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Keine Sportanlässe, keine Einnahmen
Diese Kleinen trifft Corona besonders hart

Matthias Fisch ist seit 27 Jahren – passend zum Namen – selbständiger Fischgerichte-Verkäufer, auch auf der Schützenwiese in Winterthur. Er ist abhängig vom regen Zulauf bei Grossveranstaltungen. Die Corona-Krise trifft ihn hart.
Publiziert: 12.04.2020 um 19:03 Uhr
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Aktualisiert: 12.04.2020 um 19:05 Uhr
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Nix geht mehr – Fischgerichte-Verkäufer Matthias Fisch muss warten, bis er seinen neuen Stand beim Stadion Schützenwiese den Leuten präsentieren kann.
Foto: Matthias Fisch
Marco Pescio (Text) und Sven Thomann (Fotos)

Er ist hellblau, frisch gestrichen. Neu dekoriert, liebevoll eingerichtet. Eigentlich wäre er parat gewesen, der neue Verkaufsstand von Matthias Fisch (52) – hinter der Haupttribüne des Stadions Schützenwiese in Winterthur. Doch so richtig präsentieren konnte er die neue Theke den Leuten noch nicht. Einmal wurde sie zwar getestet, zu Beginn des Jahres. Aber da waren die Fein­arbeiten noch nicht gemacht.

Im Verlaufe der Challenge-League-Rückrunde wären noch graffitiartige Unterwasser-Motive dazugekommen, erzählt der 52-Jährige. Nicht ohne Stolz, aber auch nicht ohne Wehmut aufgrund der aktuellen Situation.

Einzige Einnahmequelle

Die Corona-Pause macht ihm einen gewaltigen Strich durch die (Jahres-)Rechnung. Denn der Standverkauf von Fish & Chips, Calamari-Ringli oder Egliknusperli mit seiner in Winterthur so populären Kräutersauce ist seine einzige Einnahmequelle. Er ist angewiesen auf die Fussballfans, die sich bei Winti-Partien auf der Schützenwiese bei ihm verpflegen. Dass nun mindestens bis Ende April nicht gekickt wird – und es danach wohl noch lange gehen wird, bis Zuschauer wieder zugelassen sind –, gleicht für Fisch einem Schlag in die Magengrube.

In seinem Fall gehen nicht nur Top-Einnahmen wie etwa das Winti-Heimspiel gegen GC, bei dem rund 9000 Fans erwartet worden wären und Fisch locker 150 Portionen weggebracht hätte, flöten. Auch viele andere seiner Events sind gestrichen.
Das Sechseläuten, die Feierlichkeiten zum 1. Mai, Streetfood-Festivals, erste Openairs – alles futsch. «Seit dem 29. Februar, als ich meinen letzten Auftrag beim Salzhaus in Winterthur hatte, beträgt mein Ausfall 100 Prozent», so Fisch. «Ich brauche nun mal die Massen! Stand jetzt ist schon meine halbe Hauptsaison dahin, bis Ende Mai ist alles abgesagt, einiges auch schon im Juni …»

Zum Glück liefs 2019 gut

Aktuell lebt er, zusammen mit seiner Frau und dem gemeinsamen, erst zehn Monate alten Töchterchen, von den Einnahmen aus dem erfolgreichen Geschäftsjahr 2019: «Da haben wir Glück, so können wir uns momentan über Wasser halten.» Und immerhin: Unterstützung darf er auch vom Bundesrat erwarten – dank dessen Entscheid, dass auch Selbständige Entschädigungen erhalten sollen.

Trotzdem mahnt Fisch: «Wenn sich die Corona-Pause noch länger hinzieht, vielleicht bis August oder September, dann kann ich ein­packen. Dann ist meine Saison vorbei.» Den Konkurs könnte er wohl gerade noch abwenden, meint er, ohne finanzielle Hilfe würden sich die darauffolgenden Wintermonate aber äusserst schwierig gestalten.

Bin ein kleiner Fisch

Gleichzeitig ist es ihm ein Anliegen, seine persönliche Lage in der Gesamtsituation realistisch einzuordnen: «Im Vergleich zu anderen bin ich eigentlich ein kleiner Fisch.» Grössere Unternehmen, andere Länder – «schauen wir doch mal nach Indien oder in den Iran» – würden noch viel mehr leiden.

Fisch hofft, dass der Corona-­Albtraum bald vorbei ist. Für die betroffenen Menschen. Für seine wirtschaftliche Position natürlich. Und auch, weil er ganz einfach «die Schützenwiese vermisst». Jenen Ort, an dem er den Leuten endlich mal seinen neuen Stand zeigen will.

Daniel Marthaler, FCZ-Wurststand-Besitzer

Ein gut besuchtes Heimspiel und obendrauf noch ein Sieg für den FCZ – die idealen Bedingungen für Daniel Marthalers Wurststände vor dem Zürcher Letzigrund. An solchen Tagen verkauft er locker über 800 Würste und um die 200 Hamburger. Solche Tage wird es bis auf weiteres so nicht mehr geben.

