YB gegen Meister FCZ, Aufsteiger Winterthur gegen Basel. Mit zwei Knüllern beginnt die neue Super-League-Saison – es heisst gleich: Achtung, fertig, Vollgas! Zum Ende einer Ära erwartet uns ein Feuerwerk. Nach 20 Jahren ist die Zehnerliga Geschichte, noch einmal erhält der Tabellenerste am Saisonende den Meisterpokal überreicht. Ab 2023/24 wird der Meister in einem Playoff-Duell gekürt – ein Novum.
Manches ändert sich bereits jetzt: Kein direkter Absteiger aus der Super League und zwei Aufsteiger aus der Challenge League sind die Folge. Die Barrage bleibt. Hinzu kommt die Winter-WM in Katar (21. November bis 18. Dezember), was zu einem zehnwöchigen Unterbruch der Meisterschaft führt. Auch dies ist ein Novum.
Ein gemächlicher Start? Fehlanzeige. Für den FCZ und Neo-Trainer Foda bleibt keine Zeit für Experimente. Bereits am Sonntag folgt die Reise nach Baku zum Hinspiel der 2. Runde der Champions-League-Qualifikation. Weitere englische Wochen folgen. Im Idealfall winken die Millionen der Champions League, im Worst Case droht der (Meister-)Kater und das Verpassen einer europäischen Gruppenphase.
Titelrennen endlich wieder spannend?
Auf dem Papier sind andere stärker. Allen voran YB. Die Berner blasen nach einer verkorksten Saison mit neuem Trainer und einer Transferoffensive zum Angriff. Wicky und seine Männer liessen sich schon vor dem Saisonstart das M-Wort entlocken. Die Offensive ist trotz des Abgangs von Liga-Topskorer Siebatcheu herausragend besetzt.
Nicht minder potent kommt das Kader des FC Basel daher. Der grösste Name sitzt aber auf der Bank: Klubikone und Nati-Rekordtorschütze Alex Frei. Die Frage lautet: Kommen die beiden Alphatiere Frei und Klubboss David Degen miteinander klar?
Das Meisterrennen kündigt sich spannend an wie lange nicht mehr, denn auch mit Cupsieger Lugano ist zu rechnen. Im Tessin braut sich dank den Millionen des amerikanischen Besitzers Joe Mansueto und viel Schweizer Know-how etwas zusammen. Auch St. Gallen machte einen guten Job. Luzern und Servette schielen ebenfalls nach oben.
Viel zu gewinnen, wenig zu verlieren
Die Mittelklasse der Liga profitiert vom neuen Modus. Das Abstiegsgespenst sitzt für einmal nicht der halben Liga bis im Frühjahr im Nacken. Das erhöht die Chance, dass Trainer mehr Risiken eingehen und die Präsidenten länger als gewöhnlich die Nerven behalten.
Hinzu kommt: In dieser Saison gibt es viel mehr zu gewinnen als zu verlieren, denn die halbe Liga spielt 2023/24 europäisch. Neben dem Meister nimmt auch die Nummer 2 an der Champions-League-Qualifikation teil. Der Dritte und Vierte spielt in der Conference League. Und der Cupsieger kämpft um einen Platz in der Europa League.
Dank den zwei direkten Aufsteigern träumen auch die Klubs in der Challenge League gross. Mehr als die halbe Liga liebäugelt von der Promotion in die höchste Spielklasse.
Sommer-Feeling geniessen
Mehr Sorgen als Träume haben die GC-Fans. Der Rekordmeister ist zwei Jahre nach dem Einstieg der chinesischen Geldgeber mehr denn je auf der Suche nach der eigenen Identität. Von Strategie keine Spur.
Auch im Wallis ist eine solche schwer zu erkennen, auch wenn der FC Sion den einen oder anderen Transfer noch tätigen wird – vielleicht klappt es ja wirklich mit Spektakel-Stürmer Mario Balotelli. Aufsteiger Winterthur gefällt sich nach 37 Jahren Abstinenz in der Rolle des Aussenseiters und Kult-Klubs und könnte positiv überraschen.
Trotz Sommer-Feeling und grosser Vorfreude ist aber nicht alles eitel Sonnenschein. Gewitter-Wolken bilden sich am Horizont. Die Corona-Pandemie lauert noch immer. Und die Folgen des Ukraine-Kriegs für den Alltag in Westeuropa, wenn es wieder kälter wird, sind schwierig abzuschätzen. Umso mehr gilt es, den Fussball-Sommer zu geniessen!