Wenn die Nati am Freitag gegen Andorra spielt, trifft sie auf einen Mann, der es dank des Fussballs ins Guinness-Buch der Rekorde geschafft hat. Ildefons Lima heisst er. 1997 debütierte er im Alter von 17 Jahren für die kleine Nation in den Pyrenäen. Inzwischen ist er 43 und spielt noch immer. Dazwischen liegen 26 Jahre und 134 Länderspiele. Eine solch lange Länderspielkarriere hat weltweit kein anderer auf dem Buckel.
«Fussball ist mein Leben», erzählt Lima voller Stolz nach dem Mittagessen mit seinem Team am Telefon mit Blick. Seine Geschichte als Fussballer entspricht gleichzeitig auch der Fussballhistorie Andorras. Schliesslich handelte es sich bei seinem Debüt gegen Estland (1:4) gleichzeitig um die erst zweite Partie der kleinen Fussball-Nation überhaupt. Für den einzigen Andorra-Treffer jenes Abends war er gleich selbst zuständig. Es war das zweite Tor in der Geschichte des Verbandes.
Lima liebt die Schweiz
In seiner scheinbar ewigen Fussballprofi-Karriere hat Lima so ziemlich alles erlebt. Der Verteidiger hat in Spanien, Griechenland, Mexiko, in der Schweiz und in Italien sein Geld verdient. «Von 2009 bis 2011 habe ich unter Trainer Marco Schällibaum für die AC Bellinzona gespielt». Trotz Abstieg hat er die beiden Jahre im Tessin in guter Erinnerung. In 45 Partien schoss er vier Tore – alle in vier Spielen hintereinander.
Verfolgen tut die andorranische Legende die Super League inzwischen nicht mehr wirklich. Das sei in seiner Heimat zu kompliziert. Doch die Schweiz als Land hat es ihm angetan. Deshalb komme er immer wieder gern zurück. «Ich war vor wenigen Tagen bei euch in den Ferien. Habe dabei Genf, Lausanne und Zürich besucht. Euer Land ist wunderschön», schwärmt er.
«Er war ein Biest»
Ins Schwärmen kommt Lima auch, wenn er an alle Gegenspieler denkt, die ihm in den Jahren über den Weg gelaufen sind. Wen er als den Besten empfunden hat? «Den brasilianischen Ronaldo. Er war ein Biest! Niemand konnte ihn aufhalten. Er hatte etwas Besonderes.» Im Juni 1998 traf Andorra auf Brasilien und schlug sich wacker. Am Ende hiess es gegen den späteren Vizeweltmeister trotzdem 0:3.
Um sich an alle Begegnungen zu erinnern, hat sich Lima ein intensives Hobby ausgewählt: Trikotsammeln! «Ich bin verrückt danach. Inzwischen habe ich fast 1000 zu Hause, und jedes einzelne hat eine eigene Geschichte. Ich müsste ein Museum eröffnen.» Dass es so viele geworden sind, hat auch mit seinen Teamkollegen zu tun. «Wenn ich nicht dabei bin, organisieren sie mir immer fleissig welche», erzählt Lima lachend.
In seine Sammlung haben es zahlreiche Trikots aus seiner Zeit bei Bellinzona geschafft. Darunter eines von St. Gallen: «Das ist von Michael Lang». Schweizer Nati-Leibchen haben ebenso ihren Platz gefunden. Aber weil die Schweiz erst zweimal gegen Andorra gespielt hat, sind es eben erst zwei. «Eines habe ich von Granit Xhaka, ein anderes von Xherdan Shaqiri.»
Karriereende in der Schweiz?
Am Freitag schafft es mit Sicherheit ein weiteres Trikot in die Sammlung. Von Beginn weg wird Lima aber wohl kaum spielen. Zumal er seinen letzten Einsatz für Andorra vor ziemlich genau einem Jahr hatte. Danach hat er «aus taktischen Gründen» sowie wegen Verletzungen gefehlt. Jetzt ist er zurück und hofft auf einen Einsatz. «Wenigstens für ein paar Minuten.»
Wie lange er noch weitermacht? Sein Vertrag beim FC Andorra B läuft aus. Verlängert wird er wohl kaum. Lima denkt tatsächlich ans Karriereende. «Ich muss den Jungen Platz machen», sagt er etwas wehmütig, und hat sich dabei ein Datum und einen Gegner dick herausgestrichen: den 12. September 2023. Dann spielt sein Andorra im Walliser Tourbillon gegen die Schweiz. «Das wäre ein schöner Abschluss meiner Karriere.»