So viel kassieren die Super-League-Spieler
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Fussballer-Löhne der Schweiz:So viel kassieren die Super-League-Spieler

Liga-Boss zur Lohn-Analyse
«In der Challenge League gibts im Schnitt 3800 Franken»

Bei der Swiss Football League sind alle Spielerverträge hinterlegt. Mithilfe dieser Dokumente hat die Liga den Durchschnittslohn auch errechnet. Und kommt zu einem fast identischen Ergebnis, sagt CEO Claudius Schäfer.
Publiziert: 10.05.2020 um 12:48 Uhr
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Champagner, teure Autos, fette Villen – viele Leute denken, dass Fussballer auch in der Super League zu viel Geld verdienen.
Foto: keystone-sda.ch
Alain Kunz

BLICK: Claudius Schäfer, wie stufen Sie die Schätzung von BLICK ein?
Claudius Schäfer: Gestützt auf das uns zur Verfügung stehende Datenmaterial kommen wir beim gleichen Vorgehen in Bezug auf die Berechnung zu einer fast identischen, leicht tieferen Schätzung. Im Zusammenhang mit unserem Antrag um Finanzhilfen des Bundes sind wir zusätzlich noch daran, den exakten statistischen Wert des Medianlohns zu berechnen.

13 900 Franken, das ist ein Lohn, von dem viele träumen …
Die Zahl für den durchschnittlichen Monatslohn für einen Spieler der Raiffeisen Super League tönt im ersten Moment nach viel, aber man muss sie relativieren. Der Spieler verdient dieses Einkommen nicht bis ins herkömmliche Pensionsalter. Es ist nicht einmal garantiert, dass ihm das über mehrere Saisons gelingt. Die meisten Profis vermögen nur bis etwa 32 auf diesem Niveau zu spielen. Danach müssen sie sich beruflich völlig neu orientieren, was bisweilen schwer ist, weil viele für die Fussballkarriere Abstriche bei der Ausbildung gemacht haben und ihnen die Erfahrung auf dem Arbeitsmarkt fehlt.

Wie sieht es in der Brack.ch Challenge League aus?
Dort haben unsere Schätzungen einen Durchschnittslohn von rund 3800 Franken ergeben. Damit können die Spieler der zweithöchsten Spielklasse mit vielen anderen Einkommen in der Schweiz nicht mithalten.

Sind Sie überrascht von den Ergebnissen?
Wir sehen uns darin bestätigt, dass im Schweizer Fussball vernünftige Gehälter bezahlt werden. Die enorm hohen Saläre und Transfersummen aus grossen ausländischen Ligen stören uns auch, und wir bedauern, dass sie die Meinung der Fussballinteressierten in der Schweiz so stark beeinflussen. Deshalb sind wir froh, liegt nun ein Anhaltspunkt für die Lohnstruktur im Schweizer Fussball vor.

Wie rechtfertigen sich die markant höheren Zahlungen in Basel und Bern?
Es ist klar, dass die Strategie eines Klubs das Lohnniveau entscheidend beeinflusst. Beispielsweise sind bei einer Ausrichtung auf die Teilnahme an der Gruppenphase eines europäischen Wettbewerbs höhere erfolgsabhängige Komponenten absolut vertretbar und sinnvoll. Eine Beteiligung am Erfolg des Unternehmens ist auch in der Wirtschaft verbreitet und akzeptiert.

Unabhängig vom Einkommen: Die Spieler brennen nach über zwei Monaten auf einen Einsatz. Können Sie nachvollziehen, dass die Spielergewerkschaft SAFP aufgrund einer Umfrage unter 140 Profis behauptet, die Spieler möchten nicht spielen?
Ich finde das fahrlässig und verantwortungslos. Zudem haben wir grosse Fragezeichen, ob diese Umfrage repräsentativ ist. Der Schutz der Spieler ist uns sehr wichtig und wir haben ein vom Bundesamt für Gesundheit abgesegnetes Schutzkonzept für alle Beteiligten erarbeitet. In diesem existenziellen Moment für den Schweizer Fussball müssen wir jetzt zusammenstehen. Deshalb rufe ich allen Spielern zu: Spielt wieder, nicht nur für euch, sondern für die Zukunft des Schweizer Fussballs! Bei vielen Spielern stossen wir damit auf offene Ohren. Wir hoffen nun, alle Spieler ziehen mit uns am gleichen Strang und wir können parallel dazu die überlebensnotwendigen Finanzhilfen für die Klubs organisieren, damit der Ball im Spitzenfussball so rasch wie möglich wieder rollen kann.

