Spieleragent Christoph Graf spricht im Interview über den bevorstehenden Transfer-Sommer. Der frühere BLICK-Sportchef ist seit 2004 in der Branche tätig, arbeitet zudem als Analyst, Scout und ist Präsident der Vereinigung der Schweizer Spielerberater.
BLICK: Herr Graf, fit und munter?
Christoph Graf: Danke, ich bin gesund. Ich konnte zum Glück am letzten Tag vor Ausrufung der ausserordentlichen Lage noch Hanteln kaufen, da mein Fitnesscenter nun geschlossen ist.
Und wie sieht der Job eines Agenten derzeit aus?
Man telefoniert. Aber im Moment ist der Markt so gut wie tot.
Und die Transferwerte der Spieler sinken ins Bodenlose?
Transferwert? Wer definiert den? Das Internetportal Transfermarkt macht eine Evaluation. Die halten den Finger in die Luft. Doch der wahre Wert definiert sich für mich nur über das, was ein Klub für einen Spieler bietet.
Und im Moment bleiben Gebote aus.
Nein, es wird bald Transfers geben. Denn einige Klubs verlieren Geld und brauchen deshalb Geld. Weshalb sie zu Verkäufen bereit sind. Eigentlich steht nun die entscheidende Phase an. Gute Spieler hat man seit einem Jahr oder länger auf dem Radar. Nun würde nochmals live gescoutet werden, bevor ein Entscheid fällt. Das geht nun nicht. Nur die potenten Vereine können sich Transfers von Topspielern leisten, die nicht mehr gescoutet werden müssen.
Also nochmals: Die Preise sind am Boden, oder?
Das sind sie. Der Markt ist massiv eingeschränkt und bleibt es, weil die Zeit für sinnvolle Transfers wegen der kürzeren Sommerpause auch kürzer wird. Wie im Winter, wo auch viel weniger läuft.
Sollen die Klubs vom Bund unterstützt werden?
Ja, mit A-fonds-perdu-Beträgen. Darlehen reichen da nicht. Kleinere Klubs, bei denen die Spieleinnahmen ein, zwei Monate ausbleiben, können nur schwer überleben. Wie Gastronomiebetriebe. Fussball ist ein Wirtschaftszweig wie jeder andere. Nur ist es – zusammen mit Eishockey und dem Automobilsalon – der erste, der vom Bundesrat stillgelegt wurde.
Besteht die Gefahr eines Kollapses des gesamten Marktes?
Der Markt wird sicher runtergehen. Wie an der Börse heisst es da nun: Kauf, wenn die Preise unten sind. Für Super-League-Spieler wirds enorm schwer, gute Klubs im Ausland zu finden.
Die EM-Verschiebung auf 2021 sollte eigentlich das Zaubermittel sein. Das Mittel dagegen, dass die unterbrochenen Fussballligen in Europa am Ende abgebrochen werden müssen. Man will nun irgendwie im Juni fertigspielen.
Doch die Wahrscheinlichkeit, dass diese Saison nicht mehr gespielt werden kann, steigt von Tag zu Tag. In den Ligen wächst die Angst vor exorbitanten Verlusten.
Alleine in der englischen Premier League könnte wegen der Ausfälle bei den TV-Geldern, im Ticketing und in der Werbung ein Loch zwischen 1,2 und 1,35 Milliarden Franken entstehen.
Die in der «NZZ am Sonntag» publizierten Zahlen der Beratungsfirma KPMG zeigen: Die fünf Top-Ligen würden insgesamt bei Nicht-Wiederaufnahme des Fussballbetriebs einen geschätzten Verlust zwischen 3,6 und 4,4 Mia. Franken einfahren.
Die Zahlen belegen aber auch, warum viele Klubs auch Geisterspiele in Kauf nehmen würden: In England, Spanien, Deutschland, Italien und Frankreich schenken die TV-Gelder viel mehr ein als die Stadioneintritte. (md)
Die EM-Verschiebung auf 2021 sollte eigentlich das Zaubermittel sein. Das Mittel dagegen, dass die unterbrochenen Fussballligen in Europa am Ende abgebrochen werden müssen. Man will nun irgendwie im Juni fertigspielen.
Doch die Wahrscheinlichkeit, dass diese Saison nicht mehr gespielt werden kann, steigt von Tag zu Tag. In den Ligen wächst die Angst vor exorbitanten Verlusten.
Alleine in der englischen Premier League könnte wegen der Ausfälle bei den TV-Geldern, im Ticketing und in der Werbung ein Loch zwischen 1,2 und 1,35 Milliarden Franken entstehen.
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Das Coronavirus legt den Sport immer mehr lahm: Wichtige Events und Matches werden abgesagt, verschoben oder finden als Geisterspiele statt. Im Absagen-Ticker bleiben Sie über die neuesten Entwicklungen in der Sportwelt auf dem Laufenden: Welche Ligen sind betroffen? Welche Spiele und Rennen finden (nicht) statt?
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