Frau Covic, Uli Hoeness hat über den umstrittenen und mächtigen Spielerberater Pini Zahavi mal gesagt: «Er ist ein Piranha!» Was sind Sie?
Jasmina Covic: Wahrscheinlich ein Koi.
Warum?
Da ich schon immer gegen den Strom geschwommen bin und anders war. Mir waren und sind heute immer noch Werte wie Loyalität, Ehrlichkeit und Vertrauen wichtig. Meine Motivation war es nie, das grosse Geld zu verdienen. Ich wollte den Spielerinnen helfen, weil ich gesehen habe, wie schlecht mit ihnen umgegangen wird. Wie ihre Berater nach der Vermittlung eine Provision kassierten und dann einfach abgehauen sind.
Sie hätten aber auch eine Spielerberaterin im Männerfussball werden können.
Das ist ein Haifischbecken. Ich bin sehr ehrlich, direkt und arbeite korrekt. Damit kommst du im Männerfussball nicht weit. Dort musst du Spieler aggressiv abwerben. Das bin ich nicht, und das möchte ich auch nie sein.
Herrscht demnach im Frauenfussball noch die heile Welt?
Auch im Frauenfussball spielt das Oberflächliche eine Rolle. Als ich vor knapp acht Jahren als Spielerberaterin anfing, hat mir mein Vater einen BMW 1er vorfinanziert. Ich konnte ja nicht mit meinem Opel Corsa vorfahren.
Warum nicht?
Weil du etwas ausstrahlen musst. Du brauchst keinen Porsche oder Ferrari, aber wenn du im Opel Corsa vorfährst, strahlt das keinen Erfolg aus.
Es heisst doch immer, dass Fussballerinnen kaum Geld verdienen. Und jetzt müssen sie einer Beraterin wie Ihnen auch noch Geld abgeben. Braucht es Sie überhaupt?
Wir haben noch nie Geld von den Spielerinnen genommen, nicht einen Cent. Wir werden von den Vereinen bezahlt und kriegen pro Vertragsjahr der Spielerin einen bestimmten Betrag.
Wie hoch ist der?
Zwischen 300 und 10’000 Euro.
Können Sie davon leben?
In München? Nein. Meinen Lebensunterhalt verdiene ich mit meinem Hauptjob beim SV 1880 München. Ich leite dort die Geschäftsstelle. Was ich als Spielerberaterin verdiene, ist ein schöner Bonus. Für mich stimmt es aber so, weil ich dadurch keinen finanziellen Druck habe und meine Spielerinnen lockerer beraten kann.
Die 29-Jährige kam in Kroatien zur Welt, wuchs aber in Deutschland nahe Kaiserslautern auf. Sie hat früher selbst Fussball in der Verbandsliga gespielt. Heute ist sie Inhaberin der Women’s Football Agency, zusammen mit ihrem Geschäftspartner Brian Eylert (berät unter anderem Lothar Matthäus).
Zu ihren Klientinnen gehören auch die Schweizer Nati-Spielerinnen Ana-Maria Crnogorcevic (Barcelona), Luana Bühler (Hoffenheim), Rahel Kiwic (Zürich), Sandrine Mauron (Eintracht Frankfurt) und Malin Gut (GC).
Covic lebt und arbeitet in München.
Die 29-Jährige kam in Kroatien zur Welt, wuchs aber in Deutschland nahe Kaiserslautern auf. Sie hat früher selbst Fussball in der Verbandsliga gespielt. Heute ist sie Inhaberin der Women’s Football Agency, zusammen mit ihrem Geschäftspartner Brian Eylert (berät unter anderem Lothar Matthäus).
Zu ihren Klientinnen gehören auch die Schweizer Nati-Spielerinnen Ana-Maria Crnogorcevic (Barcelona), Luana Bühler (Hoffenheim), Rahel Kiwic (Zürich), Sandrine Mauron (Eintracht Frankfurt) und Malin Gut (GC).
Covic lebt und arbeitet in München.
Wie männerdominiert ist der Frauenfussball im Jahr 2022?
Noch immer extrem. Ich bin meines Wissens in Deutschland noch immer die einzige Spielerberaterin im Frauenfussball.
Was erlebt man als Frau in diesem Männer-Business?
Einmal hat einer von einer Männer-Agentur zu meinem Geschäftspartner gesagt: «Was willst du mit Frauenfussball? Es ist doch ganz einfach: Die Hübschen lässt du im Bikini spielen, und die Hässlichen sperrst du weg.» Mittlerweile haben viele Männer ihre Meinung geändert. Der Frauenfussball wächst extrem. Doch je mehr Geld fliesst, desto mehr zwielichtige Gestalten zieht es an.
Wie bekommen Sie das zu spüren?
Mittlerweile werden Spielerinnen von Männer-Agenturen extrem aggressiv abgeworben. Die versprechen ihren Spielerinnen das Blaue vom Himmel. Da kommt dann ein Berater im schicken 20’000 Euro teuren Outfit mit dem Ferrari vorgefahren. Das imponiert den Spielerinnen und auch deren Eltern.
Und die fallen darauf rein?
Ja, wir haben so schon einige Spielerinnen verloren. Es reicht, wenn grosse Agenturen der Spielerin ein paar Fussballschuhe und T-Shirts schenken. Und schon sind sie weg. Sie sehen, auch der Frauenfussball ist längst ein Haifischbecken geworden.
Sie könnten ja das Spiel mitspielen.
Schuhe verschenken ist für uns keine Lösung. Wir wollen keine Spielerinnen, die nur deswegen zu uns kommen. Wir wollen Spielerinnen, die Wert auf Expertise und Erfahrung legen.
Was, wenn Ihr Geschäftsmodell bald nicht mehr funktioniert?
Gute Frage. Es gibt Tage, an denen ich mich schon frage, warum ich das überhaupt noch mache. Wenn der Trend dahin geht, dass man Spielerinnen aggressiv abwerben muss, um überleben zu können, habe ich keine Lust mehr. Doch zum Glück gibt es noch die anderen, schönen Beispiele.
An wen denken Sie?
Zum Beispiel an die Schweizerin Luana Bühler, die bei Hoffenheim spielt. Sie wünscht sich eine ehrliche, langfristige Beratung. Die können wir liefern.
Was verdient heute eine Topspielerin?
Bis zu 300’000 Euro im Jahr, in Einzelfällen sogar noch mehr. Hinzu kommen Sponsoren- und Ausrüsterverträge, in der Höhe von 10’000 bis 50’000 Euro.
In diesen Sphären bewegt sich wohl auch eine Alisha Lehmann, die auf Instagram 7,6 Millionen Follower hat. Würden Sie sie gerne beraten?
Ehrlich geantwortet nein. Wir beraten Frauen, die Fussball spielen wollen, und nicht solche, für die der Fussball vor allem ein Marketinginstrument ist. Ich nehme ihr das nicht übel, aber Alisha ist das perfekte Beispiel für «Sex sells».
Zum Abschluss noch ein Blick in die Zukunft: Wo steht der Frauenfussball in zehn Jahren?
Er wird durch die Decke gehen, da bin ich mir ganz sicher. Der Nachteil daran: Er wird dadurch wohl komplett in die Kommerzschiene abrutschen.