Wie ist der Stand in Bezug auf diese Finanzhilfe? Ist eine positive Antwort bis zum definitiven Entscheid über die Weiterführung der Saison am 29. Mai realistisch?
Wir stehen in sehr konstruktiven Gesprächen mit dem Bund und bis zu diesem Zeitpunkt sollte es mehr Klarheit geben. Diese Finanzhilfen sind die Voraussetzung dafür, dass die für den Schweizer Profifussball existenzbedrohliche Situation abgewendet werden und der Spielbetrieb wieder aufgenommen werden kann.

Das Goldsteak von Ribéry

Ein Kommentar von BLICK-Sportchef Felix Bingesser

Wird der Verteidiger des FC Thun jetzt arbeitslos, weil der dekadente Frank Ribéry in Dubai vor laufender Kamera ein Goldsteak verspiesen hat? In etwa so läuft derzeit die Diskussion über die existenziellen Nöte im Fussball.

Ja, es gibt Auswüchse und ja, gewisse Saläre sind schwindelerregend und die Protzerei gewisser Dumpfbacken unerträglich. Das hat mit dem Schweizer Fussball aber wenig zu tun. Im internationalen Vergleich ist das Lohnniveau in der Schweiz in den letzten Jahrzehnten gesunken.

In den 80er Jahren hat Heinz Hermann Avancen von Paris St. Germain abgewunken. Er konnte bei Xamax mehr verdienen. Früher kamen Weltstars wie Günther Netzer, Uli Stielike oder Karl-Heinz Rummenigge im Herbst ihrer Karriere in die Schweiz. Heute kann man allein schon in China das Zehnfache verdienen.

Gemäss dem Staatsekretariat für Wirtschaft sollen den Schweizer Fussballern die Arbeitslosengelder verweigert werden, wenn sie mit dem Training beginnen aber noch nicht spielen können. Alle anderen Arbeitnehmer und Künstler und Artisten werden besser gestellt. Das ist ein Unding. Und hat vielleicht auch etwas mit dem Klischee der verwöhnten Millionäre zu tun. Aber dieses Bild passt nicht, das Lohngefüge ist hier mehrheitlich vernünftig.

Und wenn der eine oder andere doch sehr gut verdient, müssen wir uns fragen, welche Liga wir wollen. Eine reine Ausbildungsliga? Oder wollen wir doch eine Fussballnation sein, die im Europacup Akzente setzen kann? Wir liegen in der Uefa-Rangliste hinter Zypern. Aber dort werden teilweise bessere Gehälter bezahlt als hier.

Ein Kommentar von BLICK-Sportchef Felix Bingesser

Wird der Verteidiger des FC Thun jetzt arbeitslos, weil der dekadente Frank Ribéry in Dubai vor laufender Kamera ein Goldsteak verspiesen hat? In etwa so läuft derzeit die Diskussion über die existenziellen Nöte im Fussball.

Ja, es gibt Auswüchse und ja, gewisse Saläre sind schwindelerregend und die Protzerei gewisser Dumpfbacken unerträglich. Das hat mit dem Schweizer Fussball aber wenig zu tun. Im internationalen Vergleich ist das Lohnniveau in der Schweiz in den letzten Jahrzehnten gesunken.

In den 80er Jahren hat Heinz Hermann Avancen von Paris St. Germain abgewunken. Er konnte bei Xamax mehr verdienen. Früher kamen Weltstars wie Günther Netzer, Uli Stielike oder Karl-Heinz Rummenigge im Herbst ihrer Karriere in die Schweiz. Heute kann man allein schon in China das Zehnfache verdienen.

Gemäss dem Staatsekretariat für Wirtschaft sollen den Schweizer Fussballern die Arbeitslosengelder verweigert werden, wenn sie mit dem Training beginnen aber noch nicht spielen können. Alle anderen Arbeitnehmer und Künstler und Artisten werden besser gestellt. Das ist ein Unding. Und hat vielleicht auch etwas mit dem Klischee der verwöhnten Millionäre zu tun. Aber dieses Bild passt nicht, das Lohngefüge ist hier mehrheitlich vernünftig.

Und wenn der eine oder andere doch sehr gut verdient, müssen wir uns fragen, welche Liga wir wollen. Eine reine Ausbildungsliga? Oder wollen wir doch eine Fussballnation sein, die im Europacup Akzente setzen kann? Wir liegen in der Uefa-Rangliste hinter Zypern. Aber dort werden teilweise bessere Gehälter bezahlt als hier.

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