Eckball im Premier-League-Spiel zwischen den Spurs und den Red Devils. Luke Shaw schnappt sich den Ball und macht sich drauf und dran, die Ecke in die Mitte zu bringen. Daneben steht Schiedsrichter-Assistentin Sian Massey-Ellis, überwacht wie gewohnt die Ausführung.
Dieses Bild allerdings sehen die iranischen TV-Zuschauer nicht. Das Staatsfernsehen schaltet weg, zeigt eine Luftaufnahme des Tottenham-Hotspur-Stadions und der angrenzenden Umgebung – und das jedesmal, wenn Massey-Ellis im Bild ist!
Über hundert Mal ist das der Fall. Der Grund: Massey-Ellis trägt kurze Hosen. Die nackte Haut, die über den Stutzen und unterhalb der Hosen zu sehen ist, ist dem iranischen TV ein viel zu heisses Eisen.
«TV-Zensoren waren erschüttert»
Die Gruppe «My Stealthy Freedom», die sich gegen diskriminierende Gender-Gesetze im Iran einsetzt, schreibt: «Die TV-Zensoren waren erschüttert durch die Anwesenheit einer Schiedsrichterin in Shorts. Also blendeten sie einfach weg und zeigten Ansichten von Londoner Hinterstrassen, womit das Spiel der Lächerlichkeit preisgegeben wurde. Am Schluss scherzte einer der Kommentatoren noch, dass er hoffe, die Zuschauer hätten die Geografie-Show genossen. Zensur ist in der DNA der Islamischen Republik Iran. Wir dürfen solches Verhalten nicht normalisieren. Das ist nicht unsere Kultur. Das ist die Ideologie eines Unterdrücker-Staats.»
Es ist nicht das erste Mal, dass das iranische TV durch Zensur im Fussball für Schlagzeilen sorgt. 2018 wurde beispielsweise das Logo der AS Roma teilweise unkenntlich gemacht, weil darauf die Zitzen der Wölfin zu sehen sind, mit welchen sie die beiden mythischen Stadtgründer Romulus und Remus säugt. (wst)