Weltmeister Luca Toni geht auf CR7 los, Gattuso jubelt unter Tränen
«Ronaldo ist ein ganz normaler Spieler geworden»

Der Anfang war ja noch ganz passabel. Doch je länger der Italienische Cupfinal andauerte, desto mehr bauten Juve und Ronaldo ab. Am Schluss kriegte vor allem der Superstar sein Fett weg.
Publiziert: 18.06.2020 um 13:30 Uhr
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Ronaldo marschiert am Pokal vorbei – ein Bild mit Symbol-Charakter.
Foto: keystone-sda.ch
Alain Kunz

Nein, gut war das sicher nicht, was Juventus Turin auf den Rasen des Olimpico in Rom zauberte. Und von Zauber Lichtjahre entfernt. Und wenn der Keeper mit Abstand der beste Spieler ist – Gigi Buffon ist auch mit 42 immer noch Weltklasse – dann sagt das alles über die Leistung der italienischen Übermannschaft.

«Juve war schlecht, die zweite Halbzeit sogar furchtbar», sagte Luca Toni, der Ex-Bayern- und Fiorentina-Star, der 2011 eine halbe Saison für die Alte Dame aufgelaufen war.

Weshalb er den von Napoli gekommenen Trainer Maurizio Sarri nach dem verlorenen Elfer-Duell (ohne Verlängerung!) durchaus in Nöten sieht: «Sarri hat nun ernsthafte Probleme. Juve hat den Ball langsam laufen lassen. Und so ist auch Cristiano Ronaldo ein ganz normaler Spieler geworden.» In der Tat. Hiess es noch, der trainingsverrückte Portugiese sei so fit aus der Corona-Zeit gekommen wie kein anderer, so sieht man in den beiden bisherigen Spielen das pure Gegenteil auf dem Feld. Fit sollte sich nämlich weder auf Frisur noch Hautbräune beziehen.

Im Halbfinal-Rückspiel gegen die AC Milan (0:0) bleibt CR7 unsichtbar und verschiesst einen Penalty. «Tuttosport» fragt sich: «Ronaldo, wo steckst Du?» Regelmässig verliert er Laufduelle gegen Milan-Abwehrchef Alessio Romagnoli. Und nun im Final? Ein Schuss auf den starken Alex Meret nach fünf Minuten. Danach Sendepause. Und einen Elfmeter verschiesst er auch nicht. Er wäre wohl zum fünften und letzten angetreten, doch den brauchte es nicht mehr nach den Fehlschüssen von Dybala und Danilo.

Kaum zu glauben, dass an den Gerüchten eines Angebots von Chelsea über 125 Millionen Franken auch nur ein Fünkchen Wahrheit ist. Falls doch? Eine derart einfache Art, sich die Krisenzeit vergolden zu lassen, werden die Agnellis nie mehr kriegen …

Auf der anderen Seite kannte der Jubel bei den heissblütigen Süditalienern keine Grenzen. Corona-konform war da gar nichts mehr. Doch wer kann es ihnen verübeln? Vor allem, wenn man weiss, dass Coach Gennaro Gattuso, der seine Trainerkarriere mit ein paar wenigen Wochen an der Linie des FC Sion begonnen hat, kurz vor dem Halbfinal-Rückspiel gegen Inter Mailand seine Schwester verloren hatte. Das waren dann schon fast übermenschliche Emotionen für den Weltmeister-2006-Kollegen von Luca Toni, der als Coach seinen ersten Titel unter Tränen holte. Und so wurde auch in der Innenstadt von Napoli gefeiert, wie wenn es nie eine Krise gegeben hätte.

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