Sepp Blatter kritisiert Infantino-Reformen
«Dreiergruppen geben Raum für Mauscheleien!»

Der ehemalige Fifa-Präsident Sepp Blatter (81) redet an einem Podiumsgespräch der Schweizerischen Agenten-Vereinigung (SFAA) Klartext. Im Fadenkreuz hat er die Pläne von Nachfolger Gianni Infantino.
Publiziert: 07.12.2017 um 10:23 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 21:30 Uhr
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Sepp Blatter redet Klartext.
Foto: CARL DE SOUZA / AFP
Michael Wegmann

Sepp Blatter über...

... die geplante WM-Modus-Änderung künftig in Dreiergruppen spielen zu lassen.

«Das ist keine gute Idee. Das hatten wir schon mal 1982. In Dreiergruppen spielen zu lassen, heisst, dass immer ein Team zuschauen muss. Das gibt Raum und Chancen für Mauscheleien und Spielabsprachen. Ich sage nicht, dass dies passieren muss. Aber der Fussball ist derart unter Beobachtung, dass man schon nur die Möglichkeit für Betrügereien mit Reglementen verringern sollte.»

... Financial Fairplay

«Es wundert mich nicht, dass es nicht durchgesetzt werden kann. Financial Fairplay funktioniert so nicht. Nur schon der Name ist falsch. Bei den Finanzen gibt es kein Fairplay! Da gibt es Rot oder Schwarz. Fairplay ist geistig, die Finanzwelt nicht.»

... den Videobeweis

«Der kommt meiner Meinung nach für diese WM zu früh. Das System ist noch nicht ausgereift, viele Länder legen es noch unterschiedlich aus.»

... Neymars 222 Mio.-Transfer zu PSG

«Vor kurzem wurde ein Gemälde von Leonardo Da Vinci in New York für rund 450 Millionen Dollar verkauft. Da ist Neymar ja geradezu günstig. Das Werk von Da Vinci dürfte nun in einem Safe versteckt. Neymar siehst du aber mindestens zweimal die Woche im TV zaubern – auf der ganzen Welt.»

... Korruption bei der Fifa

«In der Fifa gibt es keine Korruption. Wenn die Fifa korrupt ist, ist es die Uno auch. Die Fifa ist nicht korrupt, Menschen sind korrupt, Menschen haben sich schlecht benommen. 300 Millionen spielen weltweit aktiv Fussball. 1.6 Milliarden haben mit Fussball zu tun. 1.6 Milliarden Menschen  können nicht alle gut sein. Jetzt soll ich schuld am Ganzen sein.»

... die Vergabe der WM 2022 nach Katar.

«Ursprünglich war ja die Idee die WM 2022 in die USA zu vergeben. 2018 in Russland, 2022 in den USA. Das wäre grossartig gewesen. Jetzt redet man von Bestechung. Doch die Wahrheit ist, dass grosse Veranstaltungen wie eine WM oder Olympische Spiele von  der Politik vergeben werden. Bei Katar war das nicht anders. Katar bekam die WM bei einem Mittagessen, welches Ende November 2010 in Paris stattgefunden hat. Der französische Präsident Nicolas Sarkozy und der Kronprinz von Katar, der heutige Emir, sassen an einem Tisch. Danach luden sie Michel Platini ein und teilten ihm mit, dass er und seine europäischen Partner für Katar stimmen sollten. Zwei Tage später hat mich Platini angerufen und gesagt: ‹Pass auf Sepp, gut möglich, dass die WM nicht in Amerika stattfindet. Drei bis vier Leute stimmen nicht mehr für unsere Idee.› So ist es gekommen und jetzt hat man das Theater.»

... den Prozess in Amerika gegen diverse ehemalige Fifa-Exekutivmitglieder

«2011 wollten wir von der Fifa eine weitere Kontrollfunktion für unsere Konföderationen einführen. Diese hätte auch die Integrität der Exekutiv-Mitglieder prüfen sollen. Im Kongress war dies eine beschlossene Sache, Theo Zwanziger wurde mit der Umsetzung betraut. Doch die Integritätskontrolle war ein Problem. Die Uefa, also Europa, wollte nicht von der Fifa überprüft werden. Sie hat sich mit Händen und Füssen gewehrt. Michel Platini, der Star, war dagegen. Und wissen Sie, wer uns das mitgeteilt hat? Der damalige Uefa-Generalsekretär Gianni Infantino. Er sagte mit einem Lächeln: ‹Wir in Europa lassen uns nicht, von einem Fifa-Gremium kontrollieren.› Jetzt als Fifa-Präsident, hat er das Problem. Denn die anderen Konföderationen haben sich damals nach der Weigerung der Uefa auch gesträubt. Und da wären Kontrollen sehr wichtig gewesen. Das Resultat ist, dass viele Personen nun vor der amerikanischen Justiz gelandet sind.»

... seine Suspendierung bei der Fifa.

«Ich wurde von der Ethikkommission damals wegen einer Zahlung suspendiert, die abgesegnet war. Ab diesem Zeitpunkt bin ich nicht mehr ins Fifa-Gebäude gekommen. Viele meiner privaten Sachen sind immer noch da. Kurz nach seiner Wahl bin ich mit Gianni Infantino noch bei einem Glas Rotwein und Salami zusammengesessen. Er hat eine Liste mit meinen persönlichen Dingen erstellt und wollte sich nach seiner Rückkehr von einem Kongress wieder melden. Doch ich habe nie mehr was gehört. Ich wurde nie verabschiedet, nie abgewählt. Ich bin einfach suspendiert. Ich darf nicht spielen, nicht trainieren und ich darf auch nicht Schiedsrichter sein. Aber ins Stadion darf ich. Und ich werde bei der WM in Russland dabei sein. Der russische Präsident Vladimir Putin hat mich eingeladen.»

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