Pelé wird im Stadion des FC Santos verabschiedet
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Im goldigen Blockaltar:Pelé wird im Stadion des FC Santos verabschiedet

«O Rei» ist gestorben
Der Grösste ist nicht mehr

Der König des Fussballs ist nicht mehr. Der Brasilianer und dreifache Weltmeister Pelé verstirbt am 29. Dezember im Alter von 82 Jahren im Spital São Paulo.
Publiziert: 29.12.2022 um 20:21 Uhr
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Aktualisiert: 30.12.2022 um 14:57 Uhr
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Pelé sagt Adeus: Die Fussball-Legende ist verstorben.
Foto: AFP
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Christian FinkbeinerStv. Fussballchef

Mit Pelé geht der Grösste der Geschichte, der erste globale Superstar, den der Fussball gesehen hat. Von Ronald Reagan ist das Zitat überliefert: «Mein Name ist Ronald Reagan, ich bin der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Aber Sie brauchen sich nicht vorzustellen, denn jeder weiss, wer Pelé ist.»

Ob Reagan, Jimmy Carter, John F. Kennedy, Papst Johannes Paul II. oder Nelson Mandela, mit seinem strahlenden Lächeln zog Pelé alle in seinen Bann. Und mit seiner Gabe, besser Fussball zu spielen als jeder andere seiner Generation, eroberte er die Welt, auch wenn er erst im Spätherbst seiner Karriere sein Heimatland verliess und in die USA wechselte.

«Jeder, wirklich jeder wollte seine Hand schütteln und ein Foto mit ihm», erzählte einst der britische Popstar Mick Jagger von Pelés Besuch im berühmten New Yorker Nachtclub Studio 54. «Sagen zu können, man hatte mit Pelé gefeiert, war die grösste Auszeichnung.» Der Brasilianer war auch nach seiner aktiven Karriere der ideale Werbeträger und Botschafter. Auch die Politik wollte ihn zwischenzeitlich für sich vereinnahmen.

Sein Auftritt in Zürich

Geboren wird Edson Arantes do Nascimento am 23. Oktober 1940 in ärmlichen Verhältnissen in Três Corações (drei Herzen) im Bundesstaat Minas Gerais. Den Namen Edson geben ihm seine Eltern in Anlehnung an den amerikanischen Erfinder Thomas Edison. Seinen Spitznamen Pelé erhält er während seiner Kindheit. Der Name soll daher rühren, dass Pelés Vorbild der Fussballer Bilé ist, er diesen Namen aber nicht richtig aussprechen kann.

Sein Talent ist früh erkennbar. Mit 15 gibt Pelé sein Debüt beim FC Santos, mit 16 in der Seleção, für die er gleich im ersten Länderspiel gegen Argentinien trifft. Das jugendliche Alter führt zu einer Kontroverse. «Ich musste zu einem Psychologen. Der war dagegen, dass ich spiele. Das sei für einen 16-Jährigen eine zu grosse psychische Verantwortung», sagt Pelé, als ihn Blick 2002 in São Paulo besucht.

Weder Nationaltrainer Vicente Feola noch der Spieler lassen sich aber davon beeindrucken, denn Pelés Spielstil ist einzigartig. Sein Ballgefühl: wahnsinnig. Seine Antizipation: grandios. Seine Athletik: beeindruckend. Seine Bewegungen auf dem Feld sind eine Augenweide. Pelé dribbelt, trickst und schiesst Tore. Am Ende der gut 20-jährigen Karriere sind es 1281 in 1363 Spielen, einige davon allerdings in inoffiziellen Freundschaftsspielen.

Eines davon erzielt Pelé bei seinem Auftritt am 15. Juni 1968, als der FC Santos im Zürcher Letzigrund gastiert. Auf einer Show-Tournee durch Europa, bei der Pelé rund 50'000 Dollar pro Partie verdienen soll, machen die Brasilianer Halt in Zürich. Gegen den FCZ verlieren die Ballzauberer um ihren Superstar bei strömendem Regen 4:5. Unter den Torschützen neben Pelé sind auch Köbi Kuhn und Fritz Künzli.

WM 1958: Die Geburt des Königs

Seinen Übernamen «O Rei» erlangt Pelé 1958, als er sich als 17-Jähriger an der WM in Schweden in den Fokus der Weltöffentlichkeit katapultiert. Das Turnier in Skandinavien ist die Geburtsstunde der magischen Nummer 10. Dass Pelé diese Nummer trägt, ist eher zufällig. Fortan ist sie aber nur noch den Künstlern vorbehalten: Zico, Platini, Maradona, Zidane, Messi, Neymar.

Nachdem Pelé die ersten beiden Spiele nicht zum Einsatz gekommen ist, bringt ihn Trainer Feola im dritten Gruppenspiel gegen Russland. In der K.-o.-Phase führt der Teenager an der Seite von Garrincha, Vava, Didi und Zagallo Brasilien zum WM-Titel und stellt dabei mehrere Rekorde für die Ewigkeit auf.

Im Viertelfinal gegen Wales schiesst er das einzige Tor, im Halbfinal gegen Frankreich deren drei, im Final gegen Schweden zwei. «Als ich Pelé spielen sah, wollte ich meine Fussballschuhe nur noch an den Nagel hängen», sagt der Franzose Just Fontaine, mit 13 Treffern der Torschützenkönig des Turniers.

Die Welt trauert um einen der Grössten aller Zeiten
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Als Pelé Blick 2002 von seiner ersten WM erzählt, spricht er von einem «Kulturschock», den er 1958 erlitten habe. Als er und seine Teamkollegen bei den langen Waldläufen in Schweden Frauen sahen, die oben ohne an den Seen in der Sonne lagen, habe er sich gar nicht getraut hinzuschauen: «Ich war katholisch erzogen worden. Ich schämte mich.»