«Das ist ein ziemlicher Schmerz, ja. Gott sei Dank habe ich meinen Take-away noch, so kann ich die roten Zahlen vermeiden», erzählt der 53-Jährige. In Wädenswil betreibt Marthaler den Wurststand «Martha’s Snacks». Ohne FCZ-Heimspiele und Events wie das Sechseläuten oder die Street Parade gehen dem Wurstbuden­besitzer 40 Prozent des Jahresumsatzes flöten.

Mit dem FC Zürich verbunden

Es ist aber nicht nur das Geld, das Marthaler beschäftigt. Seit Kindesbeinen ist der zweifache Familienvater mit dem FC Zürich verbunden und verpasst praktisch kein Spiel. Er stammt aus der Familie der Metzgerei Horber. Sein Onkel, Werner Horber, führte damals den Traditionsbetrieb und hatte im alten Letzigrund 40 Jahre das Catering unter sich.

Marthaler erinnert sich: «Als kleiner Bub hat mich meine Tante damals ins Stadion gebracht und meinem Onkel übergeben. Dieser hat mir eine Wurst in die Hand gedrückt und mich zur Tribüne begleitet. Drei, vier Plätze neben mir sass der damalige Präsident Edi Nägeli. Mein Onkel sagte zu mir: «Hier kannst du sitzen, den Match schauen und deine Wurst essen, aber nicht mit dem Herrn Präsidenten reden.»

Emotionen fehlen mir

Der FCZ-Fan vermisst den Fussball, der ihm fast so wichtig ist wie sein Wurststand. «Die Emotionen beginnen schon bei der Wurst- und Getränkebestellung. Und wenn du dann den Stand aufstellst, die ersten Kunden kommen und wir zu fachsimpeln beginnen ...», Marthalers Augen leuchten, «... auf diese Momente zu verzichten, geht mir fast so nahe wie die verlorenen Einnahmen.»

Ein gut besuchtes Heimspiel und obendrauf noch ein Sieg für den FCZ – die idealen Bedingungen für Daniel Marthalers Wurststände vor dem Zürcher Letzigrund. An solchen Tagen verkauft er locker über 800 Würste und um die 200 Hamburger. Solche Tage wird es bis auf weiteres so nicht mehr geben.

«Das ist ein ziemlicher Schmerz, ja. Gott sei Dank habe ich meinen Take-away noch, so kann ich die roten Zahlen vermeiden», erzählt der 53-Jährige. In Wädenswil betreibt Marthaler den Wurststand «Martha’s Snacks». Ohne FCZ-Heimspiele und Events wie das Sechseläuten oder die Street Parade gehen dem Wurstbuden­besitzer 40 Prozent des Jahresumsatzes flöten.

Mit dem FC Zürich verbunden

Es ist aber nicht nur das Geld, das Marthaler beschäftigt. Seit Kindesbeinen ist der zweifache Familienvater mit dem FC Zürich verbunden und verpasst praktisch kein Spiel. Er stammt aus der Familie der Metzgerei Horber. Sein Onkel, Werner Horber, führte damals den Traditionsbetrieb und hatte im alten Letzigrund 40 Jahre das Catering unter sich.

Marthaler erinnert sich: «Als kleiner Bub hat mich meine Tante damals ins Stadion gebracht und meinem Onkel übergeben. Dieser hat mir eine Wurst in die Hand gedrückt und mich zur Tribüne begleitet. Drei, vier Plätze neben mir sass der damalige Präsident Edi Nägeli. Mein Onkel sagte zu mir: «Hier kannst du sitzen, den Match schauen und deine Wurst essen, aber nicht mit dem Herrn Präsidenten reden.»

Emotionen fehlen mir

Der FCZ-Fan vermisst den Fussball, der ihm fast so wichtig ist wie sein Wurststand. «Die Emotionen beginnen schon bei der Wurst- und Getränkebestellung. Und wenn du dann den Stand aufstellst, die ersten Kunden kommen und wir zu fachsimpeln beginnen ...», Marthalers Augen leuchten, «... auf diese Momente zu verzichten, geht mir fast so nahe wie die verlorenen Einnahmen.»

FCL-Sektor-Chefin verdient keinen Rappen

Als SonntagsBlick am Dienstag bei Martina Dall Agnola anruft, ertönt eine Frauen­stimme, die für ein Synonym des Optimismus stehen könnte. Nicht aber eines für ein Gesicht der Corona-Krise. Ob wir uns verwählt haben? Nein, haben wir nicht.

