Ruinieren Fussballer ihre Gesundheit?
Sportmediziner warnen vor Langzeitschäden

Die Stimmen, die vor möglichen Folgeschäden warnen, werden immer lauter. Eine Coronavirus-Infektion könnte für Profisportler fatal sein.
Publiziert: 06.05.2020 um 11:50 Uhr
1/5
Wie gefährlich ist es, wenn wieder gespielt und gejubelt wird, wie hier die St.Galler Profis im Januar?
Foto: freshfocus

Die europäischen Fussball-Ligen machen sich warm für die Wiederaufnahme der Meisterschaften. Doch die Vorbehalte sind gross, trotz mehrheitlich grünem Licht der Politik. Abbruch oder Geisterspiele? Diese Frage spaltet die Fussball-Welt.

Jetzt bringen Sportmediziner noch einen weiteren Aspekt ins Spiel. Sie schlagen Alarm wegen möglichen Langzeitschäden für Fussballer, die am Coronavirus erkrankt sind. In England warnen Klubärzte eindringlich vor einer Fortsetzung des Fussballs. Und auch in Deutschland mehren sich die Stimmen. «Wer mit Covid-19 trainiert, riskiert Schäden an Lunge, Herz und Nieren. Ich wundere mich, dass Spieler das mit sich machen lassen», äusserte sich SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach in einem Tweet. Im Interview mit Bild konkretisierte er seine Bedenken. Mit einer Infektion Leistungssport zu betreiben, könne bleibende Schäden hinterlassen. Es gäbe durchaus medizinische Gründe, das anzunehmen.

In den Worten von Wilhelm Bloch von der Deutschen Sporthochschule Köln klingt das noch viel dramatischer: «Ein Sportler sollte sich schon Gedanken darüber machen, dass eine Infektion das Karriereende sein kann», sagte Bloch im Sportschau-Interview. Auch bei jungen Menschen habe man schon schwere Krankheitsverläufe gesehen.

Weniger Lungenkapazität kann Folgen haben

In Österreich hat der Arzt Franz Hartig bei Nachuntersuchungen bei genesenen Tauchern Vernarbungen an der Lunge entdeckt, die auch bei Autopsien von verstorbenen Covid-19-Patienten festgestellt worden sind. Hartig glaubt: «Die Schäden an der Lunge sind irreversibel». Bloch sagt dazu: «Wenn solche Veränderungen da sind, ist die Frage, ob sie nach Monaten wieder weggehen oder ob sie bleiben. Und dann habe ich ein paar Prozent weniger Lungenkapazität - für einen Hochleistungssportler ist das schon eine relativ kritische Sache.»

«Würde das Risiko nie auf mich nehmen»

Auch der Schweizer Alpin-Direktor Walter Reusser teilt die Sorgen. Er hofft, dass seine Athleten und Athletinnen gesund bleiben, das sei das Wichtigste, sagt er im Blick-Interview: «Es ist nicht zu unterschätzen, was diese Krankheit auf der Lunge anrichten kann.» Zu denken geben sollte auch der Satz von SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach, der selber Arzt ist. In der Diskussion zur möglichen baldigen Fortsetzung der Fussball-Saison sagt er: «Ich selbst würde das Risiko als Spieler nie auf mich nehmen.» (pam)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?