie würden alle so sein wollen wie Klopp.»
Stéphane Henchoz (45) machte zwischen 1999 und 2004 205 Spiele für die Reds, wo er zusammen mit dem späteren FCZ-Trainer Sami Hyypiä ein legendäres Innenverteidiger-Paar bildete. 2001 holte Liverpool, die rekordverdächtige Zahl von fünf Titeln - die wichtigsten beiden fehlten aber… Der 72-fache Nationalspieler Henchoz wird immer wieder zu Spielen der Reds-Legenden eingeladen.