Martina Dall Agnola ist in der Swissporarena in Luzern im Stundenlohn angestellt. Als Sektor-Chefin sorgt sie an den Heim­spielen für Sicherheit und Ruhe im Stadion. Auch an anderen Events der Swissporarena ist die 51-Jährige als Aufsichtsperson tätig. Durch ihre unregelmässigen Arbeitszeiten erhält Dall Agnola Ende Monat einen Lohn, der sich aus vier 32-Stunden-Wochen zusammensetzt.

Kompletter Lohnwegfall

Wegen Corona und den damit ausfallenden Heimspielen und Events werden aus 32 Stunden 0. «Es ist sehr radikal», so Dall Agnola. «Da ich im Stundenlohn angestellt bin, fällt der Lohn jetzt komplett weg.» Zwischen den Hin- und Rückrunden spielt sich ein ähnliches Szenario ab, nur kann man sich darauf entsprechend vorbereiten. «In den Winter- und Sommerpausen des FC Luzern schaue ich immer, dass ich mir von meinem Verdienst 50 oder 100 Franken auf die Seite legen kann, sodass ich in den Monaten ohne Einkommen der Swissporarena über die Runden komme.»

Diese Vorbereitungszeit gabs jetzt nicht, und die aktuellen Aussichten sehen düster aus, könnte die Zwangspause ja noch mindestens ein bis zwei Monate dauern.

Nicht nur das Geld fehlt ihr

Jetzt ist der Zeitpunkt, das Geheimnis der positiv gestimmten Frauenstimme zu lüften. Dall Agnola: «Gott sei Dank habe ich meinen Mann, der mich stützt. Dank meinem lieben Mann kann ich die erzwungene Freiheit etwas mehr geniessen.» Der 51-Jährigen fehlt im Moment allerdings nicht nur das Geld, sondern auch der soziale Kontakt zu den Arbeits­kollegen. Das sei «fast verreckter».

Auf die per se schon lebensfreudig klingende Stimme folgt eine ebenso positive Wortwahl: «Wir können es jetzt aber nicht ändern. Darum heisst es jetzt: In die Hände spucken und das durchstehen. Was soll ich jammern, das bringt nichts.» Ohne ihren Mann, räumt Dall Agnola aber ein, «wäre es jetzt sehr kritisch, ja». Darum möchte sie ihm, sobald der Spuk vorbei ist, zum Dank, alles zurückzahlen.

Als SonntagsBlick am Dienstag bei Martina Dall Agnola anruft, ertönt eine Frauen­stimme, die für ein Synonym des Optimismus stehen könnte. Nicht aber eines für ein Gesicht der Corona-Krise. Ob wir uns verwählt haben? Nein, haben wir nicht.

Martina Dall Agnola ist in der Swissporarena in Luzern im Stundenlohn angestellt. Als Sektor-Chefin sorgt sie an den Heim­spielen für Sicherheit und Ruhe im Stadion. Auch an anderen Events der Swissporarena ist die 51-Jährige als Aufsichtsperson tätig. Durch ihre unregelmässigen Arbeitszeiten erhält Dall Agnola Ende Monat einen Lohn, der sich aus vier 32-Stunden-Wochen zusammensetzt.

Kompletter Lohnwegfall

Wegen Corona und den damit ausfallenden Heimspielen und Events werden aus 32 Stunden 0. «Es ist sehr radikal», so Dall Agnola. «Da ich im Stundenlohn angestellt bin, fällt der Lohn jetzt komplett weg.» Zwischen den Hin- und Rückrunden spielt sich ein ähnliches Szenario ab, nur kann man sich darauf entsprechend vorbereiten. «In den Winter- und Sommerpausen des FC Luzern schaue ich immer, dass ich mir von meinem Verdienst 50 oder 100 Franken auf die Seite legen kann, sodass ich in den Monaten ohne Einkommen der Swissporarena über die Runden komme.»

Diese Vorbereitungszeit gabs jetzt nicht, und die aktuellen Aussichten sehen düster aus, könnte die Zwangspause ja noch mindestens ein bis zwei Monate dauern.

Nicht nur das Geld fehlt ihr

Jetzt ist der Zeitpunkt, das Geheimnis der positiv gestimmten Frauenstimme zu lüften. Dall Agnola: «Gott sei Dank habe ich meinen Mann, der mich stützt. Dank meinem lieben Mann kann ich die erzwungene Freiheit etwas mehr geniessen.» Der 51-Jährigen fehlt im Moment allerdings nicht nur das Geld, sondern auch der soziale Kontakt zu den Arbeits­kollegen. Das sei «fast verreckter».

Auf die per se schon lebensfreudig klingende Stimme folgt eine ebenso positive Wortwahl: «Wir können es jetzt aber nicht ändern. Darum heisst es jetzt: In die Hände spucken und das durchstehen. Was soll ich jammern, das bringt nichts.» Ohne ihren Mann, räumt Dall Agnola aber ein, «wäre es jetzt sehr kritisch, ja». Darum möchte sie ihm, sobald der Spuk vorbei ist, zum Dank, alles zurückzahlen.

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