Es wäre eigentlich ein grosser Tag für Leicester City. Der Sensationsklub besiegt Southampton 1:0 (Gökhan Inler auf der Tribüne), baut wegen Tottenhams 1:1 in Liverpool vom Vortag den Vorsprung auf sieben Punkte aus.
Sechs Runden vor Schluss deutet immer mehr auf den ersten Meistertitel für den krassen Aussenseiter hin.
Doch gestern fällt ein Schatten auf das Märchen. Die Zeitung «Sunday Times» und der deutsche TV-Sender ARD enthüllen einen neuen Doping-Skandal. Im Mittelpunkt: Der britische Arzt Mark Bonar (38), der offenbar gegenüber einem Lockvogel ausgepackt hat. Bonar soll über 150 Profisportler während sechs Jahren mit verbotenen Substanzen versorgt haben. Darunter angeblich auch Fussballer von Leicester, Chelsea, Arsenal und Birmingham.
Als Leicester-Trainer Claudio Ranieri nach dem Spiel auf die Doping-Gerüchte angesprochen wird, verbietet ihm der Pressechef eine Antwort und verweist auf die offizielle Mitteilung des Vereins. Darin distanzieren sich die «Foxes» wie auch die anderen beschuldigten Klubs entschieden von den happigen Vorwürfen.
Arzt Mark Bonar – einst wie Spaniens Doping-Arzt Fuentes Gynäkologe und heute Chef einer Londoner Wellness- und Beauty-Klinik – scheint eine englische Variante von Italiens «Epo-Guru» Michele Ferrari zu sein, der Radsport-Stars wie Lance Armstrong als Kunden betreute.
Gemäss Bonars Aussagen habe er mit «einigen wirklich bekannten Grössen» zusammengearbeitet. Darunter soll auch ein «ganz Grosser» des Fussballs sein. Diesem habe er Epo, Testosteron und Wachstumshormone verabreicht.
Namen werden im Bericht keine genannt. Und noch sei keiner der Athleten positiv getestet worden. Neben den Fussballern sollen sich auch Stars der Tour de France, ein britischer Box-Champion, sowie Tennis- und Cricketspieler unter den Kunden befinden.
Sportminister John Whittingdale kündigt eine Untersuchung an. Denn: Die britische Anti-Dopingbehörde «Ukad» wurde schon 2014 von einem Whistleblower auf die angeblich illegalen Machenschaften Bonars hingewiesen, hat aber nichts unternommen. Ebenso pikant: Die «Ukad» ist von der Welt-Antidopingagentur Wada beauftragt, nach den Skandalen in Russland dort die Dopingbekämpfung neu auzugleisen!