Ein Team ärgert Real Madrid und Barça
Das sind die Regelbrecher aus Girona

In Spanien spielt sich grad ein Fussballwunder ab. Was Guardiola damit zu tun hat. Und wieso die Saison schon jetzt historisch ist.
Publiziert: 17.12.2023 um 18:07 Uhr
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Aktualisiert: 18.12.2023 um 08:51 Uhr
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Girona-Profi Valery freut sich über den 4:2-Auswärtssieg in Barcelona.
Foto: IMAGO/NurPhoto
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Sebastian WendelReporter Fussball

Klar schiesst Geld Tore. Bayern, Manchester City, Real Madrid, Paris St. Germain. Wer viele Tore schiesst, wird Meister. In allen fünf europäischen Topligen steht am Ende einer Saison oben, wer auch finanziell ganz vorne mitspielt. 

Das ist die Regel. Und um Regeln zu bestätigen, brauchts Ausnahmen. Auch im Fussball. 2009: Wolfsburg wird Deutscher Meister. 2016: Leicester City wird englischer Meister. 2021: Lille wird französischer Meister.

Was alle drei Sensationstitel verbindet: Wolfsburg und Co. haben die finanzielle Logik in ihren Ligen ausgehebelt. Und alle drei Teams standen zwei Jahre vor dem Titelgewinn noch am Abgrund in die zweite Liga. Oder stiegen (Leicester) erst aus dieser ins Oberhaus auf.

«Endgültig ein Titelkandidat»

2023/24: Aktuell schlagen die Fussballgötter in Spaniens La Liga zu und lassen Nostalgiker dahinschmelzen. Der FC Girona. Nie gehört? Kein Wunder: Die 100'000-Einwohner-Kleinstadt absolviert erst ihre vierte Saison in La Liga, 2007 kickten sie noch in der 4. Liga. Nach dem erstmaligen Aufstieg ins Oberhaus 2017 gings zwei Jahre später wieder runter, 2022 wieder hoch. Und nun, eineinhalb Jahre später im Dezember 2023, führt der vermeintliche Nobody nach 16 Spieltagen die Liga an. 

Die Medien überschlagen sich mit Lobeshymnen. Sogar in Madrid, von wo aus die schreibende Zunft mit viel Argwohn auf die abspaltungswilligen Katalanen blickt, ist man entzückt. Die Marca schreibt: «Niemand spielt derzeit besser, niemand versucht einen attraktiveren Fussball als Girona. Spektakulär!» Und vom Real-Hausblatt heissts: «Das Wunder von Girona! Das sympathische Überraschungsteam, das bisher als Eintagsfliege galt, muss nun endgültig als Titelkandidat betrachtet werden.»

Kein Zufalls-Tabellenführer

Endgültig? Am vergangenen Wochenende gewann das Team von Trainer Miguel Angel Sanchez Munoz (kurz «Michel») 4:2 – auswärts beim 100 Kilometer entfernten grossen Nachbarn FC Barcelona. Reifeprüfung bestanden, nachdem Skeptiker den Lauf Gironas immer wieder kleinredeten. Es gab auch Siege gegen Valencia, Sevilla, Villarreal, Bilbao – alles Klubs, die sich im Selbstverständnis meilenweit vor Girona sehen. 13 Siege – kein Team hat mehr in Spanien. Auch die 38 erzielten Tore sind spitze. Die einzige Niederlage setzte es gegen Real Madrid. Von einem Zufalls-Tabellenführer kann nicht die Rede sein.

Auch diese Teams überraschen

Neben Sensations-Leader Girona in Spanien mischen auch in anderen europäischen Ligen Teams vorne mit, die dort in keiner Saison-Prognose aufgetaucht sind. In der Bundesliga rettete sich der VfB Stuttgart im Frühling erst in der Barrage vor dem Abstieg – jetzt sind sie dem Leader-Duo Bayern und Bayer dicht auf den Fersen. Ebenso erwähnenswert ist der Aufstieg von Aston Villa, das sich auf Rang 3 liegend grad in der Phalanx der «Big 6» einnistet. Ebenso überraschend der Blick auf die Tabelle in Polen: Dort marschieren Slask Wroclaw und Jagiellonia vorneweg. Zwei Teams, die letzte Saison auf den Rängen 15 und 14 landeten.

Neben Sensations-Leader Girona in Spanien mischen auch in anderen europäischen Ligen Teams vorne mit, die dort in keiner Saison-Prognose aufgetaucht sind. In der Bundesliga rettete sich der VfB Stuttgart im Frühling erst in der Barrage vor dem Abstieg – jetzt sind sie dem Leader-Duo Bayern und Bayer dicht auf den Fersen. Ebenso erwähnenswert ist der Aufstieg von Aston Villa, das sich auf Rang 3 liegend grad in der Phalanx der «Big 6» einnistet. Ebenso überraschend der Blick auf die Tabelle in Polen: Dort marschieren Slask Wroclaw und Jagiellonia vorneweg. Zwei Teams, die letzte Saison auf den Rängen 15 und 14 landeten.

Zur Einordnung: Titel? Sucht man in der Klubchronik von Girona vergeblich. Das Stadion? Hat Platz für 13'000 Fans, so wenig wie kein anderes in Spaniens höchster Liga. In der Super League wären die 13'000 hinteres Mittelfeld. Marktwert des Teams? Der lag zu Beginn der Saison bei gut 100 Millionen Euro – Real Madrid und Barcelona bewegen sich um die Milliarden-Marke. 

Was sie mit ManCity gemein haben

Ein Aufschwung also aus dem Nichts? Jein! Einerseits wird Girona finanziell nie in Sphären der Grossklubs vordringen. Aber 2017 wurde eine künstliche Basis gelegt, die den sportlichen Steigflug erklärt: Damals sicherte sich die City Football Group 44,3 Prozent der Rechte an Girona. Das ist jenes Fussballimperium aus Abu Dhabi, zu dem neben Flaggschiff Manchester City und Girona weltweit weitere zehn Klubs gehören, darunter Palermo, Troyes, Melbourne und Mumbai.

Weitere 44,3 Prozent gehören der Girona Football Group, deren Besitzer wiederum Pere Guardiola ist. Ja, der (jüngere) Bruder von City-Trainer Pep Guardiola. Und dessen Berater. Logisch also, dass sich im Girona-Kader zahlreiche Spieler mit Vergangenheit in Manchester finden. 

Einer von ihnen ist Abwehrspieler Eric Garcia. Er sagt: «Es ist noch ein weiter Weg bis zum Meistertitel. Im Moment geniessen wir Woche für Woche. Und dann schauen wir weiter.» Historisch ist die Leistung von Girona schon jetzt: Seit 2004 gab es in der La Liga nach dem 13. Spieltag keinen Tabellenführer mehr, der nicht Atletico Madrid, Real Madrid oder FC Barcelona hiess. Doch in dieser Saison gibts die Regelbrecher aus Girona. 

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