Die Wahrheit über den Sitzstreik im Cupfinal 1967!
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Lausannes Chapuisat:Die Wahrheit über den Sitzstreik

Lausanne-Legende-Chapuisat vor Cup-Viertelfinal gegen FCB
Das ist die Wahrheit über den Sitzstreik von 1967

Vor dem Cup-Viertelfinal zwischen Lausanne und Basel werden Erinnerungen an den wohl legendärsten Cupfinal aller Zeiten wach. Gabet Chapuisat (72) erzählt, wies wirklich war.
Publiziert: 13.06.2020 um 02:48 Uhr
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Aktualisiert: 13.06.2020 um 07:49 Uhr
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Gabet Chapuisat stand mit Lausanne 1967 im Cupfinal gegen Basel.
Foto: JEAN-GUY PYTHON
Stefan Kreis

Wir schreiben den 8. Mai 1967, nur noch wenige Minuten sind im Cupfinal zwischen Lausanne und Basel zu spielen. Es steht 1:1, knapp 45'000 im Berner Wankdorf rechnen mit einer Verlängerung. Dann rauscht FCB-Spielertrainer Helmut Benthaus über die rechte Seite heran, flankt auf den Elfmeterpunkt, wo Helmut Hauser zum Kopfball hochsteigt – und kurz darauf theatralisch zu Boden geht. Lausannes Captain Grobéty hatte ihn leicht in den Rücken gestossen – Schiri Göppel pfeift Penalty!

Die Lausanner drehen durch. Heftige Proteste, erst nach fünf Minuten kann der Schiedsrichter den Penalty freigeben. Der Gefoulte schiesst selbst, verwandelt souverän, der FCB steht vor dem Cupsieg, die Romands kochen vor Wut. Die Lausanne-Spieler initiieren einen Sitzstreik, weigern sich weiterzuspielen, verlieren hinterher am grünen Tisch mit 0:3. «Eine unwürdige Episode», sagt der Kommentator im Schweizer Fernsehen. Lausannes Spielmacher Richard Dürr behauptet hingegen auch noch 30 Jahre später, die Spieler seien lediglich zu «müde» gewesen, um weiterzuspielen.

Quatsch sei das, sagt Lausanne-Legende Gabet Chapuisat (72). Auch er war beim Sitzstreik mit dabei. Stolz darauf ist er nicht. «Auch wenn ich mittlerweile darüber lachen kann, waren wir damals schlicht und einfach am Boden zerstört.» Der Penaltypfiff sei ein Witz gewesen, so Chapuisat. «Hätte es damals schon den VAR gegeben, dann hätte das Spiel einen anderen Ausgang genommen.»

Auch dass er bis heute als einer der Rädelsführer gilt, stimme nicht. «Ich war damals einer der Jüngsten, ich habe den Streik nicht initiiert.» Die Anführer seien Dürr und Ely Tacchella gewesen, so Chapuisat. Was ihn heute noch ärgert: Dass er seine beiden guten Kopfballchancen in der zweiten Halbzeit nicht nutzen konnte. Und dass Schiri Göppel kurz zuvor bei der gleichen Begegnung ebenfalls einen fragwürdigen Penalty für den FCB gab. «Dürr hat uns damals vor dem Spiel noch gesagt, dass wir uns keine Sorgen machen sollen, weil Göppel sein Kumpel sei. Es ist anders gekommen», erzählt Chapuisat mit einem Schmunzeln. Basel holt in jener Saison das Double.

Auch in diesem Jahr hat der Liga-Krösus noch Chancen darauf, im Viertelfinal kommts zur Reprise jenes legendären Spiels von 1967. «Das wird nicht einfach für Basel, Lausanne ist für eine Überraschung gut. Das haben sie unter der Woche gegen Luzern bewiesen. Es war zwar nur ein Testspiel, aber ein 5:0-Sieg gegen einen Super-Ligisten ist trotzdem beeindruckend», sagt Chapuisat.

Dass es ähnlich viel Gesprächsstoff geben wird wie damals vor 53 Jahren, ist trotzdem zu bezweifeln.

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