US-Profi Kay Voser über sein neues Abenteuer
«In der Schweiz würde ich als Arbeitsloser mehr Geld verdienen»

Ex-FCZ-Spieler Kay Voser erlebt in den USA seinen zweiten Frühling. Bei Charlotte Independence will der 31-Jährige in der zweiten Liga nochmals durchstarten.
Publiziert: 22.03.2018 um 17:48 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 05:48 Uhr
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Kay Voser lanciert seine Karriere 2005 bei GC.
Interview: Marco Mäder

Er kommt grade vom Training, sitzt frisch geduscht auf dem Sofa seiner neuen Wohnung und nimmt den Video-Anruf von BLICK entgegen. Nach seiner Degradierung beim FCZ hat sich Kay Voser (31) in ein neues Abenteuer gestürzt. Er steht nun bei Charlotte Independence in der zweiten Liga Amerikas unter Vertrag. Mindestens ein Jahr bleibt der Verteidiger in North Carolina. Was dann passiert, ist noch offen

BLICK: Kay Voser, wie muss man sich den Fussball in der zweiten Liga der USA vorstellen?
Kay
Voser: Das Niveau ist wirklich gut. Ich bin überrascht. Nur im taktischen Bereich kann der Fussball nicht ganz mit Europa mithalten. Bei Charlotte Independence spiele ich in einer technisch starken Mannschaft mit vielen erfahrenen Spieler. 

Aber der Fussball in den USA ist nicht wirklich populär.
Alle Partien unserer Liga werden live auf Youtube übertragen. Es gibt Teams in der zweiten Liga, die haben über 20'000 Zuschauer pro Spiel. Unser Stadion liegt etwas ausserhalb und unser Verein gibt es noch nicht lange. Deswegen haben wir nicht ganz so viele Zuschauer. Bei uns hats Platz für 5000 Fans.

Man sagt, Fussballer gingen nur des Geldes wegen in die USA
Ich definitiv nicht. Es reicht knapp zum Leben. In der Schweiz würde ich mit dem RAV (Regionalen Arbeitsvermittlungszentrum) mehr Geld verdienen als hier. Aber es geht mir nicht ums Geld. Es ist ein Abenteuer. Viele meiner Teamkollegen haben Zweitjobs, einer fährt zum Beispiel Uber.

Hatten Sie keine Angebote aus Europa?
Ich wollte in die USA, etwas neues erleben. Ich dachte auch an Rücktritt. Aber mit der Chance, in den USA spielen zu können, geht ein Traum in Erfüllung. 

Beenden Sie Ihre Karriere bei Charlotte? 
Es kommt drauf an, wie es läuft und ob ich fit bleibe. Mein Vertrag hier läuft noch 8 Monate. Danach werde ich erstmal in die Schweiz zurückkehren und meine Familie besuchen. Dann schaue ich weiter.

Beim FCZ wurden Sie fast aus dem Nichts degradiert. Wie war das für Sie?
Eine grosse Enttäuschung. Sie wollten mich nicht mehr, dann wurde ich degradiert. Aber dass ich nicht einmal mehr mit der ersten Mannschaft trainieren durfte, so etwas habe ich noch nie erlebt.

Wissen Sie, warum es zur Degradierung kam?
Wir leben in einer Leistungsgesellschaft. Wenn der Arbeitgeber mit dem Arbeitnehmer nicht mehr zufrieden ist, dann wird dieser entlassen. Da steht dann das Menschliche auch nicht mehr im Vordergrund. Aber ich will nicht klagen, als Fussballer lebe ich ein privilegiertes Leben.

Hat sich der Stadtklub Ihnen gegenüber sauber verhalten?
Es wurde alles korrekt kommuniziert. Auch mit dem Transfer ging alles sauber über die Bühne. Nur der Zeitpunkt war überraschend. Dass mein Vertrag im Sommer nicht würde verlängert werden, das war mir klar. Aber dass ich schon im Winter gehen muss, das war neu. Und dafür kenne ich die Gründe nicht.

Was spielte Sportchef Thomas Bickel dabei für eine Rolle?
Er und ich sind bei gewissen Themen sicher anderer Meinung. Aber grundsätzlich hatten wir ein gutes Verhältnis, und hatten gute Gespräche zusammen. Er ist halt in einer Position, in der er solche Entscheidungen treffen muss.

Was sagen Sie über Ludovic Magnin, den neuen FCZ-Coach
Ich bin froh, konnte ich noch 2-3 Wochen unter ihm trainieren. Er ist ein guter Coach. Man merkt, dass er seine Arbeit liebt. Und er hat mir einen Denkanstoss gegeben, dass ich doch selbst mal anfangen soll, ein Trainerdiplom zu machen. Darüber denke ich nun nach.

Sie sagten einst, Sie würden gerne mal als Journalist arbeiten... 
Es gibt drei wichtige Sachen in meinem Leben: Fussball, Psychologie und Schreiben. Journalist? Warum nicht. Ich hoffe, ich werde die drei irgendwann mal verbinden können. Sie werden sicher meine Zukunft prägen. Apropos Zukunft: Ich muss los. Heute habe ich frei und gehe noch Wohnungen anschauen.

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