Knatsch um unsere beste Schiedsrichterin – Petignat fordert
«Staubli soll Profis pfeifen!»

Esther Staubli (37) pfiff den Champions-League-Final und den EM-Final. In der Schweiz reichts nicht mal für die Challenge League. Ex-Schiedsrichterin Nicole Petignat: «Im Verband gibts Männer, die gegen Frauen sind!»
Publiziert: 14.09.2017 um 00:06 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 15:38 Uhr
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Esther Staubli pfeift aktuell in der Promotion League, …
Foto: freshfocus
Michael Wegmann

Letzter Sonntag ist ein historischer Tag in Deutschland, Bibi Steinhaus pfeift Hertha gegen Bremen. Als erste Frau überhaupt leitet die 38-Jährige ein Bundesligaspiel. Das Theater, das in Deutschland deshalb ver­anstaltet wurde, kann Nicole Petignat (50) nicht verstehen. «Wir haben das Jahr 2017. Auch wir Frauen haben zwei Augen und kennen die Regeln, das sollte normal sein», sagte die ehemalige Spitzenschiedsrichterin. In der Schweiz hingegen sei der Zustand nicht normal, so Petignat.

Die Jurassierin, die zwischen Mai 1999 und Dezember 2008 91 Partien in der höchsten Schweizer Spiel­klasse gepfiffen hat, versteht nicht, weshalb Esther Staubli nicht Challenge League pfeift.
«Esther hätte die Klasse dafür. Sie durfte den EM-Final der Frauen pfeifen, weil sie die beste Schiedsrichterin in den Viertelfinals war. Besser als Bibi Steinhaus.»


Per Zufall habe Petignat am Wochenende die Partie zwischen Bassecourt und den Black Stars in der Promotion League verfolgt. Gepfiffen von Esther Staubli. «Sie hat eine tadellose Leistung abgeliefert.»
Die Promotion League ist die Realität der 37-jährigen Agronomin. Dabei leitete Staubli schon in der Saison 14/15 vier Partien in der Challenge League.

Mittlerweile wird sie da nicht mehr eingesetzt. Petignat sieht nicht ein, weshalb. «Ich habe das Gefühl, dass im Verband noch immer einige Männer gegen Frauen sind!»

Leistungstests nicht bestanden


Von diesem Vorwurf distanziert man sich im Haus des Fussballs vehement. «Es gibt eine Menge Beispiele, welche diese Behauptung widerlegen», sagt Marco von Ah, Leiter Kommunikation des Schweizerischen Fussballverbands.
Dass Staubli derzeit nicht mal in der Challenge League arbitriert, hat einen anderen Grund.

Sie hat die Leistungstests im Dezember nicht bestanden. Von Ah: «Esther ist sehr talentiert und regeltechnisch top. Ihre Leistungen dieser Saison werden im Ressort Schiedsrichter nicht nur registriert, sondern auch ästimiert. Gut möglich, dass sie schon Ende Jahr in die Challenge League aufsteigt.»
Auch Petignat ist der Meinung, Staubli habe konditionell zugelegt und bessere physische Voraussetzungen als noch bei den letzten Leistungstests. Sie sagt: «Ich habe viele EM-Spiele gesehen. Esther wirkte auf mich fitter als Bibiana ...»

Darum sieht sie Staubli längerfristig sogar ganz oben. «Wenn sie es in der Challenge League gut macht, wovon ich überzeugt bin, dann reichts für die Super League.» Je höher die Liga, in welcher man pfeift, desto einfacher sei es, findet Petignat. «Man bekommt plötzlich diverse Hilfsmittel. Wie Linienrichter, den vierten Offiziellen und auch TV-Bilder.»

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