Eigentlich war er der Mann des Spiels. Ende September, als er gegen Villarreal zwei Tore innert vier Minuten machte und einen Penalty herausholte. Ansu Fati. Dessen Eltern nach wie vor unterschreiben müssen, dass er an Abendspielen teilnehmen darf. Doch die Trophäe, die vom US-Biergiganten Budweiser gesponsert wird, durfte er nicht erhalten. Weil in Spanien Bier erst ab 18 getrunken werden darf. Und Budweiser hat sein alkoholfreies Bier erst eben lanciert. So ging die Auszeichnung an Jordi Alba...
Zahlreiche Rekorde gebrochen
Der Teenie dürfte es verschmerzen. Denn er jagt einen seiner Jugend geschuldeten Rekord nach dem anderen. Mit 16 Jahren und neun Monaten macht ihn Ernesto Valverde im August 2019 zum jüngsten Barcelona-Spieler aller Zeiten. Schon im zweiten Ligaspiel gegen Osasuna trifft er und wird der jüngste Barça-Torschütze aller Zeiten und der drittjüngste in der Geschichte der Primera Division. Leo Messi schoss sein erstes Tor ein Altersjahr später. Als Ansu (steht für Anssumame) im Dezember 2019 in der Champions League gegen Inter Mailand für die letzten fünf Minuten ran darf und Barcelona zum 2:1-Sieg schiesst, wird er zum jüngsten Königsklassen-Torschützen aller Zeiten.
«Von welchem Planeten bist du gekommen», fragt die Zeitung «Sport». Und «EL Mundo» titelt: «Ein Star ist geboren! » – und spricht vom neuen Pelé. Nati-Coach Luis Enrique denkt, dass es ein Teil von Ansus Lernprozesses sein wird, mit diesen Lobeshymnen umzugehen. «Ich würde allerdings auch welche schreiben» fügt der Seleccionador schmunzelnd an.
Er hat Ansu nicht zum jüngsten Spieler der spanischen Länderspielgeschichte gemacht, aber zum zweitjüngsten. Das war im Nations-League-Spiel gegen Deutschland Anfang September (1:1). Schon im nächsten Match gegen die Ukraine spielt er von Beginn weg und bucht beim 4:0 sein erstes Tor. Ansu ist 17 Jahre und 311 Tage alt und damit der jüngste Torschütze in der Geschichte von Spaniens Nationalmannschaft. Barcelona erhöht derweil die Ausstiegsklausel auf 170 Millionen. Und flugs auf 400 von dem Zeitpunkt an, da Ansu als vollwertiger Profi gilt. Das ist Anfang Saison der Fall.
Ansu der neue Weltklassestürmer?
Vor drei Tagen, beim 0:0 gegen Portugal, setzt Luis Enrique sein Kronjuwel nicht ein. Erstens, weil er es – wie Sergio Ramos – für die Nations-League-Spiele schont. Und zweitens, weil es gegen Portugal geht. Die zweite Heimat von Ansu. Sein Vater wandert aus der ehemaligen portugiesischen Kolonie Guinea-Bissau nach Portugal aus, verdingt sich aber später in Spanien. 2009 folgt die Familie mit dem damals sechsjährigen Ansu nach. Den spanischen Pass hat er natürlich nicht, als er mit sieben Jahren zu Sevilla wechselt und mit neun von den beiden Angeboten dasjenige von Barcelona annimmt und jenes von Real verwirft... Den Pass erhält er 2019, dafür im Ultra-Schnellverfahren.
Ansu ist der Mann, der in Spaniens Auswahl die Lücke schliessen könnte, die David Villa hinterlassen hat. Seit dessen Rücktritt fehlt ein absoluter Klassestürmer. Selbst Luis Enrique musste unlängst feststellen, er habe eben keinen Kane, Suarez oder Van Basten in seinem Team. Nun aber hat er Ansu. Und mit ihm eine neue Generation hungriger Spieler, die ein horrendes Tempo anschlagen können. Im Sturm zum Beispiel das Kraftpaket Adama Traoré (24) von Wolverhampton, das gegen Portugal debütierte. Oder den begabten Ferran Torres von Manchester City (20).
