Vor 365 Tagen kams zur Tragödie
Das Jahr der Trauer von Chapecoense

Ein Jahr nach dem tragischen Unglück gedenkt Brasilien den Opfern vom Flugzeugabsturz. Chapecoense verzichtet aber auf eine grosse Zeremonie.
Publiziert: 28.11.2017 um 14:31 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 20:45 Uhr
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Chapeco und ganz Brasilien gedenkt ein Jahr nach der Tragödie den Opfern.
Foto: AFP

«Senorita, Lima Mike India 2933 hat einen Totalausfall – komplette Elektrik und Treibstoff.» Das ist einer der letzten Funksprüche von LaMia-Flug 2933. Einige Minuten später ist die Leitung tot. Und mit ihr 71 Menschen – 19 Spieler, 14 Staff-Mitglieder und neun Personen der Klubführung vom brasilianischen Klub Chapecoense sterben. Die Nachricht der Katastrophe versetzt die Kleinstadt Chapeco im Süden Brasiliens in Schockstarre. 

Auf dem Weg zum Copa-Sudamericana-Final in Medellin zerschellt die Maschine am Berg El Gordo – der Flieger hat zu wenig Kerosin getankt. Statt eines Fussballfests in der 200'000-Seelenstadt Chapeco folgt in ganz Brasilien eine 3-tägige Staatstrauer. 

Nur drei der mitgereisten Spieler überleben den Crash: Jakson Follmann, Neto und Alan Ruschel. Letzterer wird zum Symbol des Neubeginns, der Hoffnung. 251 Tage nach der Tragödie gibt Ruschel im Charity-Spiel gegen den FC Barcelona vor 90'000 Menschen im Camp Nou sein Comeback.

Heute kämpft er Woche für Woche um einen Platz in der Startelf von «Chape». Neto hofft auf sein Comeback im nächsten Jahr. Jakson Follmann hat beim Absturz ein Bein verloren, der ehemalige Torhüter arbeitet heute als Experte im TV und möchte fürs Paralympische Team von Brasilien auflaufen.

Aus Respekt keine Zeremonie

Wie der Klub verlauten lässt, wird am Jahrestag der Tragödie aus Respekt auf eine grosse Zeremonie verzichtet. Die Arena Conda in Chapeco wird aber für alle geöffnet sein, die beten oder die Opfer huldigen möchten. Das Stadion wird von zwei Künstlern mit den Gesichtern der Verstorbenen illustriert. Für die Fans, welche nicht aus der Region sind, hat der Verein eine Online-Plattform mit dem Namen «Pra Sempre Chape» eingerichtet, wo sich Leute austauschen können.

Auch Atletico Nacional, der letztjährige Copa-Finalgegner, führt eine Gedenkfeier in Kolumbien für die Verunglückten durch. 

Den Klassenerhalt geschafft

Vor zwei Wochen läuft die 71. Minute im Spiel zwischen «Chape» und Vitoria. Die Arena Conda steht, 7546 Zuschauer brüllen «Vamos Chape» in den Nachthimmel – wie immer in der 71. Minute, in Gedanken an die 71 Opfer des Flugzeugabsturzes. Sieben Minuten später bebt der Boden erneut. «Chape»-Joker Tulio de Melo sichert mit seinem Treffer zum 2:1 Chapecoense den Klassenerhalt. Eine Sensation!

Am zweitletzen Spieltag stellt «Chape» einen neuen Klub-Rekord auf. Neun Spiele sind die Grünen ungeschlagen. Die Chance auf eine weitere Teilnahme an der Copa Sudamericana besteht weiterhin. Trotz sportlichem Erfolg ist es ein kleiner Trost für die Hinterbliebenen.

Denn, der Weg zurück ins Leben ist für viele Angehörige schwer. Auch der Verein steht in der Kritik, viele hätten sich mehr Hilfe von Chapecoense gewünscht. Zudem warten sie noch auf ihre Entschädigung und auch ein Jahr nach dem Unglück ist die Schuldfrage noch nicht offiziell geklärt. (jsl)

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