Gilbert Gress (76), zweifacher Meister-Trainer von Xamax
«Noch am Donnerstagabend habe ich meiner Frau gesagt, dass ich mich am Freitag bei Ruedi Naegeli (Gress´ damaliger Assistenztrainer) melden will, weil ich das Bedürfnis verspürte den Präsidenten zu besuchen. Es ist einige Wochen her, als ich Herrn Facchinetti zum letzten Mal besucht habe. Er hat mich noch erkannt, dass hat mich sehr gefreut. Am Freitagmorgen hat mich dann Ruedi angerufen und mir die traurige Nachricht mitgeteilt. Obwohl sein Tod nicht überraschend gekommen ist, bin ich sehr traurig. Gilbert Facchinetti war ein grosser Mann, ein grosser Präsident. Ich durfte insgesamt 15 Jahre mit ihm zusammenarbeiten. Und wissen Sie was? Nie haben wir einen schriftlichen Vertrag aufgesetzt. Sein Wort zählte, er war ein Ehrenmann.»
«Ich weiss noch genau, wie wir uns kennengelernt haben. Er hat mich angerufen, weil er mich als Spieler verpflichten wollte. Als er vorgeschlagen hat, dass wir uns in einem Bistro in Genf treffen, weil dies in der Mitte zwischen Strasbourg und Neuenburg liege, habe ich sofort eingewilligt.»
«Mittlerweile weiss ich auch, dass Basel etwa die Mitte wäre und Genf nicht mal auf dem Weg liegt. Geographie war wohl nicht gerade die grosse Stärke von uns beiden... Er hat mir gesagt, dass er mich kennen würde und ich ihn an der Zeitung erkennen könne, die er unter dem Arm geklemmt hätte. Ich wartete also da – Herr Facchinetti kam immer ein paar Minuten zu spät – und schaute die Männer an, die eintraten.»
«Als er kam, wusste ich sofort, dass er es sein muss, noch bevor ich die Zeitung gesehen habe. Und ich wusste auch sofort, dass ich mit diesem Mann zusammenarbeiten wollte. Im selben Gespräch hat er mir noch verraten, dass er einen Trainer suchen würde, was hervorragend passte, denn ich wollte ja Trainer werden. Ich habe dann zwei Jahre als Spielertrainer bei Xamax gearbeitet. Herr Fachinetti war mit allen Vereinsangestellten per du. Nur wir sagten uns immer Sie. Ich bin nicht so der Duzis-Typ und auch für ihn hat es gepasst.»
«Herr Facchinetti hatte ein ereignisreiches Leben. Er hatte viele Freunde, eine tolle Familie und Xamax. Und er hatte auch persönliche Schicksalsschläge zu überstehen, wie die Tragödie um seine Tochter.»
«Er war immer für Xamax da. Ein Präsident, ein Patron, wie es ihn heute kaum noch gibt. Ehrlich und grosszügig. Und auch mit allen Erfolgen, die er mit dem Verein hatte, ist er immer derselbe, einfache Typ geblieben.»
«Er hat die Marke Xamax in ganz Europa bekannt gemacht. Noch heute, wenn ich mit Leuten über Xamax rede, fällt sofort sein Name. Wir durften zusammen unglaublich schöne Erfolge feiern und tolle Momente geniessen. Für die gemeinsamen Jahre bin ich wahnsinnig dankbar.»
Maurizio Jacobacci (55), Ex-Xamax-Meisterspieler, heute Sion-Trainer
«Eine sehr traurige Nachricht, mein Beileid gilt den Hinterbliebenen. Er war ein grosser Präsident, sehr warmherzig und immer nahe an der Mannschaft. Solche Klubpräsidenten gibt es heute kaum mehr. Sein Vermächtnis als «Mr. Xamax» wird bleiben, man wird ihn nie vergessen. Neuenburg als Stadt wurde nicht zuletzt wegen seinem Xamax bekannt.»
«Er war immer da, wenn man etwas brauchte. Als Fussballer habe ich unter ihm wunderschöne Jahre in einer tollen Mannschaft erleben dürfen. Ich habe ihn erst noch im Mai besucht und ihm ein Sion-Trikot geschenkt. Ich bin froh, dass ich ihn trotz seiner schweren Krankheit nochmals treffen konnte. Er hat in seinem Leben einige triste Momente durchmachen müssen, er ist aber immer positiv geblieben. Auch jetzt meint es das Schicksal nicht gut, dass er nach dem Aufstieg nun kein Xamax-Spiel in der Super League mehr miterleben durfte.»
Sepp Blatter (82), Ex-Fifa-Präsident
«Gilbert Facchinetti war eine Ausnahmeerscheinung im Schweizer Fussball. Die Art und Weise, wie er Xamax belebt, gelebt und geliebt hat, war einzigartig. Ohne ihn würde es diesen grossen Klub nicht geben. Er hat sein ganzes Leben und all seine Energie und Mittel in diese Idee und Vision investiert – und damit ein grosses Kapitel Schweizer Fussball-Geschichte geschrieben.»
«Vor allem war Gilbert ein grossartiger Mensch. Mich persönlich verband mit ihm eine tiefe, tiefe Freundschaft. Sein Humor und sein Charme waren wunderbar. Immer, wenn wir uns sahen, haben wir zusammen viel gelacht. Auch dank ihm bin ich zum Ehrenpräsidenten von Xamax ernannt worden. Obwohl ich wusste, dass es Gilbert nicht gut ging, hat mich die Nachricht seines Todes geschockt. Ich habe umgehend seine Ehefrau Vally angerufen und ihr Mut und Kraft zugesprochen. Mit Gilbert Facchinetti verliert der Fussball ein Monument – und eine ganz grosse Persönlichkeit.»
Michel Favre (77), Cousin, Geschäftsleitungsmitglied im Baugeschäft, Ex-Xamax-Sportchef
«Gilbert war ein aussergewöhnlicher Mensch. Er behandelte alle gleich. Egal, ob Bundesrat oder Bauarbeiter, für ihn zählte nur der Mensch. Wir haben tolle Zeiten erlebt. Sei es im Fussball oder im Baugeschäft. Eine Zeit die ich nie missen werde.»
André Schreyer (80), Ex-Mitglied Klubführung, Facchinettis Pressechef, Freund
«Wir haben unheimlich viel zusammen erlebt. Höhepunkt war sicher in den 90er Jahren, als wir als Fifa-Beobachter an ein Länderspiel nach Georgien reisten. Oder der 8. Januar war immer ein fix reservierter Tag. Beim Geburtstag des ehemaligen Bundesrates und Freundes Samuel Schmid sind wir immer anwesend gewesen. Unvergessliche Tage. Jetzt heisst es Abschied nehmen, dass tut weh.»
Während Gilbert Facchinetti DER Xamax-Präsident ist, ist Gilbert Gress (76) DER Xamax-Trainer. «Obwohl sein Tod nicht überraschend gekommen ist, bin ich sehr traurig», sagt der Strassburger, der dreimal in Neuenburg coachte. Darunter die glanzvolle Ära in den 80er Jahren. «Ich durfte insgesamt 15 Jahre mit ihm zusammenarbeiten. Nie haben wir einen schriftlichen Vertrag aufgesetzt. Sein Wort zählte, er war ein Ehrenmann.»