Auf einen Blick
Fussball und Wetten, das hatte vor einem Vierteljahrhundert noch etwas Unschuldiges. Als der Luzerner Kurt Rothenfluh Anfang der 2000er-Jahre bei «Wetten, dass…?» gegen die Profi-Kicker Stefan Effenberg, Thomas Hässler und Matthias Zimmermann im Fussball-Jonglieren antrat, ging es um nicht viel mehr als den Titel des Wettkönigs in der beliebten Unterhaltungsshow.
Obwohl der Schweizer Ballkünstler den Bundesligastars damals knapp unterlegen war, drückte das Publikum ein Auge zu und wählte ihn – die Älteren werden sich erinnern: per Televoting, genannt TED – kurzerhand zum Sieger des Abends.
So einfach ist das heute nicht mehr. Während «Wetten, dass…?» mitsamt Moderator Thomas Gottschalk inzwischen in den Ruhestand versetzt wurde, sind Fussballwetten in den letzten 25 Jahren zu einem gigantischen Milliarden-Geschäft geworden, in dem es um nüchternes Kalkül, hochkomplexe Algorithmen und humorlose Quoten-Mathematik geht. Da gibt es keine Sieger der Herzen, sondern höchstens ein herzloses: knapp vorbei ist auch daneben.
Wicky war schon fast ein «Done Deal»
In England, wo das Wetten eine Art Nationalsport ist, treibt das Spiel mit Tipps und Quoten gelegentlich seltsame Blüten. Zum Beispiel, wenn es um die Prognosen für Trainerrauswürfe oder mögliche Kandidaten für die Nachfolge eines entlassenen Coaches geht. Vergangene Woche tauchte auf diese Weise plötzlich der Name von Raphael Wicky für ein Traineramt in der englischen Championship auf. Der Walliser, der seit seinem Rauswurf bei YB im vergangenen März ohne Job ist, avancierte in wenigen Tagen zum Topfavoriten auf den Posten bei West Bromwich Albion.
Bis gestern Mittag sanken die Quoten der Buchmacher für eine Verpflichtung des Schweizers beim Klub aus Birmingham auf einen derart niedrigen Wert, dass in den lokalen Medien bereits von einem «Done Deal» ausgegangen wurde. Selbst die seriösesten Quellen wie Sky Sports oder die BBC sprachen schon von der bevorstehenden Unterschrift und davon, dass Wicky am Samstag beim Spiel gegen Stoke City mit hoher Wahrscheinlichkeit sein Debüt an der Seitenlinie der «Baggies», wie der einstige Meister und fünffache FA-Cupsieger genannt wird, geben werde.
Hätte Assistent keine Arbeitserlaubnis erhalten?
Blöd nur, dass im Zuge der Verhandlungen zwischen dem 75-fachen Natispieler und West Brom unerwartete Schwierigkeiten auftraten. Laut eines renommierten britischen Sportjournalisten soll es sich dabei um nicht zu lösende Probleme mit der Arbeitserlaubnis bei zumindest einer Person aus Wickys Assistenz-Staff handeln.
So purzelten gestern Nachmittag die Quoten bei den vorherigen Underdogs im Kandidaten-Karussell rasant, während der Name Wicky in kürzester Zeit nach hinten durchgereicht wurde. Aktuell liegt er quotenmässig knapp vor Urs Fischer (der eigentlich nie auf der Shortlist von West Brom stand) und dürfte somit nur noch als krasser Aussenseiter auf den Job gelten.
Dass in den letzten Tagen viele Anhänger des Klubs in den Fan-Foren Wicky bereits zum Hoffnungsträger für den angestrebten Aufstieg in die Premier League erkoren hatten, wird ihm indes auch nichts mehr nützen. Denn die Zeiten von Televoting sind leider lange vorbei.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | Liverpool FC | 20 | 28 | 47 | |
2 | Nottingham Forest | 21 | 10 | 41 | |
3 | Arsenal FC | 20 | 21 | 40 | |
4 | Chelsea FC | 21 | 15 | 37 | |
5 | Newcastle United | 20 | 12 | 35 | |
6 | Manchester City | 21 | 9 | 35 | |
7 | AFC Bournemouth | 21 | 7 | 34 | |
8 | Aston Villa | 20 | -2 | 32 | |
9 | FC Fulham | 21 | 2 | 30 | |
10 | Brentford FC | 21 | 3 | 28 | |
11 | Brighton & Hove Albion | 20 | 1 | 28 | |
12 | West Ham United | 21 | -14 | 26 | |
13 | Tottenham Hotspur | 20 | 12 | 24 | |
14 | Manchester United | 20 | -5 | 23 | |
15 | Crystal Palace | 20 | -7 | 21 | |
16 | Everton FC | 19 | -10 | 17 | |
17 | Wolverhampton Wanderers | 20 | -14 | 16 | |
18 | Ipswich Town | 20 | -15 | 16 | |
19 | Leicester City | 20 | -21 | 14 | |
20 | Southampton FC | 20 | -32 | 6 |