Fabian Schär freut sich auf Spanien-Abenteuer
«Zwei Mal Ronaldo ärgern – das wäre eine grosse Sache»

Exklusiv! Nati-Verteidiger Fabian Schär (25) erklärt im SonntagsBlick-Interview seinen Wechsel zu La Coruña. Er sagt, dass er die Freude am Fussball fast verloren hätte und fast auf Schalke gelandet wäre.
Publiziert: 23.07.2017 um 09:53 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 00:20 Uhr
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Sonnenbrille auf! Fabian Schär freut sich auf die Primera Division und Sonnenland Spanien.
Foto: Toto Marti
Interview: Andreas Böni

Fabian Schär sitzt in seinem Hotelzimmer und schaut aufs Meer. «Viel besser als hier geht es nicht», sagt der Nati-Verteidiger. Der 25-Jährige hat gerade seinen Medizin-Check bei La Coruña hinter sich, den Vertrag über vier Jahre unterzeichnet. Vier Millionen Franken zahlt der Tabellen-15. der Primera Division an Hoffenheim.

BLICK: Fabian, ein schönes Fleckchen Erde haben Sie sich ausgesucht.
Fabian Schär: Ja, es ist schon schön, direkt auf Strand und Meer zu schauen. Ich hoffe, ich finde auch eine Wohnung, die so schön liegt wie das Hotel hier. Auch kulinarisch ist es fantastisch, ich habe gerade erstmals mit der Mannschaft gegessen. Paella, frischer Fisch, Gemüse, alles top Qualität. Jetzt will ich zügig die Sprache lernen.

Gehen Sie bald zur Schule?
Ich denke ja. Und ich habe jahrelang ein Spanisch-App auf meinem Handy. Damals habe ich es runtergeladen, um beim FC Basel mit dem einen oder anderen Mitspieler scherzen zu können.

Apropos FCB: Sportchef Marco Streller hätte Sie gerne zurück­geholt.
Wir trafen uns per Zufall bei der Hochzeit von Fabian Frei. Da sprachen wir eher scherzhaft darüber. Aber ich wollte im Ausland bleiben und tendierte zu einem neuen Land nach Deutschland.

Was wissen Sie über La Coruña?
Der Klub ist einer von nur neun Vereinen, die in Spanien Meister wurden. Das war 2000. Ein paar Jahre später erreichte man den Halbfinal der Champions League. Dementsprechend gibt es viel Hysterie um den Klub, der zuletzt auch harte Jahre in der zweiten Liga hatte.

Wenn man das Kader betrachtet, sind einige Innenverteidiger dabei – spielen können nur zwei. Haben Sie Angst, nicht zu spielen?
Nein. Der Verein hat sich lange sehr um mich bemüht. Ich habe aber nach den Gesprächen ein sehr gutes Gefühl, dass er genau mich als Spielertyp braucht. Einer, der von hinten das Spiel auslöst. Das ist meine Stärke.

Als Schwäche sagt man Ihnen stets die Defensive nach. Der «Tages-Anzeiger» schrieb einst: «Er verteidigt manchmal so sorglos, wie Hans im Glück durch seine Abenteuer zieht.»
Was soll ich dazu sagen? An der EM hat man gesehen, dass solche Vorwürfe nicht korrekt sind. Ich stecke da in einer Schublade. Auch in der Nati hiess es immer, wir hätten Probleme in der Verteidigung und sahen dann gut aus.

Mangelnder Ehrgeiz ist der zweite Punkt, den man Ihnen regelmässig um die Ohren haut.
Das ist für mich fast der schlimmere Vorwurf. Ich mache alles für den Erfolg. Ich investiere viel in Ernährung und in Training. Nur weil ich einen eher stilleren Spiel-Stil habe, heisst das doch nicht, dass ich nicht ehrgeizig bin. Im Gegenteil: Ich kann nicht verlieren. Nicht mal ein Trainingsspiel.

Psychisch hatten Sie eine extrem schwere Zeit bei Hoffenheim. Als Nationalspieler auf der Tribüne zu sitzen, muss hart sein.
Am Schluss ging es mir ein wenig besser, weil ich mich mit der Situation abgefunden hatte. Aber es gab eine Zeit, da hatte ich die Freude am Fussball verloren. Du fährst jeden Morgen zum Training, gibst alles, machst es aus deiner Sicht gut und es nützt einfach nichts. Ich machte mir sehr viele Gedanken in jener Zeit.

Wer half Ihnen in diesen schweren Monaten?
Die Familie und meine Freundin. Ich bin auch öfters in die Schweiz gefahren als sonst, weil es von Hoffenheim nach Wil nur etwa vier Stunden sind. Ich brauchte die Nähe.

Sie sind ein introvertierter Mensch. Öffnen Sie sich denn?
Ich bin schon der Typ, der alles in sich hineinfrisst. Und ich weiss, dass ich daran arbeiten muss. Aber meine Familie kennt mich und weiss mich dann zu nehmen. Irgendwann habe ich mich mit der Situation abgefunden und redete mir ein, dass ich von allem, was ich für mich mache, in der Zukunft profitieren werde.

Warum stand Hoffenheim-Trainer Julian Nagelsmann nicht auf Sie?
Da müssen Sie ihn am besten selbst fragen. Menschlich mag er mich, sagte er mir mehrmals. Und dass es ihm leid tue, wie alles gelaufen sei. Fussballerisch dachte ich eigentlich immer, seine Philosophie sei gut für mich. Aber es hat irgendwie einfach nicht gepasst. Auch wenn ich denke, dass ich ein paar Chancen mehr verdient gehabt hätte.

Im Winter wollte Sie Schalke verpflichten.
Und ich wollte zu Schalke, ja. Der damalige Trainer rief mich an und wollte mich unbedingt. Aber Schalke wollte mich mit Kaufoption vorerst nur ausleihen, das war nicht im Sinne Hoffenheims. So zerschlug es sich leider. Und zudem sagten mir die Hoffenheim-Bosse noch, sie würden daran glauben, dass ich zurück in die Mannschaft finde. Mir war aber da schon klar, dass dies nicht mehr der Fall sein wird. Aber das ist Vergangenheit, ich freue mich nun auf die Primera Division.

Sie starten gleich am ersten Spieltag gegen Real Madrid.
Das ist ein guter Auftakt, ja. So spiele ich zwei Mal in zwei Monaten gegen Cristiano Ronaldo, im Oktober bestreiten wir mit der Nati in Portugal ja das letzte WM-Qualifikationsspiel. Ihn zwei Mal ärgern zu können – das wäre schon eine ganz grosse Sache.

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