Wer dachte, die Rücktritts-Ankündigung von Lionel Messi aus der argentinischen Nationalmannschaft würde am Río de la Plata ein Erdbeben auslösen, hat sich getäuscht.
Messi hat in Argentinien mindestens so viele Hasser wie Bewunderer. Weil er mit 14 schon nach Barcelona ging. Weil er in der Selección selten so dominant war, wie bei Barça. Vor allem aber, weil er mit Argentinien keinen Titel gewonnen hat.
Viermal stand Messi mit den Gauchos in einem Endspiel, jedes Mal ging er als Verlierer vom Platz. Argentinien mag keine Verlierer.
Messi oder Maradona? Die Frage stellt sich in Argentinien nicht. Maradona war Weltmeister. Dass Diego neben dem Platz noch unberechenbarer war als auf dem Rasen – geschenkt. Dass der jahrelange Medikamenten- und Drogenmissbrauch Diegos Hirn perforiert haben, seine clownesken Auftritte im Alkoholrausch – Diego darf und durfte sich alles erlauben.
Messi dagegen haben sie in Argentinien nie richtig geliebt. Er selber sagte, nachdem er in der Nacht auf Montag im Penaltyschiessen versagt hatte und seinen Rücktritt ankündigte: «Es ist besser für mich, wenn ich zurücktrete. Und es ist besser für all jene, die nie zufrieden waren.»
Seit letzten Mittwoch ist Messi argentinischer Rekordtorschütze. Sein 55. Treffer war ein Traumfreistoss. Ein schwacher Trost!
Auch seine fünf goldenen Auszeichnungen zum Weltfussballer ändern nichts daran, dass Messi in Argentinien als Unvollendeter in die Geschichte eingehen wird.