Am Dienstagabend steht Mark Sampson noch als Coach der englischen Frauen-Nationalmannschaft an der Linie – am Mittwoch ist der 34-Jährige entlassen. Mit sofortiger Wirkung!
Und das, obwohl es dem Waliser sportlich jahrelang hervorragend läuft.
So führt er die Engländerinnen zu den grössten Erfolgen der jüngeren Verbandsgeschichte: Bei der WM 2015, sowie bei der EM diesen Sommer spielt sich sein Team bis in die Halbfinals.
Skandale haben sich angehäuft
Es sind denn auch nicht schlechte Leistungen auf, sondern neben dem Platz, die den Verband zum Rauswurf veranlassen – oder wohl eher zwingen. Anlässe zur Entlassung gab es nämlich über Jahre hinweg, doch die FA schaute weg – und zwar mehrmals.
Bereits im März 2014 – drei Monate nach seinem Amtsantritt – gibts erste Anschuldigungen. Sampson soll während seiner Zeit als Nachwuchstrainer bei der Bristol Academy unangemessene Beziehungen zu Spielerinnen gepflegt haben. Die FA weist die Vorwürfe damals zurück.
Jetzt ist klar: Eine sechsmonatige Beziehung mit einer 18-jährigen Bristol-Spielerin ist ausschlaggebend für den Rausschmiss. Dies berichtet die englische Zeitung «Daily Mail».
Dem nicht genug: Ex-Nationalspielerin Eniola Aluko, geboren in Nigeria, berichtet im Mai 2016 von rassistischen Beleidigungen. Ex-Coach Sampson soll ihr gesagt haben, sie dürfe «gern ihre Verwandten ins Stadion einladen, solange sie kein Ebola mitbringen». Nachdem sich Aluko erstmals kritisch äussert, schmeisst Sampson sie aus dem Trainingslager.
Auch diese Vorwürfe untersucht der Verband, wieder wird Sampson entlastet. Komisch: Die FA überweist Aluko danach über 100'000 Franken, wie die «taz» berichtet. Der Zahlungsgrund ist nicht bekannt.
Nächste FA-Panne nach Allardyce-Entlassung
Der Skandal wirft also ein schlechtes Licht auf die englischen Verbandsverantwortlichen. Und das nicht zum ersten Mal: Erst letztes Jahr blamiert sich die FA mit der Entlassung von Männer-Nationaltrainer Sam Allardyce nach gerade mal zwei Monaten im Amt.
Dies nachdem Videos auftauchen, in denen der Engländer vorschlägt, wie sich FA-Bestimmungen zu Drittparteienverträgen umgehen lassen.
Und auch der aktuelle Skandal dürfte so schnell nicht in Vergessenheit geraten. Die 18-jährige Bristol-Spielerin sagt zwar nicht mehr, als dass sie mit der Beziehung einverstanden war. Eniola Aluko jedoch will am 18. Oktober im Rahmen der Tagung des britischen Sportausschusses Details ihrer Anschuldigungen bekannt geben.