Wie viele Chancen hat ein junger Fussballer auf eine grosse Karriere? In der Regel eine einzige. Aber es gibt Ausnahmen.
Eine davon ist die berührende Geschichte des heute 26-jährigen Kevin Pannewitz. Er galt einst als eines der grössten Talente in Deutschland. Spielte bei Hansa Rostock und später bei Wolfsburg. Aber mit dem süssen Leben des Profifussballs kann Pannewitz nicht umgehen.
Er ist Stammgast in den Discos. Er schaut nicht auf seine Ernährung und auf seinen Lebenswandel. Er stürzt ab. Im vergangenen Frühling arbeitete er in einer Shisha-Bar, später bei einer Spedition. Er wiegt 125 Kilo, spielt in der 6. Liga. Der Traum vom Profifussball scheint geplatzt.
Dann führt er ein Gespräch mit seinem Schwager Timmy Thiele. Der ist Stürmer bei Erzgebirge Aue. Er redet seinem Schwager ins Gewissen. Vergeude nicht dein Talent, lautet seine Botschaft. Pannewitz hört zu.
Er geht zu Carl Zeiss Jena ins Probetraining. «Ich habe auf meine Ernährung geachtet und auf Zucker und Kohlehydrate verzichtet. Es hat funktioniert.» Und er hat wieder richtig trainiert. Innert weniger Monate verliert er 35 Kilo.
Am 19. August, dem 2. Spieltag, debütiert der Vater eines zweijährigen Sohnes für Jenas 2. Mannschaft. Für das Profikader reicht es im Moment noch nicht ganz. Doch in Jenas Nachwuchsteam ist der Innenverteidiger gesetzt und hat auch schon drei Tore geschossen.
«Ich habe mir vorgenommen, mich noch einmal voll auf den Fussball zu konzentrieren. Das geht nur, wenn man sich zu 100 Prozent darauf einlässt», sagt Pannewitz. Kevin Pannewitz musste 26 Jahre alt werden, um zu realisieren, wie fahrlässig er mit seinem Talent umgegangen ist. Aber er steht auch dafür, dass es nie zu spät ist. Es gibt immer eine zweite Chance.