Italiens Fussball erschüttert
Sind die Saudis am Schock-Rücktritt von Mancini schuld?

Roberto Mancini legt sein Amt als Italien-Trainer auf kuriose Art und zu einem irritierenden Zeitpunkt nieder. Im fussballverrückten Land rätselt man über die Gründe. Eine Erklärung führt in die Wüste.
Publiziert: 14.08.2023 um 11:48 Uhr
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Aktualisiert: 14.08.2023 um 12:03 Uhr
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Roberto Mancini ist nicht mehr Nationaltrainer von Italien.
Foto: imago images / LaPresse

Italiens Fussball wurde am Sonntag erschüttert: Roberto Mancini (58) tritt als Trainer der italienischen Nationalmannschaft zurück. Die italienische Sport-Zeitung «Gazzetta dello Sport» schreibt von einer «weiteren Apokalypse für den italienischen Fussball». Schlimmer noch als das Verpassen der letzten beiden Weltmeisterschaften.

Gerade die Art und Weise, wie der Europameister-Coach seinen Rücktritt kommunizierte, lässt viele Azzurri-Fans verblüfft zurück. Mancini hat den Verband per E-Mail spät in der Nacht über seinen sofortigen Abgang informiert. Nur Stunden nach einem Meeting mit dem Verband, während dem das Wort «Rücktritt» nie gefallen sei. Dabei soll Mancini dem Verband auch keinen Grund geliefert haben. Der Italiener selbst erklärt sich später karg auf Instagram und schreibt von «einem persönlichen Entscheid».

Natürlich öffnet ein Rücktritt solchen Ausmasses Tür und Tor für Spekulationen. So schreiben diverse Medien, dass Mancini wegen eines Millionenangebotes aus Saudi-Arabien schwach geworden sei. Der «Mister» soll neuer Trainer der saudi-arabischen Nationalmannschaft werden. Dabei sollen die beiden Parteien bereits seit Juni verhandeln. Mancini liege ein Dreijahresvertrag vor – laut der saudischen Zeitung «Al-Riyadh» ist dieser auch bereits unterschrieben.

Treuebekenntnis im Mai

Sollte sich die Geschichte bewahrheiten, wäre es ein herber Schlag für die italienische Fussballseele. Denn nach der Niederlage im Nations-League-Halbfinal gegen Spanien Mitte Juni schwor Mancini Italien noch die Treue, schmetterte Gerüchte über einen Rücktritt als Lüge ab. «Ich bleibe und bin glücklich», sagte Mancini damals. Nicht einmal zwei Monate später folgt nun die Trennung via E-Mail.

Dass es Spannungen zwischen dem Verband und Mancini gab, wurde schon länger vermutet. Stimmen aus dem Mancini-Lager meldeten, dass es einen Vertrauensverlust gab. Mitschuldig dafür ist ausgerechnet Legende Gigi Buffon (45). Der erst gerade zurückgetretene Torhüter wurde Delegationsleiter des Nationalteams und trat das Erbe von Mancini-Freund Gianluca Vialli (†58) an, der im Januar an Krebs verstarb.

Die Ernennung von Buffon sei ohne Mancinis Wissen erfolgt. Zu viel für den stolzen Trainier? Gut möglich, dass gerade dies das Fass zum Überlaufen brachte.

Neuer Trainer bis September

Italien braucht jetzt einen neuen Trainer und die Zeit ist knapp. Die Anforderungen und Ziele sind klar. Die Squadra Azzurra soll im nächsten Jahr den EM-Titel verteidigen. Laut dem Verband steht bereits am 9. September beim Quali-Spiel in Nordmazedonien ein neuer Coach an der Seitenlinie.

Die heissesten Anwärter für das Amt? Luciano Spalletti (64), Napolis Meistertrainer, der im Sommer sein Amt niederlegte, weil er ein Sabbatjahr einlegen wollte. Und Antonio Conte (54), der zwischen 2014 und 2016 schon einmal Italien dirigierte, und seit März ohne Job ist (zuvor bei Tottenham). (jsl)

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