Union Berlin? Ein Klub für Romantiker, der Arbeiter, der Fans, die das Stadion in Berlin Köpenick selbst für ein Weihnachtssingen füllen. So die häufigsten Klischees.
Ein Verein auch, der vom Opfermythos lebt. Bis heute gilts unter Sporthistorikern als sicher, dass «Eisern Union»zu DDR-Zeiten um Siege, Titel und Ruhm gebracht wurde – weil Stasi-Chef Erich Mielke Fan des Lokalrivalen BFC Dynamo war und Union systematisch benachteiligen liess. Dynamo gewann Titel, Union die Zuneigung der Menschen. Dabei heissts inzwischen, dass auch Union der Staatssicherheit näherstand, als man lange vermutete.
Union fällt aus dem Rahmen und will doch, was alle anderen Verein wollen: sportlichen Erfolg! Ihn garantieren soll künftig Urs Fischer (52). Der zweifache Schweizer Meistertrainer soll die Eisernen endlich erstklassig machen.
«Charakterlich top»
Vor ihm verschliss Präsident Dirk Zingler seit 2014 fünf Trainer. Selbst den früheren Schalke-Trainer Jens Keller, der die Eisernen 2017 auf Platz vier der 2. Liga führte – die beste Platzierung seit der Wiedervereinigung.
Ein knallharter Job für Fischer! Doch der Zürcher kommt an – vor allem bei den Spielern. Verteidiger Christoph Trimmel sagt zum «Rundfunk Berlin-Brandenburg» über seine ersten Eindrücke von Fischer: «Bis jetzt super! Charakterlich top. Man merkt, dass er wirklich jeden Spieler besser machen möchte: Er erkennt sofort bei jedem die Schwächen und wo er ansetzen muss.»
Und: «Taktisch ist die Arbeit hier auch auf sehr, sehr hohem Niveau, das macht schon einen guten Eindruck.»
Lob gibts auch von Routinier Michael Parensen. Er sagt zur «Berliner Zeitung» über Fischer: «Er sagt, dass wir auch in kritischen Situationen die Ruhe behalten sollen. Das strahlt er auch aus.»
Worte, die Fischer sicher guttun.
Dynamo spielt inzwischen übrigens in der viertklassigen Regionalliga Nordost. (mis)