Grosse goldene Lettern prangen in den Gängen zur Tribüne. «Victory through harmony», Sieg durch Harmonie. Selten passte ein Slogan schlechter. Es ist das Meisterschaftsspiel eins nach dem Skandal um Granit Xhaka (27). Nachdem der Nati-Star sich vergangene Woche mit den eigenen Fans angelegt hat, streicht ihn Trainer Unai Emery kurzerhand aus dem Kader.
«Come on boys», schreibt Granit Xhaka vor dem Spiel auf Instagram und stellt ein Foto des Fernsehers bei sich zu Hause dazu. Seine Anfeuerungsrufe helfen nicht – Arsenal spielt nur 1:1 gegen Wolverhampton. Das Spiel ohne den Nati-Star wirkt plan- und führungslos. Und Trainer Unai Emery kommt immer mehr unter Druck.
Doch wie reagieren die Fans eine Woche nach dem Skandal auf Xhaka? SonntagsBlick nimmt eine lebensgrosse Pappfigur mit nach London und spricht mit denen, die Xhaka auf dem Gewissen haben: mit den Arsenal-Fans, die ihn auspfiffen und ausbuhten.
«Xhakas Aktion verstehe ich, wenn man an einen Punkt gelangt, wo man es nicht mehr aushält, wenn die Kinder und deine Partnerin attackiert werden», sagt Max (Namen in Umfrage geändert). «Aber für einen Captain ist es unentschuldbar. Wenn du dich gegen die Fans stellst, dann gibt es eigentlich keinen Weg zurück. Wir haben aber auch einen Manager, der unbrauchbar ist.»
«Er ist ein guter Captain»
Harry fügt an: «Er hat nichts getan. Nichts falsch gemacht. Was auf den sozialen Medien abgeht, ist falsch. Er ist ein guter Captain.»
Jeremy, sein Sohn, entgegnet: «Nein, ist er nicht. Er sollte aus dem Kader geschmissen werden. Aber menschlich sollte man nicht so mit ihm umgehen.» Xhaka hatte in seinem Communiqué erzählt, dass seine Frau auf Social Media bedroht und seiner eben erst geborenen Tochter Krebs gewünscht worden sei.
Lauren meint deswegen: «Er ist ein fantastischer Fussballer, und er war nach den Vorfällen zu Recht getroffen.» Jack ergänzt: «Als Captain hast du mehr Verantwortung. Da musst du mehr Vorbild sein. Da kannst du nicht dein Shirt ausziehen. Da musst du respektvoller zum Armband und zur Geschichte des Klubs sein.»
Johnny: «Man buht nie seine eigenen Spieler aus. Aber viele Arsenal-Fans haben das Gefühl, dass Xhaka nicht nur der falsche Captain ist, sondern gar nicht in der Startelf stehen sollte. Ich glaube, er ist stark in einem Team, das siegt. Aber wir brauchen eher einen defensiv starken Mittelfeldspieler, der weniger Fehler macht. Aber wir lieben ihn immer noch.»
Emily sagt: «Ich würde nie einen Arsenal-Spieler ausbuhen. Vielleicht wurde es gemacht, weil er zu langsam rausging beim Wechsel. Aber dass man seine Frau oder sein Kind angreift, geht gar nicht, auch wenn er nicht der beste Arsenal-Spieler dieser Saison ist.»
Rückendeckung von Pep Guardiola
Olivia: «Ich sehe beide Seiten. Was die Fans machten, war falsch – und seine Reaktion auch. Vielleicht verdient er eine zweite Chance – aber nicht als Captain.»
Und Grace, eine ältere Anhängerin, meint: «Der Umgang mit ihm ist furchtbar. Er liebt es doch, für Arsenal zu arbeiten.»
Die Frage ist: Kommt Xhaka nächste Woche wieder zum Einsatz? Am Mittwoch trifft man in der Europa League auswärts auf Guimaraes, in jenem Wettbewerb kommen allerdings mehr oder weniger die Ersatzspieler zum Einsatz. Danach wartet Leicester auswärts.