Mit dem Gewinn des WM-Titels löst er auch ein Versprechen ein, das er gegenüber seinem Vater Dondinho, der selber Fussballer war, gemacht hat. «Ich kann mich noch sehr gut an 1950 erinnern. Damals, als Brasilien im Maracanã im letzten WM-Spiel gegen Uruguay verloren hatte, sah ich meinen Vater zu Hause weinen. Ich war knapp zehn Jahre alt. Ich sagte zu meinem Vater: Ich bringe dir diesen Pokal heim. Acht Jahre später hatte ich ihn in der Hand.»

Dreifacher Weltmeister

Nach 1958 kennt die Welt Pelé. Der erste globale Fussballstar ist geboren. Dieser bleibt auch wegen des Vetos der brasilianischen Regierung seinem Stammverein 18 Jahre lang treu, auch wenn es immer wieder Avancen aus Europa gibt. Unter anderen sollen Inter Mailand, Real Madrid und Bayern München ihr Interesse am Superstar bekundet haben. Mit dem FC Santos wird Pelé Serienmeister, mit ihm gewinnt er auch zweimal die Copa Libertadores.

An der WM 1962 in Chile verteidigt die Seleção den Titel, wobei Pelé im zweiten Spiel verletzt ausscheidet. Auch 1966 in England wird dieser von den Gegenspielern hart angegangen, Brasilien scheitert in der Vorrunde. 1970 in Mexiko kommt es aber zur Auferstehung des Königs. Noch einmal trumpft Brasilien, angeführt von Pelé, gross auf.

Das sind die grössten Erfolge von Pelé

Brasilianische Nationalmannschaft:

  • 3x Weltmeister-Titel: 1958, 1962, 1970
  • Rekordtorschütze (gemeinsam mit Neymar) mit 77 Treffern in 92 Spielen

FC Santos:

  • 10x Staatsmeisterschaft von Sao Paulo: 1958, 1960, 1961, 1962, 1964, 1965, 1967, 1968, 1969, 1973)
  • 4x Torneio Rio-Sao Paulo (Turnier zwischen Vereinen aus Rio de Janeiro und Sao Paulo): 1959, 1963, 1964, 1966
  • 6x Brasilianischer Meister: 1961, 1962, 1963, 1964, 1965, 1968
  • 2x Copa Libertadores: 1962, 1963
  • 2x Weltpokal: 1962, 1963

New York Cosmos:

  • 1x Meister der North American Soccer League: 1977

Persönliche Auszeichnungen:

  • Südamerikas Fussballer des 20. Jahrhunderts: 1973
  • Spieler des 20. Jahrhunderts (FIFA): 1998
  • Sportler der 20. Jahrhunderts (IOC): 1999
  • Ehrenpreis des Fifa Ballon d'Or: 2013
  • Über 1200 erzielte Tore in seiner Karriere

Brasilianische Nationalmannschaft:

  • 3x Weltmeister-Titel: 1958, 1962, 1970
  • Rekordtorschütze (gemeinsam mit Neymar) mit 77 Treffern in 92 Spielen

FC Santos:

  • 10x Staatsmeisterschaft von Sao Paulo: 1958, 1960, 1961, 1962, 1964, 1965, 1967, 1968, 1969, 1973)
  • 4x Torneio Rio-Sao Paulo (Turnier zwischen Vereinen aus Rio de Janeiro und Sao Paulo): 1959, 1963, 1964, 1966
  • 6x Brasilianischer Meister: 1961, 1962, 1963, 1964, 1965, 1968
  • 2x Copa Libertadores: 1962, 1963
  • 2x Weltpokal: 1962, 1963

New York Cosmos:

  • 1x Meister der North American Soccer League: 1977

Persönliche Auszeichnungen:

  • Südamerikas Fussballer des 20. Jahrhunderts: 1973
  • Spieler des 20. Jahrhunderts (FIFA): 1998
  • Sportler der 20. Jahrhunderts (IOC): 1999
  • Ehrenpreis des Fifa Ballon d'Or: 2013
  • Über 1200 erzielte Tore in seiner Karriere

Das Turnier wird zur Geburtsstunde des «Jogo Bonito», des schönen Spiels. Im Final deklassiert Brasilien Italien mit 4:1. Pelé trifft zum 1:0 und wird als bislang einziger Spieler zum dritten Mal Weltmeister. Der Italiener Tarcisio Burgnich sagt danach: «Vor dem Final sagte ich zu mir: Pelé ist aus Fleisch und Knochen, so wie ich. Danach erkannte ich, dass ich Unrecht hatte.»

Ein Jahr später bestreitet Pelé sein 92. und letztes Länderspiel, dem 180'000 Zuschauer im Maracanã in Rio de Janeiro beiwohnen. 77 Tore hat er für die Seleção erzielt, vor wenigen Wochen an der WM in Katar ist Neymar mit ihm gleichgezogen. 1975 wechselt Pelé in die USA, wo er bei New York Cosmos seine Karriere ausklingen lässt. Nach der Jahrtausendwende wird er unter anderem von der Fifa zum Fussballer des 20. Jahrhunderts gewählt.

Über sich selbst hat er mal gesagt: «Es wird nur einen Pelé geben, wie es auch nur einen Frank Sinatra oder nur einen Michelangelo gegeben hat. Ich war der Beste.» Nun ist «O Rei», der König des Fussballs, für immer eingeschlafen.

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