«Verstehe Xhaka und die Fans»
Was läuft schief bei Arsenal, Stephan Lichtsteiner?

Bei Arsenal und Granit Xhaka (27) läuft es derzeit nicht nach Plan. Nati-Kollege Stephan Lichtsteiner (35) erklärt, warum die Gunners so hadern.
Publiziert: 03.12.2019 um 17:38 Uhr
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Stephan Lichtsteiner und Granit Xhaka spielten gemeinsam bei Arsenal.
Foto: Arsenal FC via Getty Images

Lille, Lazio, Juventus, Arsenal und Augsburg – Stephan Lichtsteiner (35) hat in seiner Karriere eine Reise quer durch Europa absolviert. Dass Augsburg die letzte Station seiner grossen Tour sein wird, ist alles andere als sicher. Doch der Wechsel nach Bayern war notwendig, spielte der Nati-Spieler bei Arsenal doch kaum eine Rolle mehr.

Nach einem starken Start bei den Gunners kam er am Ende der vergangenen Saison nur noch selten zum Einsatz. Teils sass Lichtsteiner auf der Bank, teils schaffte er es nicht einmal mehr in den Kader. In einem grossen Interview mit «iNews» gibt er Einblick in die schwierige Zeit.

«Als ich zu Arsenal gewechselt bin, wollte ich mit der Mannschaft zurück in die Top Vier und auch einen Titel gewinnen. Die Situation hat sich dramatisch verändert, es ist alles viel schwieriger geworden», erklärt der Schweizer.

Warum er plötzlich keine Rolle mehr gespielt habe, sei ihm völlig unklar. Trainer Unai Emery (48), der seinen Platz bei Arsenal Ende November räumen musste, wolle er nicht kritisieren. Aber: «Ich denke, er hatte Probleme mit den Top-Spielern. Bei den besten Spielern hätte er mit einer besseren Beziehung sicher auch mehr rausholen können. Ansonsten könnte ich aber nicht viel Negatives über ihn sagen.»

«Ich kann Xhaka und die Fans verstehen»

Dennoch überrascht es Lichtsteiner nicht, dass Arsenal in dieser Saison Mühe hat. Aktuell finden sich die Gunners nur auf dem achten Rang wieder, sind damit gerade mal oberes Mittelmass. Statt gegen Liverpool und Manchester City um den Titel zu kämpfen, kämpft das Team gegen Sheffield United, Burnley und Crystal Palace um den Anschluss an die obere Tabellenhälfte.

Nicht zuletzt sorgt auch Nati-Kollege Granit Xhaka (27) für Aufsehen, als er im November ausgewechselt wird. Daraufhin leistet sich der damalige Kapitän einen Ausraster der Extraklasse, verliert die Kapitänsbinde und das Vertrauen der Fans.

«Ich verstehe beide Seiten», erklärt Lichtsteiner seine Sicht auf die Ereignisse. «Ich kann die Reaktion der Fans nachvollziehen und dass sie nicht glücklich sind. Aber ich kann auch Granit verstehen. Seine Reaktion ist nur menschlich. Er verdient mehr Respekt, weil er immer alles für Arsenal gibt. Ich sehe, wie er arbeitet, er ist stets zu 100 Prozent professionell.»

«Aber je grösser der Klub, desto grösser der Druck. Als Fussballspieler musst du mit solchem Druck umgehen können, das ist ein Teil des Spiels. Was bei Granit passiert ist, entspricht einer natürlichen Reaktion. Aber ich hoffe für ihn und auch für Arsenal dennoch, dass sie eine gute Lösung finden. Das ist für beide Seiten wichtig.»

Mangelnde Erfahrung als Hauptproblem?

Und wie könnte Arsenal den Weg zurück auf die Erfolgsspur finden? Lichtsteiner sieht vor allem bei der Mischung zwischen Alt und Jung den richtigen Ansatz: «Arsenal hat viele junge Spieler mit fantastischen Qualitäten. Allerdings braucht man auch erfahrene Spieler, die den jungen Leuten helfen können.»

«Ein älterer Spieler geht mit dem Druck und der Kritik anders um als ein jüngerer Akteur. Ich persönlich habe mich beispielsweise schon an die Kritik gewöhnt, die ich im vergangenen Jahr aushalten musste. Bei den anderen Vereinen war es nicht anders», erläutert der 108-fache Natispieler.

«Im Moment sehe ich keine Spieler, die den jüngeren Akteuren zeigen können, wie es bei einem grossen Verein abläuft. Sie kennen den Druck nicht, jedes Wochenende gewinnen zu müssen. Vielleicht ist es genau das, was Arsenal fehlt.»

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