Die Dominanz der ganz Grossen scheint in dieser Saison einzig Bayer Leverkusen zu durchbrechen, das in der Bundesliga die elfjährige Bayern-Dominanz beendet hat. In Spanien jubelt allerdings einmal mehr Real Madrid über den Meistertitel, in Frankreich ist es PSG. Und auch die Erfolge von Inter Mailand und ManCity oder Arsenal sind nicht die ganz grosse Überraschung. Doch im Rennen um die weiteren Champions-League-Plätze dahinter ist in dieser Saison der Aufstand der Überraschungsklubs im Gange.
VfB Stuttgart – Bundesliga
Noch kein Jahr ist es her, da kämpfte der VfB Stuttgart in der Relegation gegen Zweitligist HSV um den Klassenerhalt. Und nun haben sich die Schwaben nach einer berauschenden Saison sensationell für die Königsklasse qualifiziert. Es ist die erste Teilnahme seit der Saison 2009/2010.
Neben dem Traum-Duo Serhou Guirassy und Deniz Undav, das zusammen bei 44 Bundesligatreffern steht, ist der Überraschungserfolg vor allem auf Trainer Sebastian Hoeness zurückzuführen. Der Neffe von Bayern-Legende Uli Hoeness hat es geschafft, langjährige Durchschnittsprofis zu deutschen Nationalspielern zu entwickeln. Darunter Chris Führich oder Maximilian Mittelstädt.
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Aston Villa – Premier League
Seit Dienstagabend steht fest, dass Aston Villa erstmals überhaupt in die Königsklasse einziehen wird. Nach der 0:2-Pleite von Tottenham gegen Leader ManCity ist der Klub aus Birmingham nicht mehr von Platz vier zu verdrängen. Baumeister des Erfolgs ist Trainer Unai Emery, der Villa bereits in der vergangenen Spielzeit in die Conference League geführt hat.
Eine Riesen-Überraschung ist die starke Saison allerdings nichts. Aston Villa verfügt über das siebtwertvollste Kader der Premier League. Weltmeister-Goalie Emiliano Martinez, England-Stürmer Ollie Watkins und Douglas Luiz, der Freund von Nati-Star Alisha Lehmann, gehören zu den grössten Stars im Team.
Europäisch ist der Klub kein unbeschriebenes Blatt. In der Saison 1981/1982 konnte Aston Villa sogar schon einmal den Europapokal der Landesmeister, den Vorgängerwettbewerb der Champions League, für sich entscheiden.
FC Girona – La Liga
Zwischenzeitlich wurde in der Stadt nahe der französischen Grenze gar von der ganz grossen Sensation geträumt. Im Dezember grüsste Girona nach einem 4:2-Erfolg gegen Barcelona plötzlich von der Tabellenspitze. Der katalanische Klub ist Teil der City Football Group von Scheich Mansour Bin Zayed Al Nahyan zu der auch Manchester City gehört. Im vergangenen Sommer verpflichtete der Klub gleich drei Spieler von Partner-Klubs.
An der Spitze des Vereins steht Pere Guardiola, der Bruder von ManCity-Trainer Pep Guardiola. Bereits Anfang Mai tütete Girona die Champions-League-Quali ein. Auch dank des ukrainischen Knipsers Artem Dovbyk, der mit 20 Treffern die Torschützenliste der La Liga anführt. Damit wird im katalanischen Städtchen zum ersten Mal überhaupt internationaler Fussball gespielt werden.
FC Bologna – Serie A
Als Spieler hat Thiago Motta gleich zweimal die Champions League gewonnen. Und spätestens jetzt sollte jedem Fussball-Fan klar sein, dass der Italo-Brasilianer auch als Trainer unglaublich viel Talent mitbringt. Zwei Runden vor Schluss liegt er mit Bologna auf dem dritten Platz der Serie A. Es wäre die beste Platzierung seit fast 60 Jahren.
Motta gilt als Taktik-Revolutionär, lässt in einer 2-7-2-Formation spielen. Weil er das Spiel nicht vertikal, sondern horizontal und inklusive Goalie liest. Zudem legt der ehemalige Mittelfeldspieler viel Wert auf Teambuilding und lässt die Captain-Binde regelmässig rotieren. Auch die beiden Nati-Spieler Remo Freuler und Michel Aebischer haben sie bereits getragen. Der dritte Schweizer in Bologna-Diensten ist Dan Ndoye. Auch für den siebenfachen italienischen Meister ist die Champions-League-Teilnahme eine Premiere.
Stade Brest – Ligue 1
Ganz durch sind die Bretonen noch nicht. Mit einem Sieg am letzten Spieltag gegen Toulouse hat Brest aber zumindest die Champions-League-Quali auf sicher. Aber auch darauf hätte vor dieser Saison in Frankreich niemand auch nur einen Cent gewettet. Erst seit fünf Jahren spielt der Klub wieder in der höchsten Liga und hat eines der kleinsten Budgets.
Trainer Éric Roy war bis zu seiner Anstellung im Januar 2023 über elf Jahren nicht mehr in dieser Funktion tätig gewesen. Trotzdem erwies sich der Personalentscheid von Sportchef Grégory Lorenzi als goldrichtig. Der Ex-Profi ist auch verantwortlich für die Transfer-Strategie von Brest. Lorenzi setzt auf Kontinuität, versucht, Schlüsselspieler langfristig zu binden. Und setzt dabei vor allem auf französische Spieler. Nur gerade sechs ausländische Spieler stehen im Kader. Zum Vergleich: Rennes, das die zweitwenigsten Legionäre beschäftigt, steht bei 13.