Allerdings hat Trainer Unai Emery angekündigt, dass man vielleicht nächste Woche Klarheit über die Captain-Frage habe. Nach dem 1:1 gegen Wolverhampton wäre er gut beraten, Xhaka wieder in die erste Elf einzubauen.
Zumal auch Manchester Citys Star-Trainer Pep Guardiola eine Lanze für Xhaka bricht: «Ich verstehe Xhaka – die Emotionen, die aus ihm ausbrachen, obwohl ich nicht genau weiss, was in ihm vorging.»
Guardiola kann den Fan-Hass gegenüber dem Schweizer nicht nachvollziehen: «Ich bin mir ziemlich sicher, dass Xhaka alles gibt für seinen Verein. Er ist der Captain, weil er in der Garderobe etwas Spezielles auslöst.» Klar sei seine Reaktion falsch gewesen, aber der Spanier macht auch darauf aufmerksam, dass das Respektieren der Fans nicht immer sehr einfach ist. Vor allem dann nicht, wenn man so misshandelt wird.
PS: Gestern nach dem peinlichen 1:1 buhen die Fans wieder – allerdings dieses Mal gegen die ganze Mannschaft. Sieg und Harmonie – beide Schlagworte sind in diesen Tagen weit weg von Arsenal.
Es passiert am 27. Oktober beim Spiel gegen Crystal Palace (2:2): Erst bejubeln die Arsenal-
Fans die Auswechslung ihres Captains Granit Xhaka (27), dann pfeifen sie ihn aus. Von Emotionen getrieben spornt er die Leute an, noch lauter zu
buhen, hält sich provokativ die Hand ans Ohr, schüttelt immer wieder den Kopf. Schliesslich reisst er sich das Trikot vom Leib. Englische Medien wollen gar ein «Verpisst euch!» von Xhakas Lippen gelesen haben. Am Freitag gibt Trainer Unai Emery bekannt, dass er gegen Wolverhampton auf Xhaka verzichtet.
Es passiert am 27. Oktober beim Spiel gegen Crystal Palace (2:2): Erst bejubeln die Arsenal-
Fans die Auswechslung ihres Captains Granit Xhaka (27), dann pfeifen sie ihn aus. Von Emotionen getrieben spornt er die Leute an, noch lauter zu
buhen, hält sich provokativ die Hand ans Ohr, schüttelt immer wieder den Kopf. Schliesslich reisst er sich das Trikot vom Leib. Englische Medien wollen gar ein «Verpisst euch!» von Xhakas Lippen gelesen haben. Am Freitag gibt Trainer Unai Emery bekannt, dass er gegen Wolverhampton auf Xhaka verzichtet.
Der Sport lebt von den Fans. Von den Zuschauern im Stadion, die Eintrittsgeld bezahlen. Von den Menschen, die das überteuerte Originaltrikot ihrer Lieblinge kaufen. Von den Fans daheim, die viel Geld ausgeben, damit sie das Spiel im Fernsehen schauen können und so von den TV-Anstalten Milliarden in den Sport fliessen. Ohne Fans keine Aufmerksamkeit, keine Werbung, keine TV-Gelder, kein Profisport. Das ist eine relativ simple Gleichung.
Aber die Rolle der Zuschauer hat sich gewandelt. Vor allem im Fussball. Allein der Begriff «Zuschauer» greift viel zu kurz. Nur noch brav zuzuschauen, genügt nicht mehr. Die Fans wollen Macht, sie wollen mitreden, sie wollen Klub- und Transferpolitik machen. Sie sehen sich selbst zunehmend als grosser Akteur in diesem Sporttheater. Nur stimmungsvolle Kulisse zu sein, ist ihnen längst zu wenig geworden.
Und dieser Drang wird immer ausgeprägter. Man schaukelt sich gegenseitig auf, man demoliert Züge, man zündet Pyros, man zwingt die Spieler der eigenen Mannschaft, ihr Trikot abzugeben. Seinen Klub und seine Farben in guten wie in schlechten Zeiten vorbehaltlos zu unterstützen, scheint ein Relikt vergangener Tage zu sein.
