Es sind bitterste Stunden, die Deutschlands Fussball-Seele zurzeit durchlebt. Nach der desaströsen WM gehts weiter bergab. 0:3 gegen Erzrivale Holland – der DFB steckt in einer tiefen Krise.
«Die deutsche Nationalmannschaft ist eine Karikatur dessen, was sie einmal war», schreibt die spanische «AS». Und die «Marca»: «Löws deutsche Walze befindet sich am Boden.» Die französische «Équipe» resümiert: «Deutschland hat den Stern an Frankreich abgegeben und sind nur Zwölfter im Fifa-Ranking. Das ist ein grosser Absturz, fast ein Abstieg in die Hölle und der Absturz scheint nicht zu enden.» Und in Holland jubelt der «Telegraaf»: «Der sensationelle 3:0-Sieg lässt an die glorreiche Vergangenheit denken. Oranje durchbricht die Grenzen der Deutschen!»
91 Prozent in Umfrage gegen Löw
An die Grenzen scheint derzeit auch Trainer Jogi Löw zu kommen. Von allen Seiten prasselt Kritik auf den Weltmeistercoach von 2014 ein. In einer Umfrage der «Bild» beantworten 91 Prozent von weit über 180'000 Stimmen die Frage «Ist Löw noch der Richtige» mit Nein! «Der Glaube an Löw schwindet», lautet der Titel des «Bild»-Kommentars.
Schon vor dem Holland-Debakel kriegte Löw eine Breitseite von Ex-Nationalspieler Michael Ballack (42) ab: «Ich war wie viele andere Leute auch überrascht, dass er seinen Job behalten hat.» Es sei an der Zeit, «professionell genug zu sein», um die richtigen Schlüsse zu ziehen.
An der Pressekonferenz am Samstagabend stiftet Löw, der seine Trainerkarriere bei Winterthur und Frauenfeld lancierte, dann noch mehr Verwirrung um seine Zukunft. Erst sagt er: «Das war eine sehr brutale und enttäuschende Niederlage. Man spürt im Moment förmlich, dass wir nicht das Selbstbewusstsein haben, wie wir das schon hatten.»
«Mit Kritik muss man jetzt natürlich rechnen»
Auf die Frage eines holländischen Reporters nach seiner Zukunft sagt er: «Da müssen wir schnell tauschen hier, da bin ich der falsche Ansprechpartner.» Und schaut Hilfe suchend zu seinem Pressesprecher rüber und fragt: «Haben wir die Frage richtig verstanden oder falsch?»
Der Reporter hakt nochmals nach, ob er über seine Zukunft selber entscheiden könne. Löw: «Im Moment nicht!» Auf Nachfrage der «Bild», wie er denn das «im Moment» meine, beschwichtigt Löw: «Das war nur Spass...»
Im «ZDF» zeigt Jogi Verständnis für die Kritik an seiner Person: «Damit muss man jetzt natürlich rechnen. Und damit müssen wir leben, wenn man so eine Leistung zeigt – ich als Trainer zu allererst. Aber die Diskussion um meine Person ist nicht meine Aufgabe, mich darum zu kümmern. Ich muss mich um die Mannschaft kümmern.» (wst)