Eine Krise mit Ansage
Die Gründe für den Real-Scherbenhaufen

Real Madrid steckt tief in der Misere. BLICK erklärt die Gründe für den Horror-Start in die neue Saison.
Publiziert: 21.10.2018 um 02:28 Uhr
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Aktualisiert: 29.10.2018 um 21:14 Uhr
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Julen Lopetegui (r.) und Karim Benzema stecken mit Real Madrid tief in der Krise.
Foto: REUTERS
Sandro Geisshüsler

Es ist historisch, was sich im spanischen Liga-Duell zwischen Real Madrid und Levante am frühen Samstagnachmittag abspielt. 

Die Stadionuhr zeigt die 56. Minute an. Jetzt ist klar: Real hat seit 465 Minuten keinen Treffer mehr erzielt. So lange blieben die Königlichen in der 116-jährigen Vereinsgeschichte erst einmal ohne Torerfolg – im Jahr 1985.

Real Madrid verliert mit viel Pech im eigenen Stadion
4:59
Levante schockt das Bernabeu:Real Madrid verliert mit viel Pech im eigenen Stadion

Zu jenem Zeitpunkt liegt Real übrigens 0:2 im Hintertreffen. Am Ende verliert die Equipe von Julen Lopetegui (52) 1:2. Die dritte Niederlage in Serie. Das gabs zuletzt im Mai 2009. Die Bilanz aus den letzten fünf Spielen: Zwei Pleiten, drei Unentschieden – bei einem erzielten Treffer. Die Krise beim 13-fachen Champions-League-Sieger nimmt neue Formen an. Und doch ist sie eine mit Ansage. 

Das sind die Gründe für den madrilenischen Scherbenhaufen.

1. Kein Cristiano Ronaldo: Der Abgang Cristiano Ronaldos (33) zu Juventus Turin macht sich bei Real je länger je mehr bemerkbar. Klar, ein Spieler, der in 438 Partien 450 Tore erzielt hat, ist kaum zu ersetzen. Erst recht, wenn Präsident Florentino Perez (71) keine Lust hat, auf dem Transfermarkt den dicken Geldbeutel zu öffnen. Kein Hazard, kein Neymar, kein Mbappé. Dafür verpflichtet man in der Sommer-Transferphase Mariano Diaz (25), der letzte Saison in der Ligue 1 bei Olympique Lyon in 45 Spielen 21 Mal traf. Die Hoffnung, dass die restlichen Real-Stars den Verlust Ronaldos als Team zu kompensieren vermögen, schwindet mit jedem Auftritt. Weder Gareth Bale (29) noch Karim Benzema (30) füllen die riesengrossen Fussstapfen Ronaldos auch nur annähernd. Wunderjunge Marco Asensio (22)  fehlt es an Konstanz, Lucas Vazquez (27) an Klasse und Brasli-Juwel Vinicius (18) an Einsatzzeit.

2. Julen Lopetegui: Schon vor seinem Amtsantritt am 1. Juli 2018 war klar:

Ist Trainer Julen Lopetegui zum Scheitern verurteilt?
Foto: REUTERS

Dieser Job ist ein undankbarer. Ja, das Geld fliesst in rauen Mengen aufs Konto. Ja, man arbeitet mit den besten Spielern der Welt zusammen. Und ja, als Trainer ins heimische Santiago Bernabeu einzulaufen wird sich wohl wie ein wahrgewordener Traum anfühlen. Doch kann Lopetegui fast nur verlieren. Zinédine Zidane (46) hat mit seiner beinahe unvorstellbaren Titelausbeute (neun Titel innert zweieinhalb Jahren, darunter drei Mal in Folge die Champions League) die Messlatte für seinen Nachfolger astronomisch hoch gelegt. Doch nicht nur dieser Erfolgsdruck, der in Madrid ohnehin schon omnipräsent ist, verurteilt Lopetegui zum Scheitern …

3. Der Erfolgshunger ist gestillt: Fussball-Experten sind sich einig, dass Kontinuität in einer Mannschaft die Erfolgschancen erhöht. Sei dies in Hinblick auf den Trainer oder, wie bei Real der Fall, bezüglich des Spielermaterials. Der Teamkern ist seit Jahren der gleiche. Abläufe sind automatisch, Schwächen und Stärken sind bekannt. Die jüngste Dominanz in der Königsklasse kommt deshalb auch nicht von Ungefähr. Doch genau das wird Real jetzt zum Verhängnis. Der Erfolgshunger ist gestillt. Die Spieler sind satt. Was es bräuchte, wäre frisches Blut in der Mannschaft. Nicht ein, zwei Neuzugänge, die sowieso nur auf der Ersatzbank schmoren.

4. Florentino Perez: Der Real-Boss hat riesigen Anteil an den grossen Triumphen seiner Mannschaft in den vergangenen Jahren. Doch die

Florentino Perez hat die Auswirkungen von Zidanes Rücktritt unterschätzt.

Auswirkungen von Zidanes Rücktritt und Ronaldos Wechsel hat der Milliardär unterschätzt. Der Mannschaft wurden zwei Grundpfeiler entrissen. Mit jedem Spiel scheint das Gerüst mehr zu bröckeln. Mutig werden Optimisten sagen. Dumm, die Pessimisten. Was aber offensichtlich ist: Bei Real wirds zwangsläufig zu einer Zäsur kommen. Vielleicht beginnt sie schon im Winter. Spätestens im Sommer 2019 dürfte Perez den einen oder anderen Superstar nach Madrid lotsen. Und auch die Liste der Abgänge könnte länger ausfallen als in vorherigen Jahren. 

Apropos Abgang: Julen Lopeteguis Trainerstuhl ist schon arg angesägt. Verliert Real am kommenden Sonntag auch noch den Clasico gegen Erzrivale Barcelona, sind die Tage Lopeteguis im Bernabeu wohl gezählt. Und dann kann mit dem Aufräumen begonnen werden. Als heissester Nachfolger wird Ex-Chelsea-Coach Antonio Conte (49) gehandelt.

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