So ist das auch in London. Dort haben die «Fans» ihren Captain Granit Xhaka in die Enge und in die Verzweiflung gepfiffen. Natürlich: Wer Millionen kassiert, braucht eine dicke Haut. Aber menschliche Reaktionen kann das Bankkonto nicht aushebeln. Und so hat Arsenal ein Theater, das allen schadet.
Die zunehmende Macht der Fans ist ein gesellschaftliches Phänomen. In Zeiten, wo jeder Wutbürger im Internet Dampf ablassen kann und sein eigenes Medium ist, dreht sich die Welt immer nur um jeden Einzelnen. ICH bin das Wichtigste. Nicht der Sport, nicht die Spieler, nicht das Fairplay. Bedenklich.
Der Sport lebt von den Fans. Von den Zuschauern im Stadion, die Eintrittsgeld bezahlen. Von den Menschen, die das überteuerte Originaltrikot ihrer Lieblinge kaufen. Von den Fans daheim, die viel Geld ausgeben, damit sie das Spiel im Fernsehen schauen können und so von den TV-Anstalten Milliarden in den Sport fliessen. Ohne Fans keine Aufmerksamkeit, keine Werbung, keine TV-Gelder, kein Profisport. Das ist eine relativ simple Gleichung.
Aber die Rolle der Zuschauer hat sich gewandelt. Vor allem im Fussball. Allein der Begriff «Zuschauer» greift viel zu kurz. Nur noch brav zuzuschauen, genügt nicht mehr. Die Fans wollen Macht, sie wollen mitreden, sie wollen Klub- und Transferpolitik machen. Sie sehen sich selbst zunehmend als grosser Akteur in diesem Sporttheater. Nur stimmungsvolle Kulisse zu sein, ist ihnen längst zu wenig geworden.
Und dieser Drang wird immer ausgeprägter. Man schaukelt sich gegenseitig auf, man demoliert Züge, man zündet Pyros, man zwingt die Spieler der eigenen Mannschaft, ihr Trikot abzugeben. Seinen Klub und seine Farben in guten wie in schlechten Zeiten vorbehaltlos zu unterstützen, scheint ein Relikt vergangener Tage zu sein.
So ist das auch in London. Dort haben die «Fans» ihren Captain Granit Xhaka in die Enge und in die Verzweiflung gepfiffen. Natürlich: Wer Millionen kassiert, braucht eine dicke Haut. Aber menschliche Reaktionen kann das Bankkonto nicht aushebeln. Und so hat Arsenal ein Theater, das allen schadet.
Die zunehmende Macht der Fans ist ein gesellschaftliches Phänomen. In Zeiten, wo jeder Wutbürger im Internet Dampf ablassen kann und sein eigenes Medium ist, dreht sich die Welt immer nur um jeden Einzelnen. ICH bin das Wichtigste. Nicht der Sport, nicht die Spieler, nicht das Fairplay. Bedenklich.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Liverpool FC | 11 | 15 | 28 | |
2 | Manchester City | 11 | 9 | 23 | |
3 | Chelsea FC | 11 | 8 | 19 | |
4 | Arsenal FC | 11 | 6 | 19 | |
5 | Nottingham Forest | 11 | 5 | 19 | |
6 | Brighton & Hove Albion | 11 | 4 | 19 | |
7 | FC Fulham | 11 | 3 | 18 | |
8 | Newcastle United | 11 | 2 | 18 | |
9 | Aston Villa | 11 | 0 | 18 | |
10 | Tottenham Hotspur | 11 | 10 | 16 | |
11 | Brentford FC | 11 | 0 | 16 | |
12 | AFC Bournemouth | 11 | 0 | 15 | |
13 | Manchester United | 11 | 0 | 15 | |
14 | West Ham United | 11 | -6 | 12 | |
15 | Leicester City | 11 | -7 | 10 | |
16 | Everton FC | 11 | -7 | 10 | |
17 | Ipswich Town | 11 | -10 | 8 | |
18 | Crystal Palace | 11 | -7 | 7 | |
19 | Wolverhampton Wanderers | 11 | -11 | 6 | |
20 | Southampton FC | 11 | -14 | 4 |