Die neue Generation
Die drei stehen zusammen mit Reguilon (23, Tottenham), Eric Garcia (23, Manchester City), Mikel Merino (24, San Sebastian), Dani Olmo (22, Leipzig), Rodrigo (24, Manchester City), Pau Torres (23, Villareal) für eine neue Generation, die in die übergrossen Fusstapfen von Xavi und Iniesta treten sollen, nachdem Spanien an den letzten drei grossen Turnieren versagt und nie über die Achtelfinals hinausgekommen ist. Das sind Schweizer Verhältnisse. Die jungen Wilden, die rund um die drei unantastbaren Routiniers Sergio Ramos, Sergio Busquets und Carvajal drapiert werden, sollen es richten. Schon am Samstag gegen die Schweiz.
Freddy Adu (31, USA)
Das Negativ-Paradebeispiel. Mit 14 der erste Profi-Vertrag, mit 16 jüngster Nati-Spieler der USA, gute Werbeverträge. Doch der Durchbruch gelingt nie, nicht mal in Finnland.
Waleri Boschinow (34, Bul)
Einen Monat vor dem 16. Geburtstag ist er bei Lecce jüngster Debütant der Serie-A-Geschichte. Aber der Stürmer wechselt fast häufiger den Klub als dass er ins Tor trifft. Heute bei Levski Sofia.
Pelé (79, Bra)
Quasi der Vater aller Wunderkinder! Schon mit 16 ist er beim FC Santos Stammspieler und Torschützenkönig. Mit 17 wird er als jüngster WM-Teilnehmer mit Brasilien Weltmeister. Der Rest ist Geschichte.
Bojan Krkic (30, Sp)
Schon mit 17 das Debüt im Barca-Starensemble. Mit 18 das erste Länderspiel für Spanien – es bleibt das einzige. Der Stürmer erfüllt die Vorschusslorbeeren nie und landet zuletzt via Mainz, Stoke und Alaves in der MLS.
Hachim Mastour (21, It)
Mit 14 Jahren holt ihn Milan für 2 Mio. Euro. Doch das Profi-Debüt mit 17 gibt er als Leihspieler in Malaga, via Holland und Griechenland spielt er nun bei Drittligist und Stammklub Reggina.
Lionel Messi (33, Arg)
Senkrechtstart mit 17 Jahren in Barcelona. Es folgt eine beispiellose Weltkarriere.
Youssoufa Moukoko (15, De-Kam)
Unfassbar: Mit Jahrgang 2004 schon Dortmund-Profi! In der Bundesliga spielen darf der Nachwuchs-Bomber erst ab 20. November: Dann wird er 16.
Martin Ödegaard (21, Nor)
Nati-Debüt mit 15! Jüngster Real-Spieler mit 16! Danach flacht der Hype ab. Doch nun ist das norwegische Spielmacher-Talent nach Ausleihen wieder zurück in Zidanes Real-Kader.
Alexandre Pato (31, Br)
Schon mit 17 ist er in Brasilien Profi. Danach bei Milan ist er oft verletzt. Die Anläufe bei Chelsea und Villareal scheitern. Via China geht’s zurück in die Heimat.
Cristiano Ronaldo (35, Por)
Auch der fünffache Welt-Fussballer ist ein Frühreifer: Profi-Debüt bei Sporting mit 17. Danach folgen Riesenerfolge mit ManU, Real und Juve.
Wayne Rooney (34, Eng)
Premier-League-Debüt bei Everton mit 16, mit 17 spielt er erstmals in der Nati. Aus dem Stürmer-Riesentalent wird der Rekordtorschütze von ManUnited und der englischen Nati. Heute ist er Spielertrainer bei Zweitligist Derby.
Ciriaco Sforza (50, Sz)
NLA-Debüt bei GC als 16-Jähriger. Später zweimal deutscher Meister und Champions-League-Sieger mit Bayern. (md)
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