Wann denn hätte Nassim Ben Khalifa Militärdienst leisten sollen? Mit 17, nach seinem Super-League-Debüt bei GC? Mit 18, nachdem er einen Fünfjahresvertrag bei Wolfsburg unterschrieben hatte? Oder jetzt, da er mit 23 in der Süper Lig bei Eskisehir kickt?
Nein, Europabummler wie er sind nicht für einen Tarnanzug geeignet. Zur Kasse gebeten wird der Romand trotzdem. Das zeigt ein öffentlicher Auszug aus dem Amtsblatt des Kantons Zürich. 9722.25 Franken fordert der Staat vom Ex-GC-Spieler, weil er die Wehrpflichtersatzabgabe aus dem Jahr 2012 noch nicht bezahlt hat. Wer als Schweizer weder Militär- noch Zivildienst leistet, wird zur Kasse gebeten. Zahlt 3 Prozent vom Reineinkommen. Bis zum 34. Lebensjahr.
«Ein Missverständnis»
Ben Khalifa selbst scheint sich dessen bewusst zu sein, Bruder Amin spricht von einem Missverständnis, als er auf die offene Rechnung angesprochen wird: «Natürlich werden wir diese Angelegenheit so schnell wie möglich erledigen.»
Schliesslich hat sein Bruder Nassim zurzeit andere Sorgen, als sich um alte Rechnungen zu kümmern. Fünf Spiele in Folge hat Eskisehirspor verloren, die Elf aus dem Nordwesten der Türkei ist auf den letzten Platz der Tabelle abgerutscht.
Ex-GC-Coach Michael Skibbe wurde gefeuert, ohne seinen Förderer hat Ben Khalifa einen schweren Stand. Nur fünf Pflichtspiele hat er absolviert, nur einen Assist auf dem Buckel.
Das ist zu wenig für einen Mann seiner Klasse. Zu wenig für einen, der im Sommer vor fünf Jahren als das hoffnungsvollste Talent im Schweizer Fussball galt – und sich nur ein halbes Jahr nach seinem GC-Debüt für die Bundesliga empfahl.
GC, Wolfsburg, Nürnberg, YB, GC, Eskisehir
Zwar hat der aus Tunesien stammende Romand mit der Unterschrift in Wolfsburg finanziell so gut wie ausgesorgt, glücklich wurde er in der Autostadt aber nie. Kein Spiel absolvierte er für die erste Mannschaft der Wölfe. Im Winter 2011 wurde er nach Nürnberg ausgeliehen, wo er auf acht Bundesliga-Minuten kam. Im Sommer darauf wechselte er leihweise zu YB, ein Jahr danach zu GC, ehe er im Juli von der Super in die Süper Lig ging.
Dort unterschrieb Ben Khalifa bis 2018 und dürfte mehr als genug Geld verdienen, um die offenen 9722.25 Franken zu überweisen.