«Jetzt spinnt er!»
So kam es zur legendären Blick-Schlagzeile über Artur Jorge (†78)

Wer den Namen Artur Jorge hört, der denkt auch an die Schlagzeile «Jetzt spinnt er!». Wie es dazu kam. Und warum der damalige Blick-Sportchef sie heute als unglücklich bezeichnet.
Publiziert: 22.02.2024 um 17:50 Uhr
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Aktualisiert: 22.02.2024 um 19:19 Uhr
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Legendär: Die Blick-Schlagzeile vom 29. Mai 1996.
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Daniel LeuStv. Sportchef

Jetzt spinnt er! Drei Wörter, ein Ausrufezeichen. Über diese Blick-Schlagzeile, erschienen am Mittwoch, 29. Mai 1996, wird noch heute geredet und gestritten. Er, das war der damalige Nati-Trainer Artur Jorge. Und Spinnerei unterstellt hat ihm damals Blick, weil er völlig überraschend Adrian Knup und Alain Sutter nicht zur EM 1996 in England mitnahm.

Der Mann, der diese Schlagzeile zu verantworten hatte, ist Rainer Meier, damals Blick-Sportchef und heute Unternehmensberater. Der 65-Jährige kann sich noch gut an jenen denkwürdigen Tag erinnern. «Am späten Vormittag gab der Fussballverband sein Aufgebot für die EM bekannt. Darauf fehlten die Namen der beiden grossen Schweizer Offensiv-Stars Knup und Sutter. Da es damals online ja noch nicht gab, waren die Privatradios die aktuellsten Medien. Dort riefen am Nachmittag viele erboste Hörer an und beschwerten sich über die Entscheidung von Jorge. Als wir diesen Volkszorn mitbekamen, entstand daraus unsere legendäre Schlagzeile.»

«Die Entscheidung hat die ganze Schweiz bewegt»

Was dann folgte, ist heute unvorstellbar. Der Blick fuhr danach eine Anti- und der Tages-Anzeiger eine Pro-Jorge-Kampagne. «Diese Polarisierung hat beiden Zeitungen sehr gute Verkaufszahlen beschert», erinnert sich Meier, «denn die Entscheidung von Jorge hat damals die ganze Schweiz richtig bewegt.»

Der Vorwurf, die Zeile «Jetzt spinnt er!» sei auch eine Anspielung auf Jorges Hirn-OP gewesen, stimme aber nicht, sagt Meier. «Dahinter steckte keine böse Absicht. Als Jorge das Trainer-Amt übernahm, verhielten wir uns ihm gegenüber neutral und wohlwollend. Das hat sich dann erst durch seine Entscheidung, Knup und Sutter zu Hause zu lassen, schlagartig geändert. Heute würde ich aber sagen, dass wegen seiner gesundheitlichen Vorgeschichte unsere Schlagzeile eher unglücklich war.»

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