Endlich ein Coach, der Eier hat! Die Entscheidung von Vladimir Petkovic, auf Gökhan Inler zu verzichten, begrüsse ich voll und ganz. Vlado schaut nicht in die Vergangenheit, Meriten gelten bei ihm wenig. Was zählt, sind die Gegenwart und die Zukunft. Sein einziges Ziel ist es, möglichst alle Spieler topmotiviert und in bestmöglicher Form an die EM zu bringen. Und dazu müssen sie Wettkampfpraxis haben. Viel Wettkampfpraxis!
Ein Spieler, der nur noch auf der Tribüne sitzt, hat da keinen Platz. So hat Inler in der Nati nichts zu suchen!
Es bleibt nicht viel Zeit bis zur Euro. Es stehen drei Tests an und ein paar Trainingseinheiten, um es etwas vereinfacht darzustellen. Da ist das, was im Klub abläuft, viel wichtiger, damit ein Spieler austrainiert und bereit ist für den Höhepunkt der Saison.
Die Botschaft von Petkovic ist klar: Hängt euch derart ins Zeug, dass ihr in euren Klubs spielt. Sonst habt ihr keine Chance bei mir.
Inler hat diese Botschaft nicht verstanden. Nicht weil er bei Leicester nicht gut trainiert. Sondern weil er im Winter nicht wechselte, obwohl er wusste, dass er nie spielen würde. Er ging nicht zu einem Klub wie Schalke, bei dem er gespielt hätte. Oder selbst Sion, wenn es bloss um eine Leihe bis Ende Saison gegangen wäre. Ich jedenfalls wäre in der Not selbst ins Wallis gegangen.
Ein Beispiel aus meiner eigenen Karriere. Als ich in Brescia unterschrieben hatte, warf mich der damalige GC-Coach Roger Hegi aus dem Team, wollte mich in die U21 abschieben. Ich war damit nicht einverstanden und forcierte einen Wechsel zu NLB-Klub Locarno. So spielte ich anderthalb Monate unter dem damaligen Trainer Pierluigi Tami. Dies nur, um für das EM-Quali-Spiel gegen Italien aufgeboten zu werden.
Ein wichtiger zweiter Grund für die Nichtnomination von Inler geht gerne vergessen: Gögi hat unter Petkovic in der Nati nie restlos überzeugt, wie man das von einem Captain erwarten darf. Das machte Petkovic die Entscheidung gewiss leichter.
Kommt hinzu, dass Inler nicht der geborene Captain ist. Seine Aussagen sind geschliffen, oft nichtssagend.
Er bezieht nie Position. Auch nach miserablen Leistungen nicht. Denn ihm geht das Charisma ab, das ich von einem Spielführer erwarte. Dieser muss zwischendurch auch mal Klartext reden.
Der neue Captain, Stephan Lichtsteiner, tut das. Aber auch Valon Behrami, der für mich die bessere Wahl gewesen wäre. Weil Behrami in der Mannschaft mehr Akzeptanz geniesst als Lichtsteiner.