Mit seiner Frau und seiner siebenjährigen Tochter an der Seite spaziert Lorenzo «Lorre» Schoonbaert an den Mittelkreis im Jan-Breydel-Stadion in Brügge. Er führt den Anstoss mit seiner Tochter aus.
Die 20'000 Zuschauer, die Fussballer auf dem Rasen und seine Familie wissen alle: In wenigen Stunden wird der 41-Jährige tot sein. Eine Geschichte, die unter die Haut geht.
Krebs! Schoonbaert ist unheilbar krank. In den letzten 20 Jahren muss der Belgier 37 Operationen über sich ergehen lassen. Die Ärzte teilen ihm Ende des vergangenen Jahres mit, dass es keine Hoffnung mehr gebe.
Schoonbaert wählt den Freitod. Er will bereits im Januar Abschied nehmen vom Leben, verbringt einen letzten Abend mit 150 Verwandten und Freunden in seinem Heimatort Assebroek, schreibt «Die Welt».
Doch Lorenzo entscheidet sich um. Grund: der FC Brügge, sein Lieblingsverein. Den will er - gemeinsam mit seiner Tochter - noch einmal live im Stadion siegen sehen.
Der Klub kriegt von seinem traurigen Schicksal und seinem innigen Wunsch Wind, lädt die Familie ans Heimspiel gegen Mouscron-Péruwelz ein. Nach dem Match darf er die Kicker noch persönlich kennenlernen.
Die Fans stehen hinter Schoonbaert, feiern ihn schon vor dem Match. «You'll never walk alone, Lorre», steht auf einem Banner. Während er den Rasen betritt, steht das komplette Stadion und klatscht ehrfürchtig. Seine Tochter kann die Tränen nicht mehr länger zurückhalten.
Brügge gewinnt 3:0. «Ich bin jetzt unglaublich glücklich. Das ist ein Schatz für meine Tochter, den sie ihr ganzes Leben lang geniessen kann. Mein letzter Traum ist wahr geworden. Ich kann jetzt in Frieden sterben und werde vom Himmel aus feiern», schreibt er auf Facebook. Am Tag nach dem Spiel, am 2. März, kriegt er die tödliche Spritze.
Seiner Tochter gibt er vor seinem Ableben diese Worte mit auf den Weg: «Ich habe ihr gesagt, dass Papa eines Tages schlafen wird und nicht mehr aufwacht. Aber wenn sie zum Himmel schaut, dann ist dort ein Stern, der leuchtet. Das bin ich.» (yap)