Wie eine Instagram-Nachricht sein Leben veränderte
Für Schweizer Klubs zu schwach – jetzt startet Girma in Italien durch

An Natan Girma hat in der Schweiz kein Klub geglaubt. Inzwischen hat sich der Romand in Italien hochgearbeitet und mischt die zweithöchste Liga mit seinem Talent auf.
Publiziert: 06.03.2024 um 20:02 Uhr
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Aktualisiert: 07.03.2024 um 06:43 Uhr
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Natan Girma hat seit dieser Saison viele Gründe zum Lachen.
Foto: Alex Travaglioli
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Carlo Emanuele FrezzaReporter Fussball

In Italiens Serie B schwärmen alle von einem jungen Romand. Natan Girma (22) heisst er und spielt für das von Weltmeister Alessandro Nesta (52) trainierte Reggiana. Hierzulande ist der Name des schweizerisch-eritreischen Doppelbürgers indes weitgehend unbekannt. Dabei hätte der 1,90 m grosse und gleichzeitig sehr wendige offensive Mittelfeldspieler auch in den Schweizer Ligen durchstarten können.

«In der Schweiz wurde ich unterschätzt», sagt Girma im Gespräch mit Blick. Zeitweise spielt er in der 2. Liga Inter, weil ihn zahlreiche Klubs abgewiesen haben. «Non, merci», hiess es bei Lausanne, Xamax und Servette. Und das, obwohl er in der U21 der Grenats sogar Captain war. Doch ein Aufgebot für das Profiteam bekam er nie. «Trainer Alain Geiger kannte nicht einmal meinen Namen», erinnert er sich.

«Ein Sprint ins Unendliche»

Nach einem Probetraining bei Hannover schien Girmas Weg nach Deutschland geebnet. «Es gab ein Angebot. Doch der Deal platzte, weil Servette zu viel Geld für mich wollte, obwohl ich nicht spielte», erzählt er. Statt in der 2. Bundesliga landete er schliesslich bei Sona in der Nähe des Gardasees – in Italiens Serie D, der dortigen höchsten Amateurliga.

Als einen mentalen Schock beschreibt es Girma. Aufgeben kam für ihn jedoch auch da nicht infrage – im Gegenteil. Sein Berater Gabriele La Manna versprach ihm, dass es weiter aufwärtsgehen würde. «Die Karriere ist kein 100-m-Sprint.»

Im Dezember 2022 war es so weit. Reggiana klopfte an. Doch den ersten Profivertrag gab es erst auf die neue Saison hin, als der Aufstieg des Klubs aus Reggio Emilia in die Serie B feststand. Wieder war Geduld gefragt. Doch sie zahlte sich aus. Unter Nesta mauserte er sich schnell zum Stammspieler. Mit fünf Toren und zwei Vorlagen ist er aktuell der Topskorer des Teams.

Die Nati als Ziel

Auf Instagram beschreibt sich Girma als «l'éternel insatisfait» – der ewig Unzufriedene. «Ich bin sehr streng mit mir. Ich will immer besser werden», erklärt er. Dass dieser so aufgestellte Junge nie aufgegeben hat, verdankt er seinem Personalcoach Johnny Ramos. «Er hat mein Leben verändert. Als Teenager habe ich ihn einfach auf Instagram angeschrieben und gefragt, ob er mir hilft.» 14-jährig sei er damals gewesen und gerade mal 55 Kilo leicht.

So hat die Zusammenarbeit begonnen, die seine Eltern zunächst kritisch beäugt haben. «Sie fragten sich, warum er mir, ohne mich zu kennen, Trainings gab, Zugtickets zahlte und Probetrainings organisierte.» Heute lässt sich sagen: Anders als so mancher Sportchef hat Ramos an ihren Sohn geglaubt.

Am Ziel sieht sich Girma, der wegen Ronaldinho die Rückennummer 80 trägt, noch lange nicht. Er sieht noch viel Verbesserungspotenzial und will weiter nach oben. Zudem hat er die Nati im Auge. «Sie ist nicht mein Traum, sie ist mein Ziel.»

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