Nach Zidanes Rücktritt
Das sind die brennendsten Fragen in Madrid

Zinédine Zidane legt seinen Coaching-Mantel in Madrid ab. Nun könnte es bei den Königlichen zur grossen Zäsur kommen.
Publiziert: 31.05.2018 um 23:34 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 04:46 Uhr
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Am 31. Mai 2018 verkündet Zinédine Zidane seinen Rücktritt als Real-Trainer.
Sandro Geisshüsler

Die Anhänger Real Madrids dürften am Donnerstagmittag nach Luft gerungen haben. Soeben hat ihr Trainer Zinédine Zidane den Bettel hingeworfen. «Ich mache das zum Wohl dieses Teams. Mit mir wäre es nächstes Jahr sehr schwierig gewesen, etwas zu gewinnen», lautet die Begründung des Franzosen. Nach drei Champions-League-Titeln in Serie und insgesamt neun gesammelten Trophäen macht der 45-Jährige Schluss.

Löst der Rücktritt Zidanes jetzt ein Erdbeben aus? BLICK beantwortet die brennendsten Fragen. 

Wer wird neuer Real-Trainer? 

Durch die spanischen Gazetten geistern etliche Namen. Zu den erweiterten Kandidaten zählen unter anderem Jogi Löw, Jürgen Klopp, Antonio Conte und Arsène Wenger. Ihre Verpflichtung ist jedoch hochgradig unwahrscheinlich. Als Kronfavoriten werden derzeit zwei Namen gehandelt.

Mauricio Pochettino (46): Der Argentinier geniesst dank der starken Saison mit den Tottenham Hotspur (Platz 3 in der Premier League, Halbfinal im FA-Cup) ein hohes Ansehen in Madrid. Der 3:1-Sieg im direkten Duell in der Champions-League-Gruppenphase hat Florentino Perez (71) und Co schwer beeindruckt.

Übernimmt Mauricio Pochettino die Königlichen …
Foto: REUTERS

Seither wird der 46-Jährige immer wieder als möglicher Zidane-Nachfolger in Verbindung gebracht. Das Problem aus Real-Sicht: Unlängst verlängerte Pochettino seinen Vertrag bis 2023. Medienberichten zufolge soll dieser aber mit einer Ausstiegsklausel bestückt sein. Die «As» meldet am Donnerstagabend gar, dass er am Freitag nach Madrid fliegen werde, um Gespräche zu führen.

Guti (41): Gute Chancen auf den Trainerstuhl kann sich auch Jose Maria Gutierrez Hernandez oder kurz Guti ausrechnen. Der Spanier kennt Real in- und auswendig, zog von 1995 bis 2010 die Fäden im Mittelfeld des weissen Balletts. Seit zwei Jahren ist er Übungsleiter der U19 Real Madrids.

… oder ist es Guti?
Foto: Getty

Wird Guti der nächste Zidane? Der Lebenslauf der zwei ehemaligen Starspieler offenbart Ähnlichkeiten. Bevor Coach «Zizou» die Welt im Sturm eroberte, trainierte er ebenfalls ein Nachwuchsteam von Real. Am Willen Gutis würde es nicht scheitern, zumal er im Sommer 2017 befand: «Es wäre dumm, zu sagen, dass es kein Ziel ist, die erste Mannschaft zu trainieren.»

Was passiert mit Cristiano Ronaldo?

Die Zukunft Ronaldos steht in den Sternen. Mit seiner Aussage «Es war sehr schön, bei Real Madrid zu sein» kurz nach dem CL-Finalsieg gegen Liverpool trat er eine Gerüchte-Lawine los. Ist er unzufrieden mit seinen Arbeitskonditionen? Messi und Neymar verdienen deutlich mehr. Oder kehrt er Spanien wegen der Steuerhinterziehungs-Affäre den Rücken? Er wird beschuldigt, 14,7 Millionen Euro am Fiskus vorbeigeschleust zu haben.

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Cristiano Ronaldos Zukunft ist ungewiss.
Foto: AFP

So oder so, der Rücktritt Zidanes dürfte eher einen Abgang als einen Verbleib Cristianos zur Folge haben. Denn es ist kein Geheimnis, dass Ronaldo grosse Stücke auf den Franzosen hält. Am Donnerstagabend richtet er sich auf Instagram an Zidane: «Ich fühle nur Stolz, dein Spieler gewesen zu sein. Trainer, vielen Dank für so viel.» Ronaldo sei «am Boden zerstört», berichtet die «Marca», weil er sich jetzt noch «mehr isoliert» fühle.

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Sollte Ronaldo die Königlichen nach neun Jahren tatsächlich verlassen, drängt sich die Frage auf, wer sich das Engagement überhaupt leisten kann. Seine Ausstiegsklausel ist auf eine Milliarde Euro festgelegt. Real-Präsident Perez müsste zuerst eine Freigabe erteilen, damit CR7 günstiger zu neuen Ufern aufbrechen kann. Manchester United käme dann in Frage, Ronaldos alte Liebe. Oder Scheich-Klub PSG, das mit Neymar allerdings schon einen Superstar in den eigenen Reihen hat.

Stürzt Real jetzt in eine Krise?

Der Trainerwechsel wird in Madrid mit Sicherheit Spuren hinterlassen. Eine Krise zu prophezeien wäre aber vermessen. Der Kern des Teams wird auch in der kommenden Saison beisammen sein. Die Mannschaft verfügt über Unmengen an Talent und noch mehr Routine. Und Schlüsselspieler wie Ramos (32), Modric (32), Marcelo (30), Kroos (28) haben ihren Zenit noch nicht überschritten.

Der nächste Übungsleiter kann der Equipe mit zwei, drei gezielten Neuzugängen neues Leben einhauchen. Gut möglich, dass der eine oder andere Spieler (Bale, Benzema, Isco) den Verein nun verlässt. Sollte das der Fall sein, wird Perez sein Portemonnaie öffnen – und galaktisch einkaufen. Das Transferkarussell wird in der spanischen Hauptstadt diesen Sommer auf jeden Fall Spitzengeschwindigkeiten erreichen.

Real-Präsident Florentino Perez.
Foto: Getty

Verpatzt Real den Start in die neue Spielzeit, kanns für Guti, Pochettino oder wer auch immer an der Seitenlinie steht, ganz schnell ganz ungemütlich werden. Die Fans im Bernabeu sind fordernd wie kaum jemand, die Presse gnadenlos. Jetzt erst recht, nach dem dritten Champions-League-Triumph in Serie. Der Trainerstuhl Madrids wackelt wie kein anderer. Wer Platz nimmt, muss sich anschnallen.

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