Die Woche hatte für alle Real-Fanatiker so gut begonnen. Cristiano Ronaldo wurde an der Fifa-Gala in London zum fünften Mal zum «Weltfussballer des Jahres» gekürt, sein Chef, Zinédine Zidane, heimste die Trophäe des besten Trainers ein.
Es sind die Lorbeeren alter Erfolge. «Alt» bedeutet in diesem Fall vergangene Saison. Zidane hatte aus dem «weissen Ballett» ein Fussballmonster erschaffen, das seine Gegner besonders in der Champions League vom Rasen tanzte. Angeführt von Ronaldo verteidigten die Königlichen als erstes Team überhaupt den Titel in der Königsklasse, das Santiago Bernabéu wurde zum Inbegriff der Hochburg des europäischen Klubfussballs. Ramos, Marcelo & Co. präsentierten oben auf dem Cibeles-Brunnen die Pokale und unten auf der Plaza weinten die «Madridistas» Tränen des vollkommenen Fussball-Glücks.
Auch der spanische Sommer verlief ganz nach dem Gusto der Anhänger der Königlichen. Kaum ein Real-Aficionado, der sich nach dem ganzen Neymar-Theater, welches im Abgang des filigranen Ausnahmekünstlers aus Barcelona gipfelte, insgeheim nicht ins Fäustchen lachte.
Fünf Monate später ist alles anders. Zidanes Starensemble prallte spätestens gestern Sonntagnachmittag hart auf dem Rasen der Realität auf. Ausgerechnet in der katalanischen Pampa, beim Aufsteiger aus Girona, patzten Ramos, Isco, Carvajal & Co. Eine Pleite mit politischer Note. Zur Erinnerung: Nirgendwo ist die Abneigung im schwelenden Unabhängigkeitskonflikt gegenüber der spanischen Zentralregierung grösser als in den ländlichen Gegenden Kataloniens.
Im «Estadi Municipal de Montilivi» vor 13'382 Zuschauern setzte es für Real eine verdiente 1:2-Niederlage ab. Verdient, weil Girona auch zweimal den Innenpfosten (!) traf und die Zidane-Truppe in Halbzeit zwei keine einzige echte Tor-Chance kreierte.
Konsequenz: Nach 10 Spieltagen in «La Liga» hat Real auf Erzrivale Barcelona schon acht Zähler Rückstand. Die katalanische Zeitung «Sport», die Barça nahe steht, aber auf spanisch erscheint, jubelt am Montagmorgen in grossen, fetten katalanischen Lettern kräftig mit: «Gràcies, Girona», zu Deutsch: Danke, Girona.
Real bekommt aber nicht nur in feindlichen Gefilden sein Fett weg. Auch die heimische Presse in der Hauptstadt knüppelt drauflos. Die «Marca» schreibt vom «schlechtesten Real seit der Ära Mourinho» und dem «schlimmsten Moment für Zidane». In der «As» ist von einem «batacazo», einem heftigen Aufprall, die Rede.
Den Königlichen werden unangenehme Statistiken um die Ohren gehauen. Noch nie gewann Real eine Meisterschaft, nach 8-Punkte-Rückstand auf Barça. Ronaldo hat in der Primera Division bislang ein Törchen auf dem Konto, Messi hat schon deren zwölf Mal eingenetzt. Die letzte Liga-Pleite gegen einen Aufsteiger? Anno 2008. In der Fussball-Geschichte kommt das einer halben Ewigkeit gleich und ist somit von historischem Ausmass.
Fakt ist: Noch hat Real die Meisterschaft nicht verloren. Fakt ist aber auch: Beginnt der Weltfussballer nicht bald mit Toreschiessen, und der Welttrainer mit Gewinnen könnten die begehrten Trophäen im kommenden Jahr im Camp Nou und nicht im Bernabéu zu bestaunen sein.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | FC Barcelona | 16 | 31 | 37 | |
2 | Real Madrid | 14 | 19 | 33 | |
3 | Atlético Madrid | 15 | 18 | 32 | |
4 | Athletic Bilbao | 15 | 8 | 26 | |
5 | Villarreal CF | 14 | 4 | 26 | |
6 | RCD Mallorca | 16 | -2 | 24 | |
7 | CA Osasuna | 15 | -3 | 23 | |
8 | FC Girona | 15 | 2 | 22 | |
9 | Real Sociedad | 15 | 2 | 21 | |
10 | Real Betis Balompie | 15 | -2 | 20 | |
11 | Sevilla FC | 15 | -5 | 19 | |
12 | RC Celta de Vigo | 15 | -4 | 18 | |
13 | Rayo Vallecano | 14 | -2 | 16 | |
14 | UD Las Palmas | 15 | -6 | 15 | |
15 | CD Leganés | 15 | -6 | 15 | |
16 | Deportivo Alaves | 15 | -9 | 14 | |
17 | Getafe CF | 15 | -3 | 13 | |
18 | RCD Espanyol Barcelona | 14 | -12 | 13 | |
19 | Valencia CF | 13 | -8 | 10 | |
20 | Real Valladolid | 15 | -22 